Architekt Walter Moser bei einem Besuch an seiner alten Wirkungsstätte.
Foto: Niklaus Baschung

EIN KIRCHENBAU, DER ZUR BEGEGNUNG EINLÄDT

VOR 50 JAHREN HAT ARCHITEKT WALTER MOSER DIE KIRCHE UND DAS PFARREIZENTRUM CHRIST-KÖNIG GEBAUT. ER FINDET DEN BAU AUCH HEUTE NOCH GEGLÜCKT.

VOR 50 JAHREN HAT ARCHITEKT WALTER MOSER DIE KIRCHE UND DAS PFARREIZENTRUM CHRIST-KÖNIG GEBAUT. ER FINDET DEN BAU AUCH HEUTE NOCH GEGLÜCKT.

Walter Moser, wie beschreiben Sie die Grundidee der Kirche Christkönig?

Walter Moser: Das Wettbewerbsprojekt hatte einen modellierten Körper, einen Raum, in dem wichtig war, dass die Gemeinde nicht militärisch geordnet ist, wie es in den alten Kirchen üblich war. Wir projektierten eine „Scharungskirche“; das heisst: der Altar sollte in der Mitte sein und die Gemeinde ist im Halbrund darum versammelt. Dies war die Kernidee, mit entsprechender Belichtung, nämlich dem Hauptlicht auf dem Altar. Zusätzlich bestand die Aufgabe auch darin, eine Kirche für 500 bis 600 Leute zu konzipieren. Mit entsprechend grosszügigem Eingang, damit die Leute nicht durch ein Nadelöhr eintreten müssen. Deshalb auch wurde dieser Vorplatz vor der Kirche entworfen, auf dem sich die Menschen vor oder nach dem Gottesdienst begegnen können.

Von aussen auffällig ist der Sichtbeton, den Sie auch bei andern Kirchenbauten verwendet haben. Was spricht für diesen Baustoff?

Im damaligen Zeitgeist hat die Richtung des „new brutalisme“, vor allem der Sichtbeton, einen unglaublichen ästhetischen Anklang gefunden. Weil er durch die Schalungsstruktur lebendiges Material ist. Dieser Beton fasziniert, weil man sieht, wie er erschaffen wurde. Doch dieser Zeitgeist verpflichtete umgekehrt auch, in dieser Art zu bauen, die als schön, ursprünglich und zeitgemäss empfunden wurde. Entscheidend war die Ursprünglichkeit des Materials. Eine verputzte weisse Wand hat nicht die Kraft, welche eine solche Struktur ausdrückt.

Der Kirchenbau von Christ-König ist in die Umgebung eingebettet. Der Glockenturm wirkt unauffällig, so dass Durchfahrende kaum wahrnehmen, dass sich hier eine Kirche befindet. Wollten Sie bewusst, dass sich der Kirchenbau nicht besonders abhebt?

Es gibt zum einen die Vorstellung einer armen Kirche, nach welcher ein Zelt oder eine Hütte genügt, um das Volk zu versammeln. So wie sie zum Beispiel in Frankreich von Abbé Pierre geprägt wurde. Oder zum andern die Idee, ein Kirchenbau müsste ein architektonisches Highlight sein wie die früheren Kathedralbauten. Ich wollte einen Mittelweg einschlagen, eher in der Richtung, dass man sich bescheiden in das Quartier einfügt. Eine Konkurrenz mit heutigen Wohnüberbauungen oder einem grossen Bankturm macht keinen Sinn. Hier können wir mit Demut konkurrenzieren. Aber die einzelnen bescheidenen Elemente sollen schon sichtbar sein, wie etwa der Glockenturm. So dass die Passanten merken, da befindet sich etwas Interessantes, aber Bescheidenes.

Die Kirche Christ-König hat atmosphärisch etwas Höhlenartiges. Bewusst?

Dieser Eindruck wurde nicht bewusst gewählt. Aber es ist wahrscheinlich ein unbewusstes Bedürfnis des Menschen sich zeitweise in eine geschützte Höhle zurückzuziehen. Hier beim Bauort von Christkönig hat man wegen der Erwartung eines grossen Verkehrsaufkommens, die sich schliesslich nicht bewahrheitet hat, diese sehr geschlossene Form der Kirche gewählt. Vorgegeben war eine schwere Betonmauer gegenüber der Strasse, um vor Lärm zu schützen. Bei einer solch geschlossenen Form verursachen zu viele Fenster Blendungen durch das Sonnenlicht. Wenn wir aber das Licht von oben nutzen, ist das Blendungsproblem gelöst. Bei schlechtem Wetter gibt es der Kirche einen düsteren Eindruck. Bei heissem ist es wunderbar in dieser kühlen Kirche.

Hat die Kirche also aus Lärmschutzgründen solche kleinen Fenster?

Nein, diese Fenster könnten auch doppelt so gross sein, die Grösse wurde damals aus Kostengründen so festgelegt.

Fast gleichgewichtig wie die Kirche ist das Gemeindezentrum im Untergeschoss, war dies schon zu Beginn des Projekts so oder hat sich dies später entwickelt?

Das Gemeindezentrum war zu Beginn als eigener Bau geplant und befindet sich nun im Untergeschoss der Kirche. Aus Kostengründen und wegen Einsprachen war dieser eigene Bau dann nicht möglich. Das Gemeindezentrum ist sehr gross, wurde aber möglichst sparsam konzipiert. Auch weil früher der Kirchenbau einen viel grösseren Stellenwert gegenüber dem Gemeindezentrum hat.

Stimmt der Bau für Sie auch heute noch?

Ich würde heute die Fenster grösser und die Decken heller gestalten. Den geschlossenen Betonkörper würde ich hingegen so beibehalten, auch wenn er wegen einer überschätzten Verkehrssituation so herausgekommen ist. Auch der geschlossene Vorhof ist in der realisierten Form geglückt.

Interview: Niklaus Baschung

 

Patronatsfest und 50-Jahr-Jubiläum
Mit einer mehrsprachigen Messe (deutsch, französisch, italienisch, kroatisch) wird am 25. November, 10.00, das Patronatsfest und das 50-Jahr-Jubläum begangen. Zelebriert wird die Messe durch Denis Theurillat, Weihbischof des Bistums Basel.

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.