Im Nachgang zur Medienkonferenz der drei Landeskirchen zu ihren Leistungen gab Marie-Louise Beyeler, Präsidentin des Landeskirchenrats der Römisch-katholischen Kirche des Kantons Bern, einen Einblick in die aktuelle politische Gemengelage.
Interview: Erik Brühlmann und Marius Leutenegger
«pfarrblatt»: Für die Berner Landeskirchen werden die nächsten Monate wegweisend sein. Sind Sie beunruhigt?
Marie-Louise Beyeler: Beunruhigt nicht. Wir leben in einer Zeit der Veränderung, nicht nur in der Kirche, sondern in der ganzen Gesellschaft. Vieles läuft nicht so, wie man es sich wünschen würde, und es ist ein Zeichen der Zeit, dass man vieles neu betrachtet und bewertet. Wir lernen als Kirche, damit umzugehen.
Der vorliegende Bericht ist umfangreich und wird für die Mitglieder des Grossen Rats als Entscheidungsgrundlage für den Umfang der zweiten Finanzierungssäule dienen. Haben Sie schon Reaktionen erhalten?
Wahrscheinlich werden die meisten Grossrätinnen und Grossräte die Berichte über die gesamtgesellschaftlichen Leistungen erst lesen, wenn es darum geht, sich für die Diskussion eine Meinung zu bilden. Wir haben übrigens das Wichtigste in einer Kurzversion zusammengefasst.
So lange können Sie mit der Lobby-Arbeit aber nicht warten. Läuft sie schon?
Sehr intensiv sogar. Wir sprechen einzeln mit Grossrätinnen und Grossräten und werden im Juni einen runden Tisch zu den wichtigen Themen organisieren. Die Zahlen und Fakten unserer Arbeit zusammenzutragen und in einem Bericht zusammenzufassen, war aufwändig. Es ist der Boden, auf dem jetzt vorwärts gehen müssen.
Wie mühsam ist das?
Unsere Politikerinnen und Politiker werden in ihrer täglichen Arbeit von allen Seiten beansprucht. Wenn wir ihnen nun unsere Leistungen für die gesamte Gesellschaft vermitteln, tun wir das nicht laut, aber fundiert und sachlich – wie schon immer.
Gehen die Landeskirchen dabei gemeinsam vor?
Ja, denn uns allen ist in dieser Hinsicht die ökumenische Zusammenarbeit sehr wichtig. In der ökumenischen Arbeitsgruppe Kirche und Staat werden die gemeinsamen Aktionen geplant – wie zum Beispiel die heutige Medienkonferenz. Dort legen wir auch die Schwerpunkte und die Stossrichtungen fest. Natürlich sind daneben alle Landeskirchen auch in ihren eigenen Kanälen aktiv. Insgesamt ist uns die Zusammenarbeit wichtiger als allfälliges Konkurrenzdenken. Auch das entspricht dem Zeitgeist: Die breite Öffentlichkeit unterscheidet ja oft nicht zwischen den Landeskirchen, sondern sieht einfach «die Kirche».
Die Motion Reinhard geht den Kirchen ans Eingemachte. Sie will die Kirchensteuern für juristische Personen freiwillig machen und damit faktisch abschaffen. Wie begegnen Sie dem Vorstoss?
Wir sind mit dem Motionär selbst, aber auch mit anderen Politikerinnen und Politikern im Gespräch. Denn es stimmt: Fallen die juristischen Steuern weg, können in vielen Pfarreien und Kirchgemeinden nicht mehr alle Angebote durchgeführt werden, und das könnte besonders Hilfsbedürftige hart treffen. Wir hoffen aber, dass wir mit unseren Argumenten und unseren Berichten Gegensteuer geben können.
Drei Landeskirchen – eine Botschaft. Bericht von der Medienkonferenz der Landeskirchen vom 20. Februar.