Die Moschee im Haus der Religionen in Bern ist täglich geöffnet. Foto: zVg

Haus der Religionen distanziert sich von Zwangsheiraten

In der Moschee im Haus der Religionen sollen Zwangsheiraten durchgeführt worden sein.

In der Moschee im Haus der Religionen in Bern sollen Zwangsheiraten durchgeführt worden sein. Dies berichtet Schweizer Radio SRF. Deren Imam Mustafa Memeti und Geschäftsführerin Regula Mader distanzieren sich.

Laut Recherchen von SRF sollen in der Moschee im Haus der Religionen (HdR) sechs Trauungen durchgeführt worden sein, ohne dass zuvor eine zivile Trauung stattgefunden hätte. Diese hätten zu Zwangsehen geführt, berichtet SRF in der Sendung «Echo der Zeit» von Dienstag.

In der Schweiz gilt das sogenannte Primat der Ziviltrauung. Demnach darf eine religiöse Trauung ohne vorgängige zivile Trauung auf einem Zivilstandsamt nicht durchgeführt werden, heisst es auf einem Merkblatt des Bundesamts für Justiz. Religiöse Heiraten ohne vorherige Ziviltrauung seien «illegal und ungültig» in der Schweiz. Doch diese gesetzliche Bestimmung werde immer wieder missachtet.

Laut SRF führen christliche eritreische Gemeinschaften, Hindus, Muslim:innen, aber auch Freikirchen solche religiösen Trauungen durch. Dies geschehe, um Frauen auch gegen deren Willen an einen von der Familie ausgewählten Mann zu binden. Man spricht in diesem Fall von Zwangsheiraten.

Haus der Religionen prüft Strafanzeige

Regula Mader, Geschäftsführerin des Hauses der Religionen, ist ob der Enthüllungen entsetzt: «Ich bin sehr empört und entsetzt, dass das in unserem Haus, in der Moschee des muslimischen Vereins passiert sein soll. Wir verurteilen dies in aller Schärfe», sagt sie gegenüber SRF. Der Verein prüfe eine Strafanzeige.

Auch Mustafa Memeti, Imam an der Moschee im HdR, ist fassungslos. Laut SRF kennt er den Imam nicht, der solche Trauungen durchgeführt haben soll. «Unsere Moschee ist den ganzen Tag offen. Wir haben keine Kamera montiert», sagt er gegenüber SRF. Memeti spricht von «Missbrauch» der Moschee, wenn diese für Zwangsheiraten verwendet werde.

Die Fachstelle Zwangsheirat berät laut SRF jährlich rund 350 Betroffene. Diese kämen hauptsächlich aus Afghanistan, Kosovo, Nordmazedonien, den Kurd:innengebieten der Türkei, Iraks und Syriens. Einige kämen auch aus Eritrea und Sri Lanka.

Islamische Dachorganisation distanziert sich

Die Föderation islamischer Dachorganisationen (Fids) hat postwendend nach Bekanntwerden der Vorfälle im HdR  eine Stellungnahme verschickt. Darin verurteilt sie Zwangsheiraten klar als Verletzung von Menschenrechten. «Die Heirat soll ein Freudenerlebnis im Lebenslauf sein und nicht der Beginn eines lebenslangen Traumas.  Zudem muss die zivile Trauung unbedingt vor der religiösen Heirat erfolgen», schreibt die Fids. (sys)   

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