Das Bild der sich drängenden, in riesigen farbigen Menschenmengen gemeinsam feiernden Gläubigen scheint aus einer anderen Welt und Zeit zu stammen. Doch noch vor einem Jahr konnte es Ende August beim Wagenfest – dem Höhepunkt des zwölftägigen Tempelfestes am Berner Europaplatz – tatsächlich so aussehen.
Seit Corona ist alles anders. Dank einem Schutzkonzept und «nur» gerade 300 gleichzeitig Feiernden hat der Saivanerikoodam- Tempelverein trotzdem eine Möglichkeit gefunden, das zentralste Fest des hinduistischen Jahres auch in diesen Tagen durchzuführen.
Am 13. August begannen die Feierlichkeiten. Das anfängliche Hochziehen der Flagge auf den silbernen Mast im Tempel bis sie oben die Glocke berührt, symbolisiert für die Hindus den Gedanken einer Verbindung unserer menschlichen mit der göttlichen Seele. Täglich finden nun Prozessionen statt, bei denen Götterstatuen auf ihren Reittieren um den Tempel getragen werden. Dazu gibt es viele Geschichten, und jedes Detail ist reich an symbolischen Verweisen. So steht der Wagen für den menschlichen Körper, der geleitet vom Wagenführer, nämlich der reinen, mit Gott verbundenen Seele, die Sinne, dargestellt in den fünf Pferden, kontrolliert, und dem Ziel näherbringt, der Erleuchtung.
Am Samstag, 22. August, ab 10.00, ist es Gott Shiva selbst, der in der grössten Prozession beim Wagenfest den Tempel umrundet. Denn, so die Idee, wenn die Menschen übers Jahr keine Zeit finden, Gott im Tempel zu besuchen, kommt Gott selbst an diesem Tag nach draussen zu den Menschen.
Auch Berner*innen, die teilnehmen möchten, sind herzlich eingeladen, auch am Sonntag, 23. August, zum abschliessenden Badefest, bei dem es nach der Verabschiedung unserer schlechten Wünsche um die Segnung von Mensch und Umwelt geht.