«Kämen alle Hörer des kibeo-Sonntagsgottesdiensts ins Thuner Fussballstadion Stockhornarena, wäre es ausverkauft», sagt kibeo-Präsident Andreas Zimmermann. Hier im Radiostudio. Fotos: Pia Neuenschwander

Kirche, die ins Ohr geht

30 Jahre Radio kibeo: Andreas Zimmermann im Gespräch

Seit 30 Jahren gehen auf Radio kibeo kirchliche Sendungen über den Äther. Die Zusammenarbeit mit dem Lokalradio BeO ist die letzte dieser Art. Die Kirchen im Pastoralraum Bern Oberland sind Kollektivmitglied des Senders. kibeo-Präsident Andreas Zimmermann im Gespräch.

Interview: Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Welche kibeo-Sendungen bleiben Ihnen unvergessen? Und welche Radiopannen?

Andreas Zimmermann: Zum Beispiel die Kirchenfenster über «Weibliche Sexualität» oder «Christliche Karwochen und Osterrituale» sowie die Bibelgespräche «Die Weisheit als Lehrmeisterin», «Elia, Gotteserscheinung am Horeb» oder «Der Weg zum Kreuz – Karfreitag». Einmal vergass ein Interviewpartner seinen Termin. Der Moderator war flexibel und unkompliziert und führte einfach ein Livegespräch mit den anwesenden Leuten im Studio über das Thema. Oder es kam vor, dass das Tonband ab der Rolle auf den Boden fiel – dann musste es zuerst wieder neu aufgespult werden. Das dauerte ein, zwei Musiktitel, dann war alles wieder bereit.

Welches ist Ihre Lieblingssendung?

Wenn wir in unserem Maiensäss in Adelboden sind, hören wir oft den Sonntagsgottesdienst auf Radio kibeo. Am besten gefallen mir Alpgottesdienste. Ich durfte einmal in einem Auffahrts-Gottesdienst auf einem Bauernhof mitwirken, was gute Erinnerungen an meine Jugend weckte.


Wie hat sich Radio kibeo seit 1991 entwickelt?

Früher wurde oft live gesendet. Aufnahmen waren nur mit einem grossen Tonbandgerät und grossen Spulen möglich. Heute verwendet man kleine drahtlose Mikrofone mit integriertem Speicher für die Audiodatei. Nebst der Technik haben sich auch die Sendegefässe verändert. Nach wie vor sind die Gottesdienste am Sonntagmorgen bei etwa 10'000 Hörerinnen und Hörern sehr beliebt – das entspricht in etwa dem ausverkauften Fussballstadion Stockhornarena in Thun. Am Dienstagabend senden wir das Chilchestübli und anschliessend das Kirchenfenster. Auf unserer Webseite gibt’s alle unsere Sendungen als Podcasts zum Nachhören. Die digitalen Medien werden immer wichtiger. Bei den sozialen Medien haben wir noch Nachholbedarf. Die Jungen sitzen nicht mehr vor dem Radio oder hören bei den Hausaufgaben, beim Bügeln oder im Stall Radio – heute wird gestreamt: die Sendung, die ich will und wann ich will.

Die heutige Zusammenarbeit von kibeo mit dem Lokalradio BeO ist einzigartig. Wie kann sich Kibeo als solch letzter Mohikaner halten?

Schon bei der Gründung war allen wichtig, dass die verschiedenen Kirchen im Berner Oberland gemeinsam verantwortlich sind für die Kirchensendungen. In vielen Gesprächen und Sitzungen wurden die Leitlinien für dieses Miteinander gelegt. Gerade weil dieses gemeinsame Projekt etwas Besonderes ist, wollen wir auch Sorge dazu tragen. Für mich ist es wesentlich, dass wir noch lange dieser letzte Mohikaner bleiben und gemeinsam unterwegs sind. Dazu sind immer wieder Absprachen nötig und der Wille, gemeinsam Menschen im Berner Oberland zu erreichen, gemäss unserem Slogan «Gottes Wort in deinem Ohr».

Was bedeutet Ihnen Ökumene?

Im kibeo arbeiten wir mit den Landes- und Freikirchen zusammen. Ich geniesse die Vielfalt, die verschiedenen Ausprägungen. Ich bin neugierig und schätze auch verschiedene Gottesdienstformen. Ich verstehe mich schon lange als Brückenbauer zwischen den Kirchen. Für mich ist die Zusammenarbeit aller christlichen Kirchen enorm wichtig. Sie haben in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Das wird weitergehen. Zusammen können wir uns einsetzen, dass das Evangelium erzählt und gelebt wird. Jesus hat gesagt: «Sie alle sollen eins sein, genauso wie du, Vater, mit mir eins bist. So wie du in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns fest miteinander verbunden sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast» (Joh 17, 21).

Wer gehört zum kibeo-Team?

Viele Menschen aus den verschiedenen Kirchen. Einerseits Techniker für die Aufnahmen, dann auch viele Männer und Frauen, welche die Sendungen produzieren. Alle arbeiten freiwillig mit. Teilzeitangestellt sind die Leiterin der Geschäftsstelle und der Redaktor vom Chilchestübli.


Radio Kibeo wird via Radio Berner Oberland (BeO) auch auf DAB+ ausgestrahlt. Dienstags ab 20.00 und sonntags der Gottesdienst um 9.00 Uhr
 

Wer sind Ihre Zuhörer*innen?

Menschen aus dem Berner Oberland. Mit DAB+ kann Radio BeO neu auch weit ins Mittelland hinaus gehört werden. Sicher sind es eher ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind oder Menschen im Auto, einfach «Kirche da, wo du bist».

Wie feiern Sie kibeos 30. Geburtstag?

Der Verein kibeo wurde am 23. Oktober 1991 gegründet. Das 30. Jubiläum hätten wir an diesem Tag mit allen Delegierten und geladenen Gästen feiern wollen. Ohne Zertifikat wäre die Veranstaltung auf 30 Personen beschränkt gewesen. So wollen wir die 30 Jahre Verein kibeo nicht feiern, der Anlass wird auf 2022 verschoben. Wir haben 47 Kollektivmitglieder, u. a. den Pastoralraum Bern Oberland, der von vier Delegierten vertreten worden wäre. Ueli und Elia von Allmen hätten den neuen kibeo-Jingle, den sie komponiert und produziert haben, am Jubiläumsanlass vorgestellt. Zudem hätte Judith Pörksen Roder, Synodalratspräsidentin refbejuso, in einem Vortrag alle Christen angesprochen – alle brauchen eine Vision der Zukunft, auch für die Kirche.

 

Kibeo-Programm

  • Dienstags, 20.00 bis 21.00: «BeO Chilchestübli», Gespräche, Berichte und aktuelle Meldungen aus den Kirchen der Region
  • Dienstags, 21.00 bis 22.00: «BeO Kirchenfenster», religiöse oder gesellschaftliche Themen
  • Sonntags, 09.00 bis 10.00: BeO Gottesdienst (röm.-kath., ref. oder freikirchlich, aus der Region)
  • Weitere Infos und alle Sendungen als Podcast: kibeo.ch

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