Südindische muslimische Slumbewohnerinnen zeigen Damaris Lüthi die Übungshefte, die Schülerinnen des Berufsbildungsunterrichts in textilem Handwerk zusammengestellt haben. Foto: zVg

Frauen stärken einander

Projekte des Elisabethenwerks

Während 20 Jahren hat Damaris Lüthi fürs Elisabethenwerk Projekte in Indien und Sri Lanka verantwortet. Im Gespräch gibt sie Einblick in ihre Arbeit.

Interview: Rosmarie Itel, Katholischer Frauenbund Bern

Sie leiten Entwicklungsprojekte in Asien. Wie sind Sie dazu gekommen?

Damaris Lüthi: Nach mehreren Jahren beim Hilfswerk Fastenaktion, 16 Monaten ethnologischer Feldforschung in Südindien für meine anschliessende Dissertation sowie Forschungsarbeiten zu Tamil:innen in der Schweiz habe ich 2002 als Projektverantwortliche beim Elisabethenwerk angefangen. Dass ich dabei mein theoretisches Wissen praktisch umsetzen konnte, war ideal für mich.

Wie entstehen die Projekte des Elisabethenwerks?

NGOs und Ordensschwestern sind mit Zielgruppen in Kontakt. Sie stimmen ihre Projektanträge auf diese ab und reichen sie beim Elisabethenwerk ein. In meinem ersten Arbeitsjahr hatte ich 400 solche Anfragen. Da ich Indien und Sri Lanka gut kenne, weiss ich, welche Gruppen benachteiligt sind, und kann zusammen mit den zwei einheimischen Beraterinnen einordnen, was Sinn macht. Beide sind universitär ausgebildete Ordensschwestern. Diese werden in Indien sehr gut respektiert, sie können sich frei bewegen.

Worum geht es in diesen Projekten?

Im Vordergrund stehen die Armutsbekämpfung und die rechtliche Gleichstellung der Frauen. Die Bildung von Frauen und Mädchen spielt dabei eine tragende Rolle. Wenn man nicht lesen und schreiben kann, hat man kaum Chancen herauszufinden, welche Rechte man hat und welche staatlichen Förderungsmassnahmen einem zur Verfügung stehen. Wichtig sind auch die Gesundheitsverbesserung, Einkommensförderung und Entschuldung aus sklavenartiger Abhängigkeit.

Welches Projekt liegt Ihnen am meisten am Herzen?

Viele Projekte zielen darauf ab, Frauengruppen sozial, rechtlich, wirtschaftlich und politisch zu stärken. Toll fand ich ein Projekt im Norden des südindischen Staates Telangana. Es wurde von einer indigenen Adivasi-Frau geleitet und verhalf stark Benachteiligten zu politischer Bildung. Nach ein paar Jahren wurden sie in die Panchayats, die lokale Exekutive, gewählt, wo sie wesentlich zur Entwicklung ihrer Dörfer beitragen konnten.

Was tun Sie als Projektverantwortliche?

Ich wähle aus und begleite. Erst treffe ich aus den 50-seitigen Projektanträgen eine Auswahl und lasse eine Vorevaluation durchführen. Dann studiere ich den Evaluationsbericht, argumentiere bei der beurteilenden Projektkommission für das Projekt, überweise die erste Rate und studiere danach die Zwischenberichte. Alle Projekte sind zuerst auf ein Jahr befristet und können dann für fünf bis sieben Jahre bewilligt werden. Wir machen Aufbauarbeit, das braucht Zeit. Zu guter Letzt gilt es, die Schlussberichte zu lesen, zu beurteilen und Feedback zu geben und eine Schlussevaluation zu machen.

Wie oft reisen Sie an die Projektorte?

Ich bin alle drei Jahre während etwa zwei Wochen in einer Projektregion. Ich bin eben erst von einer solchen Reise zurückgekommen und konnte so meine Nachfolgerin Janne Roux einführen. Ab November übernimmt sie meine Aufgaben, weil ich pensioniert werde.
 

Das Elisabethenwerk ist ein Solidaritätswerk des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds. Seit seiner Gründung 1958 haben Frauen über 2200 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika verwirklicht. Am 19. November, dem Namenstag der Heiligen Elisabeth, finden schweizweit Spendenaktionen zu Gunsten des Elisabethenwerks statt. Damit unterstützt das Hilfswerk Frauengruppen in Uganda, Bolivien, Indien und Sri Lanka.

Weitere Infos: www.frauenbund.ch (Rubriken Unsere Werke, Elisabethenwerk)

 

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