Es brauchte nicht viel, um Pater Arcangelo wohlgesinnt zu sein. Foto: Christina Burghagen

«Es ist alles in Ordnung»

Nachruf für Pater Arcangelo Maira (1962 bis 2021)

Am 21. September ist Pater Arcangelo Maira mit 59 Jahren in Italien aus dem Leben geschieden. Er war unter anderem Flüchtlingsseelsorger in Bern.

Von Antonio Grasso, italienischsprachige Mission Bern

«Es ist alles in Ordnung», sagte Pater Arcangelo Maira jeweils, wenn wir ihn fragten: «Wie geht es dir?» In Wirklichkeit sahen auch wir, dass es ihm nicht gut ging. Seit 2015 legte ihn eine degenerative Krankheit langsam lahm. Pater Arcangelos Herz aber liess sich nicht blockieren. Auch wenn sein Körper ihm nicht mehr gehorchte, knüpfte sein missionarisches Herz weiterhin Beziehungen, so wie es dies sein ganzes Leben lang getan hatte.

Arcangelo Maira wurde 1962 in Sizilien geboren und wuchs in Basel auf. Mit Anfang 20 wurde er Scalabri-Missionar, um seinen Traum zu verwirklichen, den ärmsten Migrant:innen zu helfen. In seiner Familie hatte er nicht nur von Emigration gehört, sondern auch selbst entsprechende einschneidende Erfahrungen gemacht, wie so viele seiner Generation, den sogenannten «versteckten Kindern».

Emigration kann nebst Leid auch Befreiung bringen. Das war es, was Bischof Giovanni Battista Scalabrini, der Gründer der Scalabrini-Kongregation, dachte – und das ist es, was Pater Arcangelo Maira tat, indem er sein eigenes Leid in Energie und Rebellion umwandelte, um vielen anderen Migrant:innen und Flüchtlingen zu helfen, sich von Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Missbrauch zu befreien. Er hat seine Erfahrungen aus der Pfadi, seine unkomplizierte Art und seine Sanftmut genutzt, um konkrete Entwicklungsprojekte zugunsten der Armen ins Leben zu rufen, wo auch immer er hingeschickt wurde: von Deutschland über Kapstadt, Mosambik und Foggia bis hin nach Bern. All diese Etappen seines vielfältigen Dienstes leistete er stets im gleichen Stil: mit Leidenschaft für die Menschen.

Es brauchte nicht viel, um Pater Arcangelo wohlgesinnt zu sein, was er im Gespräch, mit offenem Ohr und Umarmungen erwiderte. Mit 59 Jahren hat er seine Mission hier auf Erden zu Ende gebracht, in den Armen seiner Mama, die ihm bis zum Schluss beistand, zusammen mit seinen Lieben und seinen Scalabrini-Mitbrüdern. Nun wird er vom Himmel aus die vielen Samen der Hoffnung weiter reifen lassen, die er zusammen mit Laien, Migrant:innen und Organisationen gesät hat. Auch wenn es weh tut, Jesus selbst hat gesagt: Wenn das Weizenkorn stirbt, bringt es reiche Frucht.

Italienische Erstpublikation im Insieme, der Zeitschrift der Italienischsprachigen Mission des Kantons Bern. (Übersetzung: Luca Panarese/ah)

2016 war Pater Arcangelo Maira u. a. Flüchtlingsseelsorger in Bern: 
«Durchatmen im Zieglerspital»

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