Ein Offenes Haus. Foto: zVg

Künstliche Intelligenz und Unendlichkeit

Aki-Kolumne von Geneva Moser

Ein ganz normales Mittagessen im aki: Studierende wärmen ihr Essen in der Mikrowelle und setzen sich an die quadratischen Holztische in der Cafeteria. «Bringsch mer au e Gable us dr Chuchi?». Einer holt einen Krug Wasser und Gläser für alle. «Für mich kä Wasser, merci». Eine andere klappt ihren Laptop zu und kommt dazu. Sofort wird gefachsimpelt, die neusten Erkenntnisse aus der Mathematikvorlesung geteilt. Komplexe Fragen erörtert, man ist sich nicht einig, debattiert. Ich kaue meinen Bissen Sandwich und höre gespannt zu. Von Mathematik verstehe ich nun wirklich gar nichts. Das Erzählte ist mir ein Rätsel, aber die Begeisterung der Studierenden kommt rüber.

Dann schwenkt das Gespräch auf das Thema Künstliche Intelligenz. An die philosophischen, ethischen Fragen rund um KI kann ich wieder besser anknüpfen. Die Fragen der Studierenden interessieren mich: Wie gesellschaftlich umgehen mit Fakevideos und -Bildern? Wie steht es um den Datenschutz? Und welche Arbeiten werden zukünftig von Maschinen ausgeführt werden? Wo ist der Mensch ersetzbar und wo ist er es nicht? Dann fällt die Aussage: «Immer da, wo es in Richtung Unendlichkeit geht, kommt die Mathematik und damit auch die Künstliche Intelligenz an ihre Grenzen».

Ich schmunzle innerlich über den tieferen Sinn dieses mathematisch gemeinten Satzes. Eine spirituelle Wahrheit: Da, wo es unberechenbar, ewig, jenseitig, eben unendlich wird, da kommt etwas anderes zum Tragen, als die berechenbare Maschine. Ohne sagen zu wollen, dass Spiritualität und gelebte Religion unwissenschaftlich seien! Setzen sie doch oft genau da an, wo auch Forschung beginnt: Bei Zweifel, offenen Fragen, ungelösten Problemen. Besonders wesentlich sind sie vielleicht dort, wo Krise und Sinnsuche, oder eben die Sehnsucht nach dem Unendlichen, was unsere Endlichkeit transzendiert, wach werden. Und dort, wo die kleineren und grösseren Wunder geschehen. Die unerklärlichen Himmelsgeschenke.

Und so hoffe ich, dass zumindest die Arbeit in der Hochschulseelsorge zukünftig keine Aufgabe für Roboter und die Künstliche Intelligenz sein wird und mir meine Stelle erhalten bleibt ... «Wär wott es Kafi?!», ruft jemand von der Kaffeemaschine her in den Raum. Ein ganz normales Mittagessen im aki eben.

Geneva Moser

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