Nicht nur auf Theater- und Politbühnen – jegliche Plattformen bedeuten für manche die Welt. Foto: Stock

Im Rampenlicht

In Wechselwirkung: Politik und Schauspiel

Beim Schauspiel und in der Politik geht's oft mehr um Inszenierung als um authentisches Auftreten.

von Anouk Hiedl

Ronald Reagan, Arnold Schwarzenegger, Wolodimir Selenski: Schauspielende wechseln in die Politik, während Politiker:innen den Glamour der Filmbranche suchen. Doch wie gestalten Politiker:innen ihre öffentliche Person? Wie bereiten sich Schauspielende auf politische Rollen vor? Und was hat die Politik aus der Filmwelt übernommen?

Diese Wechselwirkung zwischen Schauspiel und Politik wurde an den Solothurner Filmtagen diskutiert. Der Kommunikationsberater Marcus Knill coacht Politiker:innen für gelungene öffentliche Auftritte. Manche von ihnen hätten bis zu fünf Kommunikationsberatende, «gut, wenn alle dasselbe wollen». Er selbst unterstütze sie dabei, möglichst natürlich aufzutreten, statt Macht zu performen.

Der Schauspieler Michael Neuenschwander ist mehrfach in die Haut scheiternder Machtmenschen geschlüpft. Für ihn sind Politiker:innen authentisch, wenn sie Ideen vermitteln und auch mal Ecken und Kanten zeigen. Um seine Rollen glaubwürdig zu verkörpern, bereite er sich intensiv vor: Wie lebt dieser Mensch? Was denkt er? Wie spricht er? Wie bewegt er sich? Was zieht er wann an? Beim Spielen gebe er immer auch etwas von sich preis. «Dieses bedingungslose Da-Sein, ganz ohne Hintergedanken, das können Politiker:innen von uns Schauspielenden lernen.»

Auch für den Regisseur Fulvio Bernasconi liegt das Wesentliche jenseits eigener Interessen. In der Politik nehme er es oft umgekehrt wahr. Viele Politiker:innen erscheinen ihm falsch, etwa wenn sie Selfies von Familienwanderungen posten, um sich volksnah zu zeigen.

«Die ganze Welt ist eine Bühne», heisst es bei William Shakespeare. Auch heute kommt es mir oft so vor. Manchmal ist man dabei wie in Luigi Pirandellos Roman «Einer, keiner, hunderttausend». Ob nun mit oder ohne Coach: Auf dass Sie Ihre Rolle(n) im Leben finden; ohne Theater, Selbstinszenierung und Show. Weniger ist auch in dieser Hinsicht mehr, gerade in der Fastenzeit. Und darüber hinaus.

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