Death and Birth in My Life – Impression aus der Ausstellung. Foto: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

Eine Ausstellung über Tod und Geburt

Wie es war, als die Mutter starb – Menschen reden über Anfang und Ende des Lebens.

Was ist mit mir passiert, als ich einen Menschen verloren und verabschiedet habe? Videokünstler Mats Staub lässt Menschen vor der Kamera darüber reden.

von Ueli Abt, kath.ch

Der Tod seines Bruders machte Mats Staub zunächst sprachlos. Ein bisher unbekannter Schmerz habe ihn erfasst, wie er in einem Zeitungsinterview sagte. Als würde er ins Bodenlose fallen. Mit seiner Videoinstallation will er einen «gemeinschaftlichen Ort der Auseinandersetzung» schaffen, «weil ich durch meine persönliche Erfahrung merkte, wie wenig Raum es in unserem Alltag dafür gibt.»

Mehr darüber reden, was viele allein überfordert: Mit dem Museum für Kommunikation in Bern scheint die Videoinstallation derzeit die ideale Umgebung gefunden zu haben für das künstlerische Anliegen.

Atmosphäre wie am Lagerfeuer

Es geht dort einige Treppen hinab bis zur Installation, in den Bauch des Museums quasi. Dunkel ist es in dem Raum mit den Monitoren mit den halbkreisförmig gruppierten Lehnstühlen. Nico Gurtner vom Museum für Kommunikation spricht von einer Atmosphäre wie am Lagerfeuer, an dem man sitzt und den Geschichten zuhört.

Jemand erzählt, jemand hört zu – so einfach ist die Regieanweisung des Videokünstlers, der Theaterwissenschaft, Journalistik und Religionswissenschaft studierte. Als Leitfragen für die Gespräche gab er vor:

  • Welche Todesfälle und welche Geburten haben mein Leben bislang geprägt und verwandelt?
  • Wen habe ich empfangen, wen habe ich verloren und verabschiedet?
  • Was ist dabei mit mir passiert?


Staub war dabei wichtig, dass es vor den Aufzeichnungen keine Absprachen gab. Eine gute Stunde lang sollen sich die Teilnehmenden auf ihre Erfahrungen mit Tod und Geburt konzentrieren, einander zuhören. Sie wurden angewiesen, möglichst nicht das Gehörte zu kommentieren, sondern darauf mit einer eigenen Geschichte zu reagieren.

Manche dieser Gesprächspartner kennen sich laut Ausstellungsbeschrieb seit Jahrzehnten, andere begegneten sich zum ersten Mal. Dank Doppel-Bild-Montage können die Betrachter stets sowohl der erzählenden wie auch der zuhörenden Person ins Gesicht blicken.

Bislang 76 Gespräche aufgezeichnet

Staub hat alle Filme der Installation vor Ausbruch der Pandemie aufgezeichnet. Im Rahmen seines Langzeitprojekts hat er bislang 76 Gespräche aufgenommen, darunter in Basel, Bamako (Mali), Frankfurt, Kinshasa (Kongo), Johannesburg, Manchester, München, Salzburg.

Das Museum für Kommunikation hat die Ausstellung im Oktober eröffnet. Aufgrund von Pandemie-Massnahmen musste sie allerdings bereits nach einer Woche wieder geschlossen werden.

 

«Death and Birth in My Life»: Museum für Kommunikation, Helvetiastrasse 16, 3000 Bern. Die Ausstellung dauert noch bis am 30. Mai 2021.

 

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