Am 8. Dezember steht das Fest «Mariä Empfängnis» im Kirchenkalender. Ein oft missverstandenes Fest. Es geht nämlich bei diesem Hochfest nicht um die sogenannte Jungfrauengeburt Jesu, es geht um etwas anderes.
Von Andreas Krummenacher
Heute am 8. Dezember wird man in Bern wieder viele Einkaufstouristen aus Freiburg, Solothurn und Luzern sehen und hören. In den katholischen Kantonen ist Feiertag. Gelegenheit also für Weihnachtseinkäufe im Nachbarkanton. Im Mittelpunkt dieses Feiertages aber stehen mit Anna, Joachim und Maria spannende Figuren.
Sie werden das Kind Maria nennen
Viele Jahre lang versucht das Paar Anna und Joachim ein Kind zu bekommen. Vergeblich. Immer wieder bitten sie Gott darum. Das endlose Warten hat schliesslich ein Ende. Anna erscheint ein Engel. Dieser sagt ihr, sie werde ein von Gott auserwähltes Kind zur Welt bringen. In der Wüste erlebt ihr Ehemann Joachim ebenfalls eine Engelserscheinung und die Botschaft, ihm werde eine Tochter geboren.
Das Paar ist eigentlich zu alt. Die Nachricht von der Schwangerschaft ist eine grosse Überraschung. Anna und Joachim sprechen über die gemeinsame Vision. Nach neun Monaten kommt ein Mädchen zur Welt. Das Paar wird es Maria nennen, es ist die Mutter von Jesus.
Die Botschaft von dieser Schwangerschaft des alten Paares Anna und Joachim feiert die katholische Kirche am 8. Dezember unter dem Titel «Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria» durch ihre Mutter Anna – oder eben kurz Mariä Empfängnis.
Dogma
Hinter dem Fest «Mariä Empfängnis» steht noch mehr. Es geht sogar um religionspolitische Ereignisse. Im Mittelpunkt steht der Glaubenssatz, das Dogma, dass Maria frei von jeder Sünde ist, auch von der Erbsünde. Das unterscheidet sie von allen anderen Menschen und soll ihre einzigartige Nähe zu Gott zum Ausdruck bringen. Papst Pius IX. erhob diesen Glaubenssatz am 8. Dezember 1854 in den Rang eines unfehlbaren Dogmas. Obwohl die Unfehlbarkeit des Papstes erst Jahre später geregelt wurde. Kurz – darüber scheiden sich die Geister.
Anmut und Liebe
Das alles, obwohl das Zweite Testament nichts über Anna und ihren Mann Joachim berichtet. Namentlich erwähnt werden die Grosseltern Jesu zum ersten Mal im so genannten Protoevangelium des Jakobus, einer apokryphen Schrift. Ein Text also, der nicht Eingang in die Bibel gefunden hat.
Es erscheint mir darum viel wichtiger und schöner einfach bloss die Geschichte von Joachim und vor allem von Anna zu erzählen. Sie ist eindrücklich genug. Der Name Anna übrigens kommt aus dem Hebräischen und bedeutet «Jahwe hat sich erbarmt». Er steht für Liebe, Gnade, Anmut.