Am 10. September feiert der Verein Haus der Religionen – Dialog der Kulturen» sein 20. Wiegenfest. Ein Rück- und Ausblick der Geschäftsleiterin Karin Mykytjuk.
Interview: Anouk Hiedl
«pfarrblatt»: Seit der Gründung des Vereins «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen» ist viel passiert. Was hat Sie in den letzten zwei Jahrzehnten überrascht?
Karin Mykytjuk: So klein das Haus der Religionen auch gestartet ist – es hat sich zu einem international renommierten Ort entwickelt. Das breite Interesse vieler Menschen unterschiedlichsten Hintergrunds hält nach wie vor an. Rückblickend auf diesen Projektstart, ist kaum zu glauben, dass es gelungen ist. Vorausblickend lässt sich sagen, dass heute schon alles gesät ist, was die Zukunft prägen wird. Deshalb ist im Haus jeder Tag, jeder Monat, voll von Überraschungen. Und unsere Überraschungsantennen sind unterdessen sehr stabil.
Welche Wünsche und Ziele aus den Anfängen haben sich erfüllt?
Die im Haus der Religionen entstandenen würdigen Räume für die Ausübung der Religionsfreiheit werden von den verschiedenen Religionsgemeinschaften genutzt. Im Haus sind diese sichtbar, was den Kontakt zur interessierten Öffentlichkeit fördert. Alle Räume bieten eine niederschwellige Plattform der Begegnung zwischen religiösen und nichtreligiösen Menschen. Zugleich sind sie ein lustvolles Übungsfeld für alle, die das UNESCO-Weltkulturerbe Bern für die Zukunft fit machen wollen. Alles in allem ist das Haus ein friedensstiftendes Projekt und ein Vorbild für interkulturellen und interreligiösen Dialog.
Womit haben Sie nicht gerechnet?
Zu Beginn haben wir nicht mit einem solch grossen Ansturm gerechnet. Die Vielfalt der Anspruchsgruppen – von der Quartierbevölkerung über Schulklassen jeden Alters bis hin zu internationalen Forscher:innen und Politiker:innen – beeindruckt uns jeden Tag aufs Neue. Das Haus der Religionen treibt in unruhigen Gewässern, doch wir haben das Ruder gut im Griff.
Für die Transformation eines anfänglich kleinen Vereins zu einer anerkannten Institution braucht es eine Anpassung verschiedener Strukturen und die Professionalisierung von Abläufen, auch digitaler Art. Auch der natürliche Personalwechsel nach Pensionierungen verlangt eine überlegte Wissenssicherung und Dokumentation. Insgesamt sind wir da auf sehr gutem Weg.
Was sehen Sie für die nächsten fünf bis 20 Jahre vor?
Wir wollen unsere Erfolge als Friedensprojekt im Bereich der Mediation und des interreligiösen Dialogs sichtbar machen. Wir führen unsere breit angelegten Angebote und Beratungen für Interessierte weiter und bauen die Vernetzung mit nationalen und internationalen Gruppen aus. Wir brauchen eine sichere und stabile Finanzierung für die Grundleistungen, die wir erbringen. Entsprechende Leistungsverträge mit Kanton und Bund gehören somit auch zu unseren zentralen Zielen.
Das Haus der Religionen muss sparen. Wie gelingt das?
Warum sparen? Bezüglich Vorschläge zur Kultur in der Stadt Bern ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Wir passen nicht in einen enggefassten Kulturbegriff – denn im Haus der Religionen wird viel mehr als Kultur geboten. Wir schaffen durch unsere Arbeit als kultureller Leuchtturm und gesellschaftliche Vorreiterin für die Stadt und den Kanton Bern und für den Bund konkreten Mehrwert auf verschiedenen Ebenen.
In den vergangenen zwanzig Jahren sind Tausende von Menschen aus Nah und Fern zuhörend, beobachtend, lernend durch unser Haus gegangen und haben etwas von unseren und ihren eigenen Erfahrungen mitgenommen und in ihren eigenen Alltag getragen. Dank dem überwältigenden Einsatz vieler Freiwilliger und Mitarbeitenden hat das Haus der Religionen aus beschränkten Mitteln das Maximum herausgeholt.
Den Verein gibt es seit 2002, das Haus seit 2014. Was ist zum 10. Jubiläum des Hauses vorgesehen?
Wir planen die Publikation eines Buchs und einer Webseite, welche die Geschichte des Hauses und Geschichten aus dem Haus erzählen. Das soll die kulturelle Vielfalt, das gemeinsam Erlebte und Erreichte sichtbar machen und unsere Erfolge wissenschaftlich beleuchten. Es wird sicher auch einen grösseren öffentlichen Anlass, einen Tag der offenen Tür, geben. Wir freuen uns über Anregungen dazu, auf dass es ein Fest «mit» statt «für» alle werde, die sich mitfreuen!
20 Jahre Verein «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen»
Samstag, 10. September, 16.30 bis 21.30 Uhr, im Haus der Religionen, Europaplatz 1, Bern.
Zum Jubiläumsprogramm
Der Verein «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen» sucht Geschichten, die mit dem Haus zu tun haben. Erzählen Sie uns Ihre Geschichte!