An der 60. Generalversammlung der Sakristanenvereinigung Bern und Deutsch-Freiburg in der Pfarrei Bruder Klaus in Biel wurde deren Präsident Andreas Walpen verabschiedet. In diesem Interview zieht er Bilanz.
Interview und Fotos: Vera Rüttimann
«pfarrblatt»: Andreas Walpen, nach 30 Jahren endet für Sie ein Lebenskapitel. Was bleibt ihnen besonders in Erinnerung?
Ich erinnere mich an viele schöne zwischenmenschliche Begegnungen. Wir haben tolle Reisen gemacht. Sakristan:innen reisen gerne. An eine Rimini-Reise, auf der wir uns viele Kirchen angeschaut haben, erinnere ich mich besonders gerne. Die Stimmung war grandios. Hier merkte ich einmal mehr: Die Sakristanen-Gemeinschaft ist eine Familie.
Was konnten Sie für den Verband erreichen?
In den letzten 30 Jahren konnten wir unter anderem erreichen, dass die Sakristanenvereinigung nach intensiven Gesprächen von der Gewerkschaft Syna aufgenommen wurde. Sie hat die Sakristan:innen in schwierigen Situationen in der Kommunikation unterstützt. Weiter haben wir Richtlinien erarbeitet, damit Sakristan:innen, wenn ein Priester ausfällt, eine Andacht halten können.
Was ist die Aufgabe der Sakristanenvereinigung Bern und Deutsch-Freiburg?
Wir sind beratend für die Mitglieder da. Ich wurde auch oft angefragt, wenn es um die Einstellung neuer Sakristan:innen ging. Dazu habe ich viele Gespräche mit Kirchgemeinderäten geführt. Zentrale Punkte sind auch die Weiterbildung in den Bereichen Reinigung, Haustechnik und religiöse Einkehrtage. Die Pflege sozialer Kontakte ist wichtig. An solchen Tagen lernt man die Sakristan:innen als Menschen ganz anders kennen.
Sie waren über 30 Jahre lang selbst Sakristan in der Pfarrei St. Antonius in Bümpliz. Welche Seiten an diesem Beruf mochten Sie besonders?
Ich habe an meinem Job eigentlich alles geliebt! Das Wichtigste waren mir die Begegnungen mit den Menschen. Wir als Sakristane sind an der Front. Wenn ich sah, dass da in der Kirchenbank jemand sass, dem es nicht gut ging, dann sagte ich oft: Komm, wir gehen einen Kaffee trinken! Unsere Aufgabe ist nicht, Seelsorger zu sein, Zuhören aber ist sehr wichtig.
Erinnern Sie sich an besonders skurrile Momente?
Beim Papstbesuch 2004 in Bern war ich für die Logistik und Infrastruktur zuständig. Die Sache mit den regenbogenfarbenen Schirmen für die Kommunionhelfer ging schief.
Erzählen Sie!
Von Rom erhielt ich kurzfristig einen Anruf: «Das ist ein No-Go! Es müssen andere Schirme her!» Ich fragte verzweifelt: «Wie soll ich 150 andere Schirme herholen?» Antwort aus Rom: «Das ist uns egal.» Ich rief die Firma an, die uns die regenbogenfarbenen Schirme gesponsert hatte. Am nächsten Tag lieferte sie prompt 150 weisse Schirme. Am selben Weekend, als der Papst in Bern war, fand in Zürich die Demo der Lesben und Schwulen statt. Wir machten im Radio einen Aufruf, dass man «Papst-Schirme» kaufen könne. Die regenbogenfarbenen Schirme wurden wir schnell los.
Wie hat sich der Sakristanen-Beruf in den letzten Jahrzehnten verändert?
Durch den Priestermangel gab es immer weniger Gottesdienste. Viele Angebote haben sich von der Kirche in die Pfarreizentren verlagert. Für mich hiess das: Man musste beispielweise mehr putzen, mit Handwerkern intensiver zusammenarbeiten und Ansprechpartner für alle möglichen Dinge sein. Der gute Umgang mit unterschiedlichen Menschen spielt deshalb eine noch wichtigere Rolle.
Sakristane arbeiten oft als stille Helfer im Hintergrund. Ist das ein undankbarer Job?
Auf gar keinen Fall! Es braucht eine Berufung für diese Arbeit als Sakristan. Das ist kein 08/15-Job. Er ist herausfordernd: An Festtagen, wenn andere Menschen frei haben, sind Sakristane immer im Dienst. Dennoch ist es ein Beruf mit vielen Freiheiten und man kann seine Zeit selber einteilen.
Auch nach meinem Rücktritt als Präsident werde ich mit Freude Mitglied der Sakristanenvereinigung bleiben. Ich treffe dort Menschen unterschiedlicher Generationen und Kulturen mit ähnlichen Interessen. Das gibt einen tollen Kitt und ist für alle sehr bereichernd.
GV in Biel
An der 60. Generalversammlung der Sakristanenvereinigung Bern und Deutsch-Freiburg waren ca. 40 Sakristan:innen und Gäste versammelt. Etliche Gäste wie Georges Schwickerath, Bischofsvikar St. Verena, Karl Martin Wyss, Kleiner Kirchenrat Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung, Benno Müller und Albert Manser, Schweizerischer Sakristanenverband, haben den Sakristan:innen für ihr Engagement gedankt.
Langjährige Mitarbeiter:innen wurden ausgezeichnet, runde Geburtstage gewürdigt und verstorbenen Sakristan:innen gedacht. Antun Tunic wurde zum Nachfolger von Andreas Walpen gewählt.
Bei Risotto und Wein herrschte eine gute Stimmung und reger Austausch. Es ging um Themen wie die Zukunft der Arbeit der Sakristan:innen, die Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden in Bern und Deutsch-Freiburg und die Ausbildung neuer Sakristan:innen sowie die Sakristanenreise nach Rom 2025 im Heiligen Jahr.