Fenster in Büren. Katharina feiert ihr Namensfest am 25. November. Foto: Pia Neuenschwander

Katharina von Alexandrien – Gelehrte in Büren

Katharina lehrt und überzeugt. Die Jahresserie #heiligbern

Die heilige Katharina liess sich nicht einschüchtern, trat mutig ein für ihre Überzeugungen und hat damit stark polarisiert. In Büren sieht man sie auf einem Glasfenster und einem Wandmosaik.

von Nicole Arz

Seine 50 besten Gelehrten soll der römische Kaiser Maxentius aufgeboten haben, um Katharina vom Christentum abzubringen, mit dem Resultat, dass sich die Gelehrten allesamt haben taufen lassen – so einleuchtend waren Katharinas Argumente und so brillant ihre rednerischen Fähigkeiten.

Im katholischen Pfarreizentrum in Büren hat der ortsansässige Künstler Peter Travaglini jene Szene in einem Glasfenster umgesetzt, die dem denkwürdigen Disput vorausgegangen war: Ganz allein, ein Kreuz vor sich hertragend, tritt Katharina den kaiserlichen Truppen entgegen.

Für Marie-Louise Beyeler, die viele Jahre Gemeindeleiterin in Büren war, steht Katharina denn auch dafür, die «Botschaft des Christentums klug und mutig zu vertreten». Eine Botschaft, die damals wie heute nicht wirklich zu gesellschaftlichen Trends passe, die mit ihrem Gebot zu Frieden und Nächstenliebe und der Perspektive auf ein ewiges Leben der «ungebremsten, durchökonomisierten Diesseitsbezogenheit» und der Gier nach Geld und Macht widerspreche. Katharina erinnere uns an diesen Widerspruch.

Eine unbequeme Heilige

Bis die Bürener Katholik:innen 1977 ihre eigene Kirche erhielten, hatten sie die Gottesdienste in Schulzimmern oder in der reformierten Stadtkirche gefeiert. In jener Kirche, die bis zur Reformation zusammen mit dem Städtchen unter dem Patronat der heiligen Katharina gestanden hatte. Grund genug, auch das neue katholische Zentrum dieser Heiligen zu weihen. Einer Heiligen, die von kirchlichen Würdenträgern des 15. Und 16. Jahrhunderts gern aus dem Heiligenkalender gestrichen worden wäre, vorgeblich aufgrund des Fehlens von Belegen für ihre historische Existenz.

Vielleicht war Katharina aber auch zu unbequem in ihrer Konsequenz, die christliche Botschaft in den Diskurs einzubringen. Oder, wie Marie-Louise Beyeler es formuliert: «Zu vorbildlich darin, auch dort nicht zu schweigen, wo es unerwünscht, unangenehm und sperrig ist, selbst innerhalb der Kirche.»

Nachdem Katharina der Legende nach selbst die Kaiserin zum Christentum bekehrt hatte, war ihr der Märtyrertod gewiss. Während ihres Martyriums kamen ihr immer wieder Engel zu Hilfe, pflegten ihre Wunden und zerstörten gar das nagelbestückte Rad, mit dem man sie hatte töten wollen. Am Ende wurde sie enthauptet.

Mutig sein wie Katharina

Die Bürener Katharina, die in Form eines Mosaiks den Kirchenbesucher:innen von der Aussenwand der Kirche entschlossen und etwas trotzig entgegenblickt, ist körperlich noch unversehrt. Ihre Attribute – Schwert, Rad und Buch – hat sie bei sich.

«Wir wären in vielen Dingen mutiger, hätten wir etwas mehr Katharina in uns», meint Marie-Louise Beyeler. Und Katharina selbst wäre heute womöglich «eine Ärztin, die daran erinnert, dass es noch ein anderes als das physische Leben gibt, eine Politikerin in Russland, die sich öffentlich gegen das Regime auflehnt, eine Physikerin, die zugibt, dass es Rätsel und Geheimnisse gibt, die man wissenschaftlich nicht begründen kann …».
 

Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

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