Die RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger findet Vertrauen im Austausch mit den Bischöfen. Foto: Keystone

Gemeinsam Therapien für die Kirche entwickeln

Wichtiges Treffen der Bischöfe auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche

Der Begriff Synodalität wird in den nächsten zwei Jahren der zentrale Begriff für die katholische Kirche. In der Schweiz läuft der Prozess seit einigen Monaten unter dem Titel «Weg zur Erneuerung der Kirche». In zahlreichen weiteren Ländern gibt es ähnliche Diskussionen. Die Schweizer Bischöfe trafen sich zu diesem Thema mit den höchsten Vertreter*innen der Landeskirchen. An einer Medienkonferenz am 11. Juni in Bern wurden die Ergebnisse präsentiert.

Von Andreas Krummenacher

Im Oktober 2023 ist in Rom eine grosse Bischofssynode angesetzt, eine Versammlung der Bischöfe der Welt. Papst Franziskus hat den Weg dahin zu einem zweijährigen synodalen Weg ausgebaut. Es gibt verschiedenen Phasen, damit möglichst viele Menschen einbezogen werden können.

In der Schweiz hat sich die Bischofskonferenz (SBK) des Themas angenommen. Man hat die konkrete Umsetzung an die einzelnen Bistümer delegiert. Die SBK selbst diskutiert mit verschiedenen Organisationen und Verbänden mögliche Verbesserungen in der künftigen Zusammenarbeit. Bei einem ersten Treffen tauschte sich die Bischofskonferenz mit dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund aus (das «pfarrblatt» berichtete).

Begegnung mit der «Schlüsselpartnerin»

Diese Woche nun traf sich die SBK mit Vertreter*innen der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ). Das ist der Zusammenschluss aller kantonalkirchlichen Organisationen. Einfach erklärt: hier sind alle Landeskirchen vertreten. Was in einem Kanton die Kirchgemeinden und die Landeskirche ist, das sind auf Schweizerischer Ebene die Landeskirchen und an der Spitze die RKZ. Es ist indirekt die höchste Vertretung der Kirchgemeinden.

An der Medienorientierung in der Dreifaltigkeitskirche in Bern erklärte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, Bischof des Bistums Basel, beim Treffen sei es vor allem um die Begegnung gegangen.

Papst Franziskus habe den Weg der Synodalität schon bei seiner Wahl begonnen, indem er das Volk Gottes gebeten habe, ihn zu segnen. Um nun einen Weg gemeinsam zu gehen, müsse man sich kennen. Wir sind «gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche». Dazu würden alle Katholik*innen gehören.

Parallel zu der Arbeit in den Bistümern organisiere die SBK Begegnungen mit Partnerorganisationen. Die Begegnung diese Woche «war eine Begegnung mit der Schlüsselpartnerin, der römisch katholischen Zentralkonferenz».

Miteinander reden

Bischof Felix Gmür betonte mehrfach die Begegnung, das sich treffen und sehen. «Das Gegenüber bekommt ein Gesicht. Wir sind alles getaufte Menschen, wir gehören zur Kirche, wir möchten die Kirche gemeinsam voranbringen, wir möchten sie prägen, wir wollen eine Kirche, die Glaubwürdigkeit ausstrahlt und die glaubwürdig ist», so Bischof Felix.

Man kenne sich nun, man schätze sich und könne die eigenen Möglichkeiten und Grenzen einschätzen. «Und wir haben voneinander erfahren, was die Wünsche, die Träume für die Kirche sind.»

Auf Nachfrage des «pfarrblatt», was der ganze Prozess denn nun beispielsweise für die «pfarrblatt»-Leser*innen bedeuten würde, antwortete Felix Gmür: «Weicht einander nicht aus, redet miteinander, schätzt einander und betet miteinander.» Das Zentrum sind nicht Ideen oder Werte, sondern Jesus Christus. Darum denken wir über diese Fragen nach.

RKZ-Präsidentin: «Vertrauen wurde geschaffen»

Renata Asal-Steger, die Präsidentin der RKZ und Synodalratspräsidentin der Katholischen Kirche im Kanton Luzern, ergänzte, dass auch für sie die Begegnung das Wesentliche des Treffens mit den Bischöfen gewesen sei. «Die Begegnung von Angesicht zu Angesicht.» Man habe sich vorher schon teilweise gekannt. Es seien gegenseitige Bilder und Vorstellungen voneinander vorhanden gewesen, immer geknüpft an die jeweiligen Funktionen.

Nun aber hätten diese Bilder revidiert werden können, weil man es mit konkreten Menschen zu tun gehabt habe. Man sah einander ins Gesicht und redete miteinander. «Diese Begegnung hat Vertrauen geschaffen. Das ist wichtig. Das mag jetzt nicht nach viel klingen, aber es ist ein entscheidender Schritt für den weiteren Weg der Zusammenarbeit.»

Die Luzerner Kirche veröffentlichte unlängst zehn Reformvorhaben (das «pfarrblatt» berichtete). Auf die Nachfrage, ob sie sich von der Begegnung mit den Bischöfen ähnliche Ergebnisse gewünscht hätte, antwortete Renata Asal-Steger, dass diese zehn Schritte nur ein Diskussionspapier sei, man wolle, «dass die Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Das kommen wir jetzt tatsächlich auch, genau wie mit den Bischöfen. Wir müssen uns miteinander unterhalten».

Bischof Felix Gmür ergänzte sehr launig, man habe oft unterschiedliche Meinung und «das ist keine Sünde, man darf verschiedene Meinungen haben, wir haben auch keinen Streit, aber wir werden über verschiedenen Themen noch gemeinsam ringen.»

Die Synodalität

Gegen Ende der Medienkonferenz erklärte der Generalsekretär der RKZ Daniel Kosch auf Nachfrage des «pfarrblatt», was man unter Synodalität im weiten katholischen Erdenrund alles verstehe.

Synodalität 1.0, also die einfachste Erklärung der Synodalität, laute: alle dürfen reden, der Bischof oder der Papst entscheidet. Synodalität nach Papst Franziskus gehe so: wir reden nicht nur miteinander, sondern wir machen zuerst eine Umfrage, nehmen noch Experten dazu, am Schluss aber entscheidet immer noch einer oder ein Führungsgremium.

Daniel Kosch erläuterte dann, dass sich demgegenüber viele eine Synodalität wünschen würden, die es in der alten Kirche bereits gab. Das wäre dann Synodalität 2.0: «Es braucht nicht nur die Entscheidung des Bischofs, es braucht auch die Zustimmung der Seelsorgenden, es braucht auch die Zustimmung des Volkes. Das heisst, es braucht Partizipation.»

Diese Differenz im Verständnis von Synodalität sei die eine Seite, in der Schweiz komme noch das duale System dazu. Es gebe also immer zwei Partner, mit je unterschiedlichem Rechtssystem. Also die staatlich anerkannten Kirchgemeinden und Landeskirchen und die kirchenrechtlich anerkannten Pfarreien, Pastoralräume und Bistümer. Die RKZ und die Bischöfe hätten sich nun verständigt, sich aufeinander abzustimmen, «weil wir alle katholisch sind».

Früher habe man das nur beim Geld gemacht und man realisiere nun, dass diese Verständigung auch über die Inhalte gehen müsse. Er träume auch von verbindlichen Anfragen seitens der Bischöfe an die Körperschaften, wenn es darum gehe, Leitungspositionen zu besetzen. Denn die staatskirchenrechtlichen Gremien seien die einzigen Körperschaften mit synodalen Strukturen.

Es sei ausgezeichnet, dass man voneinander wisse. Das Krisenbewusstsein, die Sorge um die Kirche ist auf beiden Seiten gross. Die Ursachenanalyse sei ähnlich. Jetzt gehe es darum, gemeinsam Therapien zu entwickeln, so Daniel Kosch.

Der Bischof des Bistums Chur Joseph Maria Bonnemain ergänzte zum Schluss, dass Papst Franziskus das Gespräch und auch die gemeinsamen Entscheidungen befürworte. Der Papst aber sei genauso der Meinung, wir müssten schweigen und einander zuhören, «genau hinhören, was der Heilige Geist für uns alle möglich macht».


Die Bischofskonferenz traf sich in Einsiedeln zum ersten Mal mit dem neuen Botschafter des Heiligen Stuhls in der Schweiz, Nuntius Martin Krebs. Ausserdem wurden neue Regeln im Zusammenhang mit Genugtuungsfonds für Opfer von verjährten sexuellen Übergriffen erarbeitet. Lesen Sie hier die Details dazu.

Hier lesen Sie die gemeinsame Medienmitteilung der SBK und der RKZ zum Treffen vom 8. Juni in Einsiedeln

 

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