Seit dieser Woche läuft an der Uni Bern das Frühlingssemester. Damit geht es auch im aki wieder los: Zahlreiche Veranstaltungen rund um das Semesterthema «MAKRO mikro» werden in den kommenden Wochen unseren Alltag bestimmen.
Etwas Kleines, Unscheinbares, Kugeliges am Wegesrand, nichts Besonderes: Wir haben es alle schon unzählige Male gesehen und sind gedankenlos daran vorbeigelaufen. Meistens trifft man sie ganz in Weiss oder Purpur, mitunter auch in Rosa oder sogar knallig gelb – die Blüten von ganz gewöhnlichem Klee.
Wer sich in einem unbeobachteten Moment hinkniet und eine solche Blüte genau betrachtet, erinnert sich womöglich an fast vergessene Begriffe aus dem Biologieunterricht: Dutzende längliche Kronblätter, oft jedes einzelne davon mit einem individuellen Farbverlauf, sind so angeordnet, dass sie am Schluss zu einer blühenden Kugel werden, welche die unauffälligen Frucht- und Staubblätter umschliesst. In seiner ganzen Unscheinbarkeit doch ein kleines Meisterwerk der Schöpfung.
Dieses genaue Hinschauen und die Bereitschaft, sich dabei überraschen zu lassen, soll die eine Seite unseres Frühlingsprogramms ausmachen: Zum Beispiel kommen wir bei einer Exkursion ins CERN an einen Ort, wo sich alles um die kleinsten Teilchen der Materie dreht. Und bei einem sozialen Stadtrundgang durch Bern werden uns Menschen und ihre Lebensrealitäten vor Augen geführt, über die wir im Alltag oft hinweg schauen.
Auf der anderen Seite wollen wir unseren Blick auch weiten und uns für das Grosse, über uns Hinausgehende öffnen: Bei einem Besuch in einer Sternwarte, wo wir den Blick in Entfernungen richten, die unsere gängigen Vorstellungen übersteigen. Oder bei einer Yoga-Session unter freiem Himmel, die uns das Gefühl von Weite im ganzen Körper spürbar und erfahrbar machen soll. Genau hinschauen und sich dann wieder für das Grosse und Weite öffnen – für mich hat das auch eine spirituelle Dimension. Schon in den Evangelien begegnen uns Bilder vom Kleinsten bis hin zum Grössten: Bereits im winzigen Senfkorn sei das Reich Gottes angelegt – man brauche es bloss in die Erde zu säen, und ohne genau zu verstehen wie, wachse daraus ein Gewächs und treibe grosse Zweige, «sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können». (Mk 4, 30–32).
So bin ich hoffnungsvoll, dass wir auch im aki Kleines säen werden, aus dem schliesslich Grosses wächst – ohne dass wir selbst genau verstehen, wie das geschehen kann.
Benjamin Svacha