Anne Frank, Amsterdam, 1942. © Anne Frank Fonds Basel

Ein Memento für die Erinnerungskultur

Landesmuseum eröffnet Ausstellung «Anne Frank und die Schweiz»

Das Tagebuch der Anne Frank ist weltberühmt. Weniger bekannt ist, dass sich das Buch von der Schweiz aus global verbreitet hat. Und dass Anne Frank in Sils Maria und Adelboden Ferien verbrachte. All das ist in einer neuen Ausstellung im Zürcher Landesmuseum zu sehen.

von Wolfgang Holz, kath.ch

Nach dem Holocaust hat das Tagebuch der Anne Frank die ganze Welt aufgerüttelt. Die Chronik von 735 Tagen Alltag, Angst und Hunger für acht Jüdinnen und Juden im Amsterdamer Versteck ist in 70 Sprachen übersetzt worden. 

Nur der Vater Otto Frank überlebt den Holocaust

Anne Frank kam im Alter von 15 Jahren im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen um – ebenso wie ihre ältere Schwester Margot. Auch ihre Mutter Edith und vier weitere Versteckte überlebten das KZ nicht. Einzig Otto Frank, der Vater der bürgerlichen Familie, die ursprünglich aus Frankfurt stammt und 1933 vor Hitlers Schergen in die Niederlande flüchtete, blieb am Leben und kehrte 1945 aus Auschwitz zurück. Als Staatenloser liess er sich schliesslich in Basel nieder, wo seine Schwester Leni lebte. 

Ferien im Engadin und in Adelboden

Diese war bereits 1929 mit ihrer Familie nach Basel emigriert – auf der Suche nach besseren Lebensumständen nach der Inflation in Deutschland. Ihre Tante hat Anne Frank mehrmals besucht und Ferien in Sils Maria im Engadin und in Adelboden verbracht. All das erzählt eine Ausstellung, die von Donnerstag an im Zürcher Landesmuseum zu sehen ist. Der Titel der Ausstellung lautet «Anne Frank und die Schweiz». Auf fünf Räume verteilt sind vor allem Fotos zu sehen, die die tragischen Wendung der jüdischen Familie zwischen bürgerlich-wohlhabender Existenz und der brutalen Verfolgung durch die Nazis dokumentieren.

Faksimile des Tagebuchs

In einem Raum wird auch das Versteck durch Möbel so inszeniert, dass das Schicksal der jüdischen Familie im Versteck gut nachvollzogen werden kann.  Nach dem Krieg machte Anne Franks Vater Otto das Vermächtnis seiner Tochter, die Schriftstellerin werden wollte, in der ganzen Welt bekannt. Aus Basel und später aus Birsfeld verbreitete er das wohl berühmteste Tagebuch der Welt. Eine Faksimile-Ausgabe des Buchs, das 1947 erstmals in den Niederlanden und dann 1952 in einem kleinen deutschen Verlag veröffentlicht wurde, ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen.

Memento für die Erinnerungskultur

«Die Verbindung der Familie Frank zur Schweiz ist eng und wichtig», sagte Denise Tonella, Direktorin des Schweizerischen Landemuseums in Zürich, am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Anne Frank sei ein Memento für die Erinnerungskultur und die Shoah und lasse auch die Flüchtlingspolitik der Gegenwart widerhallen.
 

Die Ausstellung «Anne Frank und die Schweiz» ist bis zum 6. November in Zürich zu sehen.

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