In der Ökumene hat sich gemäss Gino Driussi ein neues Klima entwickelt: Vorurteile seien vielfach überwunden, man sei im Dialog. Foto: Pia Neuenschwander

«Einheit in der Vielfalt leben»

Diskussionsabend in der Missione Cattolica zur Ökumene

Was ist Ökumene? Wann hat der ökumenische Dialog eingesetzt? Wie stellt sich dieser heute in der Schweiz dar? Diese und weitere Fragen bildeten den Rahmen einer Vortragsveranstaltung der Missione Cattolica di Lingua Italiana in Bern anlässlich der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen.

von Luca D'Alessandro

Es war ein inhaltsreicher Vortrags- und Diskussionsabend, der am 22. Januar in der Berner Missione Cattolica di Lingua Italiana (MCLI) stattfand. Der Titel lautete: «Ecumenismo: a che punto siamo?», zu Deutsch, «Ökumene: Wo stehen wir heute?».

Im ersten Teil verwies Gino Driussi, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Kanton Tessin, auf Eckdaten und Wendepunkte der Kirchengeschichte. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Abspaltungen innerhalb der christlichen Kirche zuteil.

Vorurteile vielfach überwunden

In der Fortsetzung führte der Vortrag in die ökumenischen Bewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts über. «Diese sind bis heute aktiv, insbesondere in der Schweiz und im Kanton Bern», sagte Gino Driussi. Sein Fazit: «Im Vergleich zu den 1960er-Jahren haben wir vieles erreicht. Aber es gibt noch vieles zu tun. Das ist allen bewusst, die sich in der Ökumene engagieren.»

Er sei grundsätzlich zuversichtlich, habe sich doch ein neues Klima entwickelt. Es gebe eine gute Zusammenarbeit zwischen den Christ:innen und zwischen ihren Kirchen. «Vorurteile sind vielfach überwunden. Man kennt sich besser. Es werden Dialoge geführt, gemeinsame Gebete gesprochen und ökumenische Bibelversionen veröffentlicht.

Die in den verschiedenen Kantonen etablierten Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen setzen sich seit den 1970er-Jahren aktiv dafür ein, dass nicht Uniformität, sondern Einheit in der Vielfalt gelebt wird.»

Das Interesse am Dialog ist da

Pater Antonio Grasso war die Organisation des Anlasses und die Auseinandersetzung mit dem Thema der Ökumene ein besonderes Anliegen. «Es ist die erste Veranstaltung dieser Art in meiner Zeit in Bern», sagte er und betonte, dass die italienische Gemeinschaft gegenüber der Ökumene keineswegs kritisch eingestellt sei. «Im Gegenteil: Das Interesse am Dialog ist vorhanden. Allerdings stellen oftmals sprachliche Barrieren bei der Durchführung ökumenischer Feierlichkeiten ein Hindernis dar.»

Eine andere Erfahrung habe Pater Antonio regelmässig während seiner Basler Zeit gemacht. «Mit der dort ansässigen, italienischsprachigen Waldensergemeinde haben wir gemeinsame Feierlichkeiten und biblische Bildungsveranstaltungen organisiert, zum Beispiel die ‹Lectio divina›.»

Im Pfarreialltag der MCLI kann man dennoch bestimmte Formen der Ökumene feststellen. So gebe es, gemäss Pater Antonio, «in den letzten Jahren in unserem Religionsunterricht immer häufiger Kinder, deren Eltern zwei Konfessionen angehören. Mit unseren Katechetinnen und Katecheten zeigen wir den Kindern auf, wie wertvoll die Unterschiede sind.» Ähnliches geschehe im Ehevorbereitungskurs, wo Paare verschiedener Konfessionen miteinander diskutierten. «Diese neue Zusammensetzung der Mitglieder unserer Gemeinschaft ermutigt uns, inklusiver zu werden – das ist eine Bereicherung für uns alle.»


Hören Sie den Vortrag von Gino Driussi nach: https://www.facebook.com/missionecattolicaberna
 

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Tessin – zu der Gino Driussi gehört – ist eine regionale Gruppe der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz. Sie fördert die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen und Gemeinschaften und das gegenseitige Verständnis. Weitere Infos: https://agck.ch

 

 

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