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Konsens statt Kompromiss

Bistumskolumne von Mathias Mütel

Toleranz und Meinungspluralität sind keine Werte, die gemeinhin mit der Kirche in Verbindung gebracht werden. Nicht zuletzt der Anspruch Hüter oder Wärter der heiligen Tradition zu sein, scheint einem Ansatz entgegenzustehen, der abweichende Meinungen und Zugänge zum Glauben als Bereicherung erachtet. «Toleranz ist das Misstrauen gegen das eigene Ideal», sagte einst Nietzsche. Auf allen Seiten des (kirchen-)politischen Spektrums nehme ich nicht selten eine Haltung wahr, in der nur die eigene Position gilt und Kompromisse – ganz im Sinne des Diktums Nietzsches – als Kompromittierung der eigenen Ideale wahrgenommen werden.

Auch die Texte des Zweiten Vatikanums werden oft als Kompromisse interpretiert, durch die die reine Lehre kompromittiert wurden. Ob diese progressiv oder konservativ ist, ist dabei zweitrangig. In der Kirche geht es aber nicht um das «compromittere », das Kompromiss schliessen, sondern, um das «consentire», das «Mitspüren», das «Konsens finden». Gerade der Konsenscharakter macht die Konzilstexte so stark. Darin kann das Konzil Vorbild für den synodalen Prozess sein, um neu einen Glaubenskonsens zu entdecken.

Das setzt den «Gehorsam», das «Aufeinander-Hören» voraus. Das Hören aufeinander und das gemeinsame Hören auf den Heiligen Geist öffnen. Es öffnet den Raum für den Glaubenskonsens, insofern der Konsens erst vom Heiligen Geist ermöglicht wird, gleichzeitig aber auch der Konsens Voraussetzung dafür ist, dass der Heilige Geist (weiter) wirken kann.

Mathias Mütel, Bildungsverantwortlicher des Bistums Basel

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