In meinem Beruf habe ich gelernt, handlungsorientiert zu sein und etwas auszuprobieren. Anouk Haehlen, Foto: Ruben Sprich

Gemüse schnippeln und Tanzen mit Fremden

Die Kirche an den Berner Nachhaltigkeitstagen

«Was bringt die Welt in Bewegung?» Antworten auf diese Fragen werden im Dock8 in der Berner Siedlung Holligen gesucht. Hier hat die Katholische Kirche Region Bern im Rahmen der Berner Nachhaltigkeitstage ein Programm auf die Beine gestellt.  

Interview: Sylvia Stam

«pfarrblatt»: Singen im Treppenhaus, eine Pippi-Langstrumpf-Malecke, Tanzen mit Fremden stehen auf dem Programm der Nachhaltigkeitstage im Dock8. Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? 

Anouk Haehlen*: Der Begriff umfasst für uns drei Dimensionen: Eine intakte Umwelt, eine solidarische Gesellschaft und eine zukunftsfähige Wirtschaft.  Wir möchten unübliche Begegnungen schaffen, um über Nachhaltigkeit zu reden, auch über soziale Nachhaltigkeit: Wie lernen wir einander kennen? Wie schaffen wir es, dass Leute miteinander reden, die sonst nirgends zusammentreffen?  

Wen möchten Sie mit den Nachhaltigkeitstagen ansprechen?  

Leute aus dem Quartier und der Stadt, die sich für Nachhaltigkeitsfragen interessieren. Wir hoffen aber auch, Leute anzusprechen, die sich noch nicht sehr damit beschäftigt haben. Deshalb die niederschwelligen Angebote wie das gemeinsame Singen oder Gemüse-Schnippeln. Das Gemüse wird dann Teil des Food-Save-Banketts.  

Ist das Dock8 in dieser neuen Siedlung der richtige Ort, um solche Themen anzugehen? 

In der Siedlung geht es um nachhaltiges Wohnen, die Bewohner:innen sind da bereits mit Fragen konfrontiert: Wie wollen wir miteinander wohnen und leben? Wie wollen wir mit dem Aussenraum umgehen? Gleichzeitig kommen durch die Kooperation mit „Wohnenbern“ Menschen in prekären Lebenssituationen ins Dock8. 

Wie bringen Sie diese beiden Gruppen zusammen?  

Es wird sich zeigen, ob und wie diese Gruppen zusammenwachsen können. Uns dünkt es passend, an einem Ort, wo solche grossen Fragen sich stellen, über Nachhaltigkeit zu diskutieren und gleichzeitig darauf zu achten: Welche Verdrängungsprozesse passieren im Restaurant oder im Quartier? Wer wird gehört und wer nicht?  

Ein Programmpunkt ist ein Podium mit Bischof Felix Gmür und den Riklin-Brüdern. Wie kam es zu dieser Kombination? 

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Uno, die bis 2030 erreicht werden sollen, sind unser Leitstern. Doch wie kommen wir vom Jetzt dahin? Mit Perspektiven aus Religion, Kunst und Wissenschaft wollen wir herausfinden, wie wir diesen Wandel schaffen.  

Sie sprechen von einem „Labor“. Das klingt nach Experiment. Wo könnten Sie scheitern? 

In meinem Beruf habe ich gelernt, handlungsorientiert zu sein und etwas auszuprobieren. Da gehört Scheitern immer dazu. Diese Haltung hilft uns, mutig zu handeln, statt aus Angst etwas nicht zu tun. An den Nachhaltigkeitstagen wird einiges sehr gut funktionieren, anderes weniger gut. Wir werden das hinterher analysieren.  


*Anouk Haehlen ist Soziokulturelle Animatorin bei der Katholischen Kirche Region Bern und Verantwortliche für das Netzwerk Nachhaltigkeit im Dock8.  

 

Sozio-Kultur-Team im Dock8
Die Katholische Kirche Region Bern, die reformierten Kirchgemeinde Frieden und der Verein „Wohnenbern“ haben das Projekt DOCK8 gemeinsam entwickelt. „Wohnenbern“ betreibt das Restaurant Dock8. Hier besteht kein Konsumationszwang, auf Wunsch können Gäste ein Solimenü oder einen Solikaffee beziehen, die von einer/einem Spender:in bezahlt wurden. Im Dock8 wird derzeit ein Sozio-Kultur-Team aufgebaut. Dieses bietet öffentliche Planungssitzungen für alle Interessierten an.  

Detailprogramm zu den Nachhaltigkeitstagen vom 12.-22. September im Dock8 unter: www.dock8.ch/veranstaltungen

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