Halbkreisförmiges Fresko des guten Hirten über dem Portal der Meiringer Kirche. Das Patronatsfest wird am vierten Sonntag nach Ostern gefeiert. Foto: Pia Neuenschwander

Guthirt - behütet in Meiringen

Der Gute Hirte hegt und umsorgt. Die Jahresserie #heiligbern

Die katholische Pfarrei Meiringen steht unter dem Patronat des Guten Hirten. Kirchgemeindepräsidentin Michaela Schade und Gemeindeleiter Jure Ljubic machen sich Gedanken dazu.

von Nicole Arz

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. (aus Psalm 23)

In den 1920er-Jahren reisten die Katholiken aus Meiringen an den Sonntagen jeweils nach Brienz, um im Dachstock vom Hotel Bären ihre Gottesdienste zu feiern. Prioriät beim Kirchenbau hatte Wengen. Schliesslich ermöglichte die Inländische Mission mit zu günstigen Konzessionen bereitgestellten Mitteln den Bau einer eigenen Kirche, die am 16. Juni 1931 unter dem Patronat des Guten Hirten eingeweiht wurde. Als Fresko über dem Eingangsportal trägt dieser ein kleines Schaf auf dem Arm - stellvertretend für seine weit verstreute Gemeinde, die sich vom Grimselpass bis nach Oberried am Brienzersee erstreckt. Dennoch, erzählt Michaela Schade, Kirchgemeindepräsidentin in Meiringen, würden die Menschen einander kennen und fühlten sich verbunden unter der Obhut der Pfarrei. Der gute Hirte sei «ein schönes, tröstliches Bild».

Für Michaela Schade ist das Hirtenbild ein vertrautes: auf der Axalp, wo sie lebt, gehören diese Begegnungen zu ihrem Alltag. «Die Sennen bei uns auf der Alp scheuen keine Mühe, um verlorene oder kranke Tiere zu finden. Manchmal begeben sie sich selbst in Gefahr, um ihre Tiere zu finden und zu bergen. Ich erlebe auch ihre Betroffenheit, wenn sie ein Tier verlieren.»

Jedes einzelne Schaf kennen

Genau das erzählt Jure Ljubic, Diakon und Pfarreileiter in Meiringen, am Patronatsfest seiner Gemeinde. Dass der gute Hirte eine Beziehung habe zu seinen Schafen und zu ihrem Wohle da sei. «Die Schafe kennen ihn und können ihm vertrauen. Sie fühlen sich geliebt.» «Jemanden kennen», sagt Michaela Schade, «kann ich durch Empathie und Zuneigung». Wenn Jesus uns kenne, dann nehme er uns war, interessiere sich für uns. So wie die Tiere sofort erkennen, wem sie vertrauen könnten, so dürften wir auch Jesus gegenüber im Urvertrauen sein. Auch für Jure Ljubic hat Jesus eine grosse Bedeutung: «Wenn man dem Wissen vertraut, dass Gott existiert und uns liebt, ist man nie alleine und ohne Hilfe.»

Für Jure Ljubic kann Jesus in seinem Menschsein uns Vorbild sein. Indem auch wir füreinander da seien, in Gemeinschaft lebten und das Wohl der anderen über unser eigenes stellen.

Auf der Axalp, erzählt Michaela Schade, sei dieses besondere Miteinander der Sennen und ihrer Tiere spürbar. Es sei eindrücklich, wie sich die Hirten der Natur anpassten und darauf achteten, die Alpweiden so zu hinterlassen, dass im folgenden Jahr wieder gutes Gras und gute Kräuter wachsen könnten. «Wir alle sind aufgerufen, gute Hirten zu sein. So wie wir von Jesus begleitet und behütet sind, so sollen auch wir unsere Welt schützen und unseren Mitmenschen mit Empathie begegnen.»

 

Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

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