Die Pilotstudie zu Missbrauch versucht Klarheit in trübes Wasser zu bringen. / Foto: iStock

Klarheit tut Not

Editorial von Sylvia Stam

Diese Seite würde besser leer bleiben. Denn mir fehlen die Worte angesichts der Resultate, welche die historische Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche ans Licht gebracht hat. Hinter diesen Zahlen stehen Menschen, die Leid erfahren haben, als Betroffene und Angehörige.

Allerdings ist gerade das jahrelange Schweigen mit ein Grund, weshalb diese Verbrechen so lange unentdeckt blieben. Wir lassen darum in der vorliegenden Nummer eine Betroffene zu Wort kommen, die erzählt, was ihr widerfahren ist. Ausserdem scheint es mir wichtig, die Resultate zu reflektieren und einzuordnen. Denn das Bewusstsein für die Mechanismen, die zu Missbrauch führen, ist ein wichtiger Faktor, um weitere Übergriffe zu verhindern.

Der deutsche Historiker Thomas Grossbölting zeigt solche Strukturen auf. Er erklärt, was eine historische Studie von einer juristischen unterscheidet und wie Historiker:innen dabei vorgehen. Das Interview mit ihm nimmt Bezug auf eine Studie, die im deutschen Bistum Münster erschienen ist . Seine Aussagen lassen sich nicht eins zu eins auf die Schweizer Studie übertragen, es gibt aber Parallelen.

Wer zwischen Strafverfahren und Kirchenrecht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht, dem sei das Interview mit Stefan Loppacher empfohlen. Der Kirchenrechtler und Präventionsbeauftragte beantwortet Fragen, die dem «pfarrblatt» zugeschickt wurden. Vielleicht sind auch Fragen darunter, die Sie sich gestellt haben angesichts dessen, was durch den Berner Pfarrer Nicolas Betticher bekannt wurde.

Einen Aussenblick auf die Studie wirft der Jesuit Hans Zollner. Er ruft jede:n dazu auf, aus Lähmung, Wut und Enttäuschung herauszukommen, Betroffenen zuzuhören und «im Gespräch mit ihnen herauszufinden, was Kirche und Gesellschaft hilft, soweit als möglich Missbrauch zu verhindern».

Zu guter Letzt ein Tipp: Lesen Sie diese Ausgabe dosiert. Sie ist harte Kost.

Sylvia Stam, «pfarrblatt»-Redaktorin

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