Trauerfeier für Anton Cadotsch am 9. Januar in der Solothurner Kathedrale. Foto: Christoph Knoch

Ein stets aufgeschlossener Kirchenmann

Nachruf auf Anton Cadotsch

Anton Cadotsch ist kurz vor dem Jahreswechsel im Alter von 100 Jahren gestorben. Der Solothurner Theologe hinterlässt ein Vermächtnis: Ein Leben für den Glauben, die Ökumene und die Erneuerung in der Kirche.

von Silvia Rietz

Vikar in Bern, Subregens in Luzern, Religionslehrer in Solothurn, Präsident der Synode 72, Sekretär der Schweizer Bischofskonferenz, Generalvikar des Bistums Basel, Domherr von Solothurn und Dompropst der Diözese Basel: Anton Cadotsch hatte viele bedeutende Kirchenämter inne, wirkte im Spannungsfeld des Zweiten Vatikanischen Konzil und der 1968er-Bewegung.

Der promovierte Theologe feierte 2020 das 70-Jahr-Jubiläum als Priester, erlebte die Reformen und die Zeit des Umbruchs hautnah mit. Dabei setzte er sich aktiv für die Kirche, die Ökumene und den interreligiösen Dialog ein. Er war ein Strippenzieher und wollte etwas bewegen. Trotz wichtigen Positionen blieb Anton Cadotsch immer Mensch. Er spielte Klavier, Orgel und Oboe, besuchte Konzerte im In- und Ausland.

Grosse Liebe zur Musik

Die Liebe zur Musik und zur Geselligkeit, sein Mutterwitz und Schalk, machten ihn nahbar. Wie die Anekdote, die er gerne erzählte: als Studenten ihn am Priesterseminar fragten, ob sie ihn mit Professor oder Doktor ansprechen sollten, habe er jeweils geantwortet: «Professor und Doktor kann jeder Löli werden. Aber kein Cadotsch. Also nennen sie mich einfach beim Namen.»


Als mittleres Kind eines musischen Elternpaares 1923 in Grenchen (SO) geboren, wuchs Anton Cadotsch in einer tiefgläubigen Familie auf. Im Priesterseminar in Luzern paukte er nicht nur scholastische Philosophie und Kirchengeschichte, sondern spielte die Orgel der Seminarkapelle und sang in der Choralschola mit.

Priesterweihe in Rom

Anton Cadotsch setzte das Studium im Germanikum in Rom und an der Päpstlichen Universität Gregoriana fort und wurde 1950 in Rom zum Priester geweiht. Eine erste Euphorie erlebte der Geistliche im Paris der 1950er Jahre, wo er den theologischen Aufbruch intensiv miterlebte.

Die Arbeiterpriesterbewegung faszinierte ihn genauso wie das Ringen um eine neue, lebendige Liturgie. Das Herz des jungen Priesters gehörte eindeutig den vorwärtsstrebenden Kräften, dem konziliaren Aufbruch. Deswegen war er auch am richtigen Platz, als er 1972-1975 die Synode72 des Bistums Basel präsidierte und gleichzeitig als einer der drei Versammlungsleiter an den gesamtschweizerischen Synodenversammlungen teilnahm, wo über Frauenordination, Laienpredigt und Empfängnisverhütung debattiert wurde.

Sekretär der Schweizer Bischofskonferenz

Ab 1976 baute er als erster vollamtlicher Sekretär für die Schweizer Bischofskonferenz ein professionelles Sekretariat auf. In dieser Funktion organisierte er 1981 den Papstbesuch von Johannes Paul II. in der Schweiz, der wegen des Attentats auf den Heiligen Vater jedoch erst 1984 stattfand. Da arbeitete er bereits als Generalvikar von Bischof Otto Wüst, erlebte später als Dompropst die Bischofswahlen von Hansjörg Vogel und Kurt Koch mit.

Mit Anton Cadotsch ist am 27. Dezember ein grossartiger Mensch, Theologe und Christ verstorben, der stets aufgeschlossen für Neues und interessiert am Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen war.


Eindrücke von der Trauerfeier vom 9. Januar in der Kathedrale in Solothurn:


Fotos: Christoph Knoch

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