Der älteste erhaltene Globus der Welt stammt aus einer Zeit, in der die Kugelform der Erde noch nicht gänzlich akzeptiert war. Heute gehört er neu zum Weltdokumentenerbe der Unesco.
von Andreas Krummenacher
Es gibt Geschichten, die mich faszinieren. Vor vierzehn Tagen hörte ich im Radio, dass der Behaim-Globus neu ins Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen worden sei. Es sei der älteste erhaltene Globus der Welt, und die Informationen für die Kartendarstellungen darauf sollen von einem gewissen Martin Behaim stammen.
Martin Behaim, gebürtig aus Nürnberg, verstarb 1507 in Lissabon. Schon früh zog es ihn in die Welt hinaus. Er war Patrizier, Händler, Abenteurer und Seefahrer. Auf dem nach ihm benannten Globus findet sich die Arche Noah auf dem Berg Ararat oder das Grab Mohammeds. Vergeblich sucht man jedoch nach dem Paradies, das auf einer vollständigen «mappa mundi», einer Weltkarte jener Zeit, offenbar nicht fehlen durfte.
Globus war damals als Begriff nicht bekannt. Die Kugelform der Erde war noch nicht gänzlich akzeptiert. Behaim nannte sein Objekt darum «Erdapfel». Für die Herstellung wurden begabte Handwerker engagiert. Grundlage bildeten eine Lehmkugel, vier Lagen Leinen, viel Leim und Pergament. Die Zeichnungen zeigen die damals bekannten Kontinente und Inseln. Dazu gesellen sich Ungeheuer und Fabelwesen, von denen Seefahrer berichtet hatten.
Behaim liess Texte mit geografischen und historischen Informationen auftragen – ein enzyklopädisches Bild des ausgehenden Mittelalters. Eigentlich aber suchte Behaim mit seinem «Erdapfel» Investoren für seine Expeditionen. Auf dem Globus sind eine ganze Reihe von Informationen über Rohstoffe und Gewürzvorkommen verzeichnet. Auch finden sich bereits erste Aussenposten für den späteren Sklavenhandel. Dieser sollte sich erst entwickeln. Amerika ist auf dem Globus nicht dargestellt. Kolumbus hatte seine Reise über den Atlantik gerade erst angetreten.
