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Eine Selbsterfahrung im Rollstuhl

Aki-Kolumne von Marco Schmidhalter

Morgens aufstehen, aus dem Haus gehen und auf zur Arbeit – all das ohne jegliche Hindernisse. Was für viele selbstverständlich scheint, ist leider nicht für alle so einfach. Schon immer hat mich der Umgang mit Menschen mit einer Beeinträchtigung beschäftigt. Erst bei meinen ersten näheren Kontakten wurde mir jedoch das Privileg bewusst, sich über Barrieren im Alltag keine Gedanken machen zu müssen.

Im Studium zum Sozialpädagogen betrachteten wir das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG), in welchem festgehalten wird, dass die Öffentlichkeit, sei es der Verkehr oder die Bauten, in der Zugänglichkeit verbessert werden müssen. Dieses Gesetz zur Barrierefreiheit ist meiner Ansicht nach ein sehr zentraler Schritt Richtung Inklusion. Zur Inklusion gehört auch die gesellschaftliche Teilhabe. Um diese Teilhabe zu gewährleisten, benötigt es eine sensibilisierte Gesellschaft. Viele Leute empfinden den Kontakt mit Menschen mit einer Beeinträchtigung als ungewohnt. Durch eine Sensibilisierung könnte ein gewisses Bewusstsein – für Hindernisse überhaupt – ganz von allein ent­stehen.

Kürzlich führten wir eine Veranstaltung durch, bei welcher Teilnehmende in einem Rollstuhl Bern erkundigen konnten. Markus Frankhauser, ein Student, welcher selbst aufgrund einer spinalen Muskelatrophie (SMA) im Rollstuhl sitzt, führte uns ins Thema ein und erzählte von seinen persönlichen Erfahrungen. Über einen nassen Rasen im aki-Garten, in dem die Rollstuhlräder einsinken, zur Strasse zu gelangen, mit einem versteckten Lift ins Uni-Hauptgebäude und zur barrierefreien Toilette, in welcher man aber mit Rollstuhl kaum Platz findet – alles alltägliche Herausforderungen im Leben mit Rollstuhl. Auch der Bahnhof hat seine Tücken: Von der Unterführung führt kein Lift auf die Perrons, weshalb sich der Anstieg über die Rampe als sehr anstrengend und mühsam erwies.

Dieser Tag war eine sehr spannende Erfahrung. Einmal die Perspektive wechseln und selber in einen Rollstuhl steigen, war für mich eine ideale Gelegenheit, einen noch tieferen Einblick in die Thematik zu erlangen. Eine solche Stadtführung im Rollstuhl kann ich allen nur weiterempfehlen, denn genau so kann das Fundament für eine erfolgreiche Inklusion gelegt werden.

Marco Schmidhalter

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