Die Autorin Alice Linder hat keine besondere Vorliebe für Schafe, aber spinnen ist eines ihrer Hobbies. Foto: zVg

Ein Schäfli wartet auf den neuen Stern

Eine berndeutsche Adventsgeschichte

In der auf Berndeutsch verfassten Geschichte «Ds Schäfli Fläckli» wird ein Lamm Zeuge der Weihnachtsgeschichte. Die Kindergärtnerin Alice Linder aus Meiringen hat den Buch-Adventskalender verfasst. 

Interview: Sylvia Stam

«pfarrblatt»: Mögen Sie Schafe?

Alice Linder: Eine besondere Vorliebe habe ich nicht, aber meine Stellenpartnerin im Kindergarten hält Schafe. Wir haben vor einem Jahr Schafe zum Thema gemacht, durften bei einer Schafschur dabeisein, Wolle mitnehmen und sie selber verarbeiten. Die Kinder sind total in das Thema eingetaucht, sodass wir es noch vertiefen wollten. Darum habe ich diese Geschichte geschrieben.

Buch-Adventskalender für Kinder gibt es Dutzende. Was macht den Ihrigen besonders?

Die meisten Geschichten sind aus der heutigen Zeit. Die Geschichte vom Schäfli Fläckli spielt jedoch in der biblischen Zeit, es erlebt das allererste Weihnachten.

Was für einen Bezug haben Sie selber zu Weihnachten?

Der Glaube an Jesus Christus, an seine Geburt, an die Menschwerdung Gottes sind mir als reformierter Christin wichtig. Darum bedeutet mir Weihnachten viel.

Inwiefern wird Ihr christlicher Hintergrund in der Geschichte spürbar?

Bei den Werten, die vermittelt werden: Dass wir so, wie Gott uns gemacht hat, gut und liebenswert sind, dass unser Wertvollsein nicht von Leistung abhängt, dass Beziehungen wichtig sind, dass wir «echt» und ehrlich sein und voneinander lernen dürfen.

Sie flechten in die Geschichte auch das biblische Gleichnis vom verlorenen Schaf ein. Nehmen Sie hier bewusst die neutestamentliche Botschaft von Gott als liebevollem Hirten vorweg?

Das war nicht so geplant, das Gleichnis ist vielmehr gleichsam in die Geschichte eingeflossen. Eine Geschichte zu schreiben, war für mich eine neue Erfahrung. Ich wusste, dass ich Geschichten in der Geschichte brauchen würde, um auf 24 Kapitel zu kommen. Die Hirten in meiner Erzählung hoffen auf einen neuen König, da lag das Gleichnis vom guten Hirten nahe. Ich denke, dass Jesus Gleichnisse erzählt hat, die für die Menschen gut verständlich und aus ihrem Alltag waren. Es könnte also sein, dass eine solche Geschichte wirklich so oder ähnlich passiert ist, wie Jesus es dann später in seinem Gleichnis erzählt. 

Kinder mögen farbige Bilder. Weshalb sind die Zeichnungen in schwarz-weiss gehalten?

Damit die blühende Fantasie der Kinder mehr Raum bekommt. Ihnen werden so viele Bilder vorgegeben, dass ich manchmal fürchte, ihre Fantasie könnte verkümmern. Ich möchte, dass sie möglichst wenig vorgegeben bekommen.

Weshalb schreiben Sie die Geschichte im Dialekt?

Weil es für mich authentischer ist, «nächer am Härz».

Was bedeutet Ihnen der Advent?

Ich verbinde damit Besinnlichkeit, Harmonie und den Zauber, den diese Zeit hatte, als ich selber Kind war: die Tage zu zählen und die freudige Erwartung. Heute hat der Advent jedoch auch für mich einen kommerziellen und leider oft stressigen Touch. Darum würde es mich freuen, wenn Eltern sich die Zeit nehmen würden, ihren Kindern die Geschichte vorzulesen. Wenn diese gemeinsame Zeit in einem Moment der Zuwendung Raum bekäme.


Alice Linder (45) ist Kindergärtnerin und Mutter von drei erwachsenen Söhnen, geboren und aufgewachsen im Emmental, lebt heute in Meiringen. Das Buch kann bezogen werden unter: www.buchnuessli.ch

 

Ein Lamm mit Namen «Fläckli» steht im Zentrum des Buches der Haslitaler Kindergärtnerin Alice Linder. Es ist als Adventskalender gedacht und daher in 24 kurze Kapitel aufgeteilt. Verfasst wurde es in einem «Berndeutsch mit Oberlandeinfluss», wie die im Emmental aufgewachsene Autorin im Vorwort schreibt.
Die Geschichte handelt von den Erlebnissen eines jungen Lamms, das tagsüber mit den jungen Schafen der Herde um die Wette springt, nachts jedoch Angst vor der Dunkelheit hat und daher bei seinem «Grosischaf» schläft. Von diesem erfährt es auch, dass die Hirten einen neuen Stern erwarten, der einen neuen König ankünden soll.
Die Erzählung enthält mehrere «Weisheitsgeschichte» in der Geschichte, thematisiert werden unter anderem um die Überwindung der eigenen Angst, Identitätsfindung, Abschied nehmen. Mehrere naturgetreue Bleistiftzeichnungen illustrieren die Erzählung.
Das Buch richtet sich gemäss Medienmitteilung an Kinder ab vier Jahren, bei Verwendung im Unterricht (Zyklus 1) könne die Geschichte problemlos gekürzt werden. Das Buch kann bestellt werden unter buchnuessli.ch, hier findet sich auch eine Leseprobe. (sys)

Alice Linder: Ds Schäfli Fläckli, en Adväntskaländer-Gschicht. Herrmann-Verlag 2021, ISBN 978-3-033-08569-5, Fr. 19.- 

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