Hochmotivierte Teilnehmer:innen an der Synodalen Versammlung in Bern. Foto: José R. Martinez/Bistum Basel

«Extrem motiviert und hoffnungsvoll»

Wie zwei Teilnehmer die Synodale Versammlung in Bern erlebten

Drei Tage lang haben 100 Menschen aus dem Bistum Basel darum gerungen, wie das Bistum in die Zukunft geführt werden soll. Zwei von ihnen erzählen, wie sie die Synodale Versammlung in Bern erlebt haben.

Interview: Sylvia Stam

Wie haben Sie die synodale Versammlung erlebt?

Adrian Berlinger*: Es ist spannend, wie viele verschiedene Menschen da sind, aus unterschiedlichen  Hintergründen und Lebenssituationen. Mir wurde bewusst, dass das Bistum Basel aus 10 Kantonen besteht, die sehr unterschiedlich aufgestellt sind, auch finanziell. Die Teilnehmer:innen sind extrem motiviert und hoffungsvoll. Ich hoffe, die Erwartungen werden dann nicht enttäuscht. Von Bischof Felix Gmür habe ich den Eindruck, dass er wirklich interessiert ist, er unterstützt und motiviert uns und will das, was wir erarbeiten, auch mit nach Rom nehmen.

Simeon Asal*: Ich kann das nur bestätigen. Man kommt mit ganz verschiedenen Leuten ins Gespräch, die auch Unterschiedliches mit der katholischen Kirche verbinden. Was alle eint, ist der Wille, diese Kirche in eine gute Zukunft zu führen.

Sie haben in Gruppen zu einzelnen «Pastoralen Wegweisern» diskutiert. In welchen Gruppen waren Sie?

Asal: Ich war in der Gruppe zum Thema Finanzen. Die finanzielle Lage in den Kirchgemeinden ist im Moment noch gut, in gewissen Regionen wird jedoch der Mitgliederschwund spürbar. Es wurde diskutiert, wie es weitergehen könnte, wenn dereinst weniger Geld zur Verfügung steht. Auch die Schwierigkeit, Personal zu rekrutieren, war Thema. Bevor das Geld ausgeht, um das Personal zu bezahlen, geht das Personal aus.  Das kann dazu führen, dass finanzstärkere Kirchgemeinden das beste Personal durch finanzielle Anreize anwerben können, auf Kosten der finanzschwachen. 

Berlinger: Die zehn Kantonalkirchen des Bistums haben unterschiedliche rechtliche Grundlagen. Darum ist es sehr schwierig, einen Finanzausgleich zu realisieren. Auf staatlicher Ebene gibt es diesen Finanzausgleich unter den Kantonen. Hier fragt sich: Kann man diese Gesetze ändern? Will man sie ändern? Wie schnell ist das möglich?  Reicht die Zeit dazu? Die finanzstarken Kantonalkirchen im Bistum müssten hier Solidarität zeigen gegenüber den finanzschwächeren.

Die Pastoralen Wegweiser wurden nun dem Bischof übergeben. Wie geht es in der Frage der Finanzen weiter?

Berlinger: Es gibt auf Bistumsebene ein Gremium, in dem Vertreter:innen aller Landeskirchen sind, um solche Veränderungen anzugehen. Der Bischof ist bestimmt daran interessiert, dass die reichen Kantonalkirchen die guten Leute nicht einfach abwerben.

In welchen Gruppen waren Sie noch?

Berlinger: Beim Thema «Strukturen und Netzwerke» habe ich die Frage eingebracht: Was ist meine Heimat? Die Kirchgemeinde, die Pfarrei, der Pastoralraum sind vielleicht eines Tages nicht mehr so wichtig. Zukünftig gehen Gläubige vielleicht dorthin, wo sie sich wohlfühlen, je nach Mobilität. Weiter ging es um die Frage, wie man mit digitalen Möglichkeiten neue Netzwerke schaffen kann, in denen ein pastoraler Austausch möglich ist.  

Asal: Für mich war das Thema «Relevanz der Kirche in der Gesellschaft» wichtig. In meinem Umfeld nimmt die Relevanz der Kirche stark ab. Noch hat sie einen gewissen Einfluss, den man nicht kleiner reden sollte, als er ist. Vielmehr sollte die Kirche klar Position beziehen, nur dann wird sie auch gehört. Weiter war Thema, dass die Kirche nicht warten darf, bis die Menschen wieder sonntags um 11 Uhr in den Gottesdienst kommen. Sie sollte vielmehr zu den Menschen hinausgehen.

Was heisst das konkret?

Viele Jugendverbände waren einst kirchennah und haben sich heute ein Stück weit von der Kirche entfremdet. Hier müssten die für die Jugendpastoral zuständigen Angestellten der Pfarreien, Pastoralräume und Landeskirchen den persönlichen Kontakt suchen. Gemäss meiner Erfahrung wurde das vernachlässigt. Mir scheint es jedoch enorm wichtig, dass Ressourcen in die Jugendpastoral gesteckt werden.

*Simeon Asal (22, LU) ist Vertreter des Verbands Katholischer Pfadis
Adrian Berlinger (53, BE) wurde per Los für die Versammlung ausgewählt. Er stammt aus der Pfarrei St. Josef in Köniz.

Lesen Sie hierden Bericht zur Synodalen Versammlung.

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