Jaron sorgt dafür, dass es den Schafen der Berner Weihnachtskrippe auch nachts gut geht. Foto: Pia Neuenschwander

Ein ganz besonderer Hirte

Jaron Liechti (12) kümmert sich als Nachtwächter um die Schäfli der interaktiven Berner Krippe

Ab 13. Dezember sind Kleopatra, Hera und Wöuchli aus Huttwil in Bern zu Gast. Tagsüber sind die drei Schafe Teil der interaktiven Krippe hinter der Heiliggeistkirche auf dem Bahnhofplatz. Abends werden sie von Schäfliführenden unterschiedlichen Alters in ihr Schlaflager ausserhalb der Stadt geführt. Dort kümmert sich Nachtwächter Jaron Liechti (12) um sie.

von Luca D’Alessandro

Jaron Liechti kennt den Job, den er vom 13. bis 27. Dezember übernimmt: Zum zweiten Mal ist er freiwilliger Nachtwächter. Zusammen mit Gspänli sorgt er dafür, dass es den drei Schafen der interaktiven Berner Krippe an nichts fehlt. «Abends warte ich zu Hause auf die Schäfliführenden, die mir die Schafe von der Stadt ins Nachtlager bringen.»

Dieses befindet sich auf Jarons Nachbargrundstück. «Ich sorge fürs Licht im Unterstand und aktiviere den elektrischen Weidezaun», sagt er. «Passieren kann eigentlich nichts, Kleopatra, Hera und Wöuchli sind sehr lieb und würden niemals ausbüxen.» Die drei Tiere sind Gotlandschafe, eine zutrauliche und wenig schreckhafte Rasse, die sich besonders gut für dieses Projekt eignet.

Mit Zügel zügig unterwegs

Einmal pro Tag nehmen vier bis fünf Schäfliführende die Schafe an die Zügel und führen sie ab der Seftigenstrasse in  Bern durch den Mayweg zur Titanic, dann weiter stadteinwärts durch den Florapark, an der US-Botschaft und Dreifaltigkeitskirche vorbei bis zur Heiliggeistkirche. Abends geht es dann denselben Weg zurück.

«Es ist zwar keine leichte, aber eine machbare Aufgabe», sagt Jarons Mutter und fügt hinzu: «Gut ist, wenn die Schäfliführenden schon etwas älter sind», schliesslich hätten die Schafe einen gewissen Zug drauf. «Damit muss man umgehen können.»

Kinder, Jugendliche und Erwachsene kümmern sich gleichermassen um die Schafe, gelegentlich hilft Jaron auch, sie bei der Heiliggeistkirche abzuholen. Im Nachtlager sorgt er dafür, dass die Schafe das richtige Futter vorfinden, «vor allem Heu und Leckerli». Damit sie es bequem haben und sich gut ausruhen können, achtet Jaron darauf, dass sie regelmässig frisches Stroh bekommen. Auch das Säubern des Unterstands gehört dazu.

Als Nachtwächter muss Jaron aber nicht die ganze Nacht draussen stehen und zum Rechten sehen. Er kommt zu seinem Schlaf. «Gelegentlich wache ich auf, schaue aus dem Fenster und vergewissere mich, dass alles in Ordnung ist.»

Zwei Wochen sind gerade richtig

Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Jaron neben Schule und Alltag eine Zeitlang wahrnimmt. Die Rückkehr der Schafe nach Huttwil nach Weihnachten löst in ihm denn auch gemischte Gefühle aus. «Einerseits bin ich traurig, wenn sie dann nicht mehr da sind. Andererseits habe ich auch andere Hobbys und Interessen, denen ich gerne nachgehe. Daher sind die 14 Tage als Nachtwächter gerade richtig.»

Die Tätigkeit als Nachtwächter bereite dem tierliebenden Jaron Freude, sagt seine Mutter. Wenn diese ausserdem eine Rolle bei der Berner Weihnachtskrippe spielen, betrachte er es als ein besonderes Privileg, für sie zu sorgen. «Die Botschaft der Weihnachtsgeschichte füreinander da zu sein und einander Sorge zu tragen, bedeutet uns als Familie viel.»
 

Schäfliführende gesucht
Die drei Gotlandschafe sind vom 13. bis 27. Dezember tagsüber im Gehege der Heiliggeistkirche zu sehen. Es braucht noch weitere Schäfliführende. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können sich online einschreiben. Pro Weg braucht es eine verantwortliche Person, idealerweise jemand mit Erfahrung. Infos und Kontakt: www.offene-kirche.ch

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