«Mahlen die Mühlen langsam, wünsche ich der Dreif «mehr drive» und mehr Miteinander.» Hildegard Holenstein. Foto: Pia Neuenschwander

«Die Dreif ist kein Kleinhaushalt»

Hildegard Holenstein hat sich 40 Jahre lang engagiert

Hildegard Holenstein hat sich ein halbes Leben lang freiwillig und kirchenpolitisch in der Berner Pfarrei Dreifaltigkeit engagiert. Nach rund 40 Jahren gibt die 81-Jährige ihre Aufgaben ab – ein Rückblick.

Interview: Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Sie haben sich seit 1984 in der Dreif engagiert. Wie sind Sie dazu gekommen?

Hildegard Holenstein: Als ich 1975 nach Bern zog, wollte ich mir hier ein neues soziales Netz und ein Zuhause aufbauen. 1984 wurde ich Präsidentin von Kolping Bern. Pfarrer Franz Kuhn hat mich dabei in vielen Fragen unterstützt, und ich war vermehrt in der Pfarrei anwesend, um die Kolpingmitglieder wertzuschätzen, die sich im Sonntagscafé und im Kirchenordnerdienst einsetzten.

Ab 1999 haben Sie auch politische Aufgaben übernommen.

Ja, ich wurde damals auf Drängen des Präsidenten und des Pfarrers in den Kirchgemeinderat gewählt – ehrlich gesagt ungewollt, denn kirchenpolitische Fragen interessierten mich damals nicht, und ich wusste nicht, was ich beizutragen hätte. Kaum dabei eröffnete sich mir ein faszinierender und anspruchsvoller Bezug zu Kirche, Pfarrei und der «Würde und Bürde» als Kirchgemeinderätin.

Was haben Sie umgesetzt?

Als mir der Kirchgemeinderat 2001 das neue Ressort «Freiwilligenarbeit» übertrug, wurde das ehrenamtliche Engagement zeitaufwändiger. Als erstes übernahm ich die Organisation des DreifTreffs. Ich habe dort die Einführung einheitlicher Preise erreicht, ebenso im Pfarrei-Café. Auch die Betriebskommission, die ich ab 2007 präsidierte, war ein anregendes Lernfeld. Zusammen mit Hausmeister Mounir Maalouli liessen sich meist nachhaltige Lösungen finden. Zu seinen Gunsten habe ich die Einhaltung der Raumreservationsregeln durchgesetzt und nach seiner Pensionierung einige Aufgaben aus dem Angestelltenbereich übernommen. Ab 2023 werden sie dorthin zurückgeführt.

Was haben Sie besonders gern gemacht?

Mit dem Beginn meiner «nachberuflichen Lebensphase» füllte sich mein Terminkalender ab 2004 zunehmend mit sozialem Engagement. Am liebsten organisierte ich grosse Pfarreifeiern, auch wenn es sehr viel zu tun gab. Meistens habe ich dafür vom Kirchgemeinderat den Auftrag, aber keine Vorgaben erhalten, und meine Budgetanträge wurden ausnahmslos bewilligt. Viele schöne Pfarreifeste wurden so möglich – auch dank einer grossen Anzahl begeisterter Freiwilliger. Für das DreifTreff-Team habe ich zudem jährlich einen Tagesausflug an wunderschöne Orte mit Bezug zu einem religiösen Thema durchgeführt, und ich plante die Einsätze im DreifTreff sowie die Angebote im Pfarrei-Café.

Sie waren oft auch vor den Kulissen präsent.

Ich habe sehr gern gekocht oder bei der Zubereitung der Speisen mitgeholfen, obwohl ich mir das anfangs gar nicht vorstellen konnte. Eine Pfarrei ist kein Kleinhaushalt wie meiner – in der Dreif waren bis zu 30, an Pfarreifesten bis zu 140 Gäste anwesend, da gab es ganz andere Mengenberechnungen und Einkaufsprobleme. Letztere liessen sich dank des stets hilfsbereiten Hausmeisters und seinem Auto bewältigen. Im Sonntags-Café durfte ich ebenfalls regelmässig Gastgeberin sein und Gelegenheit zum freundschaftlichen Austausch bieten.


Wie hat sich die Dreif in den letzten 40 Jahren verändert?

Unsere Pfarrei wird stark von den jeweiligen Pfarreileitungen geprägt: von Pfarrer Franz Kuhn, der zu so Vielem anspornte und damit Unmögliches nachhaltig möglich machte. Von Pfarrer Gregor Tolusso, der mit seinen Anregungen zur Weiterführung inspirierte. Und heute von Abbé Christian Schaller, der mit neuen Impulsen Projekte mit zukunftsweisenden Perspektiven verfolgt.

Wozu stehen Sie?

Ich schätze das vielseitige Angebot unserer Zentrumspfarrei im Seelsorge-, Diakonie-, Kultur- und Sozialbereich. Die Flexibilität, sich kurzfristig auf die «Zeichen der Zeit» einzulassen, verdient meine grosse Anerkennung. Aber auch in unserer Pfarrei mahlen die Mühlen langsam. Dann wünsche ich der Dreif jeweils «mehr drive», mehr gemeinschaftsbildendes und generationenverbindendes Miteinander.

Wie lassen Sie nun los?

Gut überlegt und dankbar schliesse ich eine sehr aktive Lebensphase ab. Dazu wünsche ich mir weiterhin Offenheit, Mut, Zuversicht, Gesundheit und ganz viel Gelassenheit, sodass ich den «Ruhestand» etwas verschieben kann. Es gibt noch so viel Neues und Spannendes, das mich interessiert und wofür ich mich einsetzen möchte.

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