An der langen Nacht der Kirchen Neuem begegnen. Foto: fotokomplizi, photocase.

Jazztrompeten - Nachttalk - Kirchentanz

Berner Kirchen erstmals an der Langen Nacht der Kirchen

Die Nacht des 28. Mai wird lang: Pfarreien und Kirchgemeinden öffnen schweizweit ihre Tore, sich von einer ungewohnten Seite zu zeigen. Jung, Alt, Kirchengänger*innen und solche, die es werden wollen, sind eingeladen, den Kirchenraum neu zu entdecken.

Von Sabrina Durante

«Spirituell – kulturell – musikalisch»: dieses Motto haben die Pfarreien St. Antonius und St. Mauritius in Bern West für die lange Nacht der Kirchen gewählt. «Wir wollen für einmal ganz spezielle Anlässe durchführen, um die Offenheit von Bümpliz zu zeigen», meint Kathrin Ritler, eine der Organisatorinnen. «So ist ein buntes Programm zusammengekommen, das man vielleicht nicht so mit einer Kirche in Verbindung bringen würde». Tatsächlich erwarten von 18-23.30 Uhr vor allem musikalische Leckerbissen die Besucher*innen: der eigene Gospelchor «Anthony Singers» macht den Auftakt, allerdings in reduzierter Formation, um die Schutzmassnahmen zu respektieren.

Orgel, Oud und Trompete

Danach spannt der Organist René Meier mit dem Jazztrompeter Samuel Würgler (Traktorkestar) zusammen, um ungewöhnliche Klangkombinationen in die Kirche zu bringen. Das Brass Ensemble, das um 22 Uhr übernimmt, besteht aus fünf Männern, wovon zwei ehemalige Ministranten der Kirche sind. Den anschliessenden Nachttalk, an dem auch die beiden teilnehmen, werden junge Erwachsene der Pfarrei moderieren. Dazwischen gibt es einen Abstecher in den Nahen Osten: der syrische Komponist und Oud-Spieler Hassan Taha und die Sängerin Najat Suleiman verzaubern das Publikum mit Musik aus 1001 Nacht. Taha hatte übrigens bereits vor fünf Jahren an einem Musical in der Pfarrei mitgewirkt.

Die Reihe «Gast des Monats» bringt an diesem Freitag die Tänzerin Nina Müller nach Bümpliz: Sie wird ganz ohne Musik, dafür mit spezieller Atemtechnik und in Interaktion mit dem Publikum durch die Kirche tanzen. Das danach folgende Gespräch mit Haezel, einer hiphopbegeisterten Freiwilligen der Pfarrei, soll dem Publikum die Möglichkeit geben, diese Leidenschaft der beiden Frauen ein Stück weit besser zu verstehen. Den Kirchenraum als Tanzplattform, Ort des Dialogs und Konzertbühne erfahren: das will die lange Nacht der Kirchen in Bern West ermöglichen. Die Künstler*innen dieses aussergewöhnlichen Abends sind alle auf ihre Art in Bümpliz und der Pfarrei verwurzelt – «Das ist für mich die Vielfalt, die unsere lebendige Pfarrei darstellt, wo sich alle Generationen angesprochen und verantwortlich fühlen und sich gerne engagieren», findet Ritler.

Landesweit gegen die Isolation

Die lange Nacht der Kirchen hat zum ersten Mal 2018 im Aargau und in Bern stattgefunden – nach österreichischem Vorbild, wo dieser Anlass schon länger Tradition hat und landesweit ein grosser Event ist, der auch Tourismus und Gastronomie einbindet. Die zweite Durchführung war für 2020 geplant, konnte aber aus bekannten Gründen nicht stattfinden. Um so wichtiger ist es gemäss Ralph Marthaler, Projektleiter bei der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn, in diesem Jahr einen Impuls zu geben und die Kirchen – reformiert, katholisch, christkatholisch – wieder zu einem Treffpunkt zu machen.

«Nach den Restriktionen der letzten Zeit ist das Bedürfnis nach Begegnung sehr gross», erzählt Marthaler. «Trotz der Teilnehmergrenze von 50 Personen ist vieles möglich, und es ist eine Freude, wie die verschiedenen Akteure der Landeskirchen zusammenarbeiten, um eine Idee nach aussen zu tragen: die Kirchen von einer anderen Seite zu zeigen». 150 Kirchgemeinden und Pfarreien in Bern und Solothurn machen mit, jede hat ihr eigenes Programm gestaltet und freut sich, ein Zeichen der Hoffnung zu senden und die Isolation der vergangenen Monate zu überwinden.


Alle Veranstaltungen sind kostenlos.
Die Übersicht finden Sie unter www.langenachtderkirchen.ch.

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