Letzter Dialog des «Forums für Offene Katholizität»

Ein Rückblick von Eugen Koller.

Fast zwanzig Jahre suchte das «Forum für Offene Katholizität» (FOK) den kritischen Dialog zwischen Theologie und pastoraler Praxis. Nun beendet es seine Tätigkeit mangels Nachwuchs. Der langjährige Moderator Erwin Koller blickt zurück.

Interview: Sylvia Stam

Für wen waren die Dialoge gedacht?

Erwin Koller: Wir wollten theologische Aufklärung im Sinn eines mündigen und freien Christentums. Dafür gab es ein sehr offenes, theologisch interessiertes Publikum. Es gab eine Schnittmenge mit der <link https: www.herberthaag-stiftung.ch external link in new>Herbert Haag-Stiftung, für die die Freiheit in der Kirche sehr zentral ist.

Was heisst «Offene Katholizität»?

Es bedeutet, dass man das Christliche und Katholische weit fasst. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt, was Jesus meinte: Der Samariter war nach unseren Begriffen ein Ketzer, er hat aber in den Augen Jesu richtig gehandelt. Das ist entscheidend und nicht, was für eine Ideologie dahinter steckt. Katholisch bedeutet viel mehr als die Engführungen des Ersten Vatikanischen Konzils mit dem Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes.

Wie zeigte sich diese Offenheit in der Themenwahl?

Die Themen hatten eine gewisse Brisanz und durchbrachen die Selbstverständlichkeit eines Katechismus-Katholizismus. Dabei kämpften wir nicht primär gegen die kirchliche Lehre, sondern wollten Fragen der heutigen Welt in die Glaubenspraxis integrieren. Ein Highlight war der Dialog mit dem evangelischen Theologen und Soziologen Klaus-Peter Jörns zum Thema «Update für den Glauben». Er hatte eine überzeugende Ansicht zur Frage, wie sich das Christentum in der heutigen Zeit aufstellen müsste.

Ziel der FOK-Dialoge war die gegenseitige Befruchtung von Theologie und kirchlicher Seelsorge. Wurde das Ziel erreicht?

Ja, das stand von Anfang an im Zentrum. Im ersten Teil präsentierte jeweils jemand aus dem universitären Betrieb ein Thema nach den neusten Forschungsergebnissen. Im zweiten Teil referierte jemand zur Frage, was das für die Praxis bedeutete.

Themen gäbe es nach wie vor. Weshalb wird das Forum eingestellt?

Der Dialog, wie wir Christentum und Theologie praktizieren, wird immer nötig sein. Allerdings fehlt der Nachwuchs, deshalb beenden wir die Dialoge. Die kirchliche Haltung unter den Päpsten Benedikt und Johannes Paul II. hat viele kritische Leute aus der Kirche getrieben. Immerhin mit dem positiven Effekt, dass es heute in allen Berufen gute Leute gibt, die von christlichen Motiven getrieben sind.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst im Kantonalen Pfarreiblatt Luzern


Schlussveranstaltung des FOK am 9. Oktober von 09.00-17.00 im Romero-Haus Luzern
Thema: Prophetische Kirche Schweiz nach der Abstimmung über die Konzernverantwortungsinitiative. 
Mit Andrea Meier, Leiterin Fachstelle Kinder und Jugend Bern, Jo Lang, Alt-Nationalrat und Historiker, Martin Kopp, ehemaliger Generalvikar im Bistum Chur, Monika Hungerbühler, Theologin an der Offenen Kirche Elisabethen in Basel. Moderation: Thomas Staubli.
Anmeldung bis 25. September bei <link mail>josef.estermann@comundo.org


Ein Erbe von Leo Karrer

Das «Forum für Offene Katholizität» entstand 2002/03 auf Anregung von Leo Karrer, damals Professor für Pastoraltheologie an der Universität Freiburg. Seit 2009 fanden die Dialoge zwischen Theologie und pastoraler Praxis im Romero-Haus Luzern statt, etwa fünf Mal pro Semester, in Kooperation mit dem Verein Tagsatzung und Comundo. Der langjährige Moderator Erwin Koller war zugleich Präsident der Herbert Haag-Stiftung, dadurch fanden viele Dialoge mit deren Preisträger*innen statt. Seit 2015 moderiert Thomas Staubli die Dialoge.

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