Rund 60 Kirchenparlamentarier*innen tagten in Interlaken

«Man braucht sie auch in 500 Jahren noch»

Die Synode tagte in Interlaken. Alle Geschäfte wurden angenommen.

Die Synode, das Parlament der röm.-kath. Landeskirche im Kanton Bern, tagte am 23. November in Interlaken. Mit Robert Zemp wurde ein siebtes Mitglied in die Exekutive gewählt. Die Rechnung schliesst mit grossem Plus, das Budget 2020 sieht ebenfalls Überschuss vor.

Kirchgemeindepräsident Norbert Roth stellte zu Beginn die Kirchgemeinde Interlaken vor. Eine eindrückliche Schilderung, umfasst die Kirchgemeinde doch 6000 Mitglieder, fünf Kirchen und 26 Ortschaften. Das sind weite Wege, von Beatenberg, Grindelwald, Mürren bis Wengen.

Gemeindeleiter Stefan von Däniken, er geht im Frühling in Pension, erinnerte die Anwesenden daran, dass «wir alle zusammen Kirche sind». Er stelle mit Bedauern fest, dass man einander, je nach Ausrichtung, bekämpfe, anstatt gemeinsam nach vorne zu schauen.

Abschied und Verabschiedung

Die Parlamentarier*innen trafen sich zum Legislaturende in Interlaken. Abschied und Verabschiedung waren rote Fäden durch die Veranstaltung. 19 der rund 60 anwesenden Synodalen werden in der nächsten Legislatur nicht mehr dabei sein.

Martin Koelbing, Beauftragter für kirchliche Angelegenheiten des Kantons Bern, hatte ebenfalls seinen letzten Auftritt vor den Synodalen. Er wird Ende Jahr in Pension gehen. Dann tritt das neue Landeskirchengesetz in Kraft und seine Position erfährt eine Neupositionierung. Martin Koelbing zeigte sich dankbar und erinnerte daran, dass sich Verhältnisse schnell wandeln können. Als er 1982 geheiratet habe, schloss man in Santiago de Compostela das Pilgerbüro, so Koelbing. Die Verantwortlichen rechneten nicht damit, dass es weiterhin Pilger geben werde. Heute würden jedes Jahr 1.5 Millionen Menschen zu Fuss nach Santiago pilgern. Die Verhältnisse können sich schnell ändern.

Er bedanke sich bei den Synodalen für die Zusammenarbeit und lobte die Kirchenversammlung. Die unterschiedlichsten Menschen würden zusammenkommen und man versuche, einen gemeinsamen Weg zu finden. Die Kirche sei auch ein öffentliches Gut, «einem Leuchtturm gleich.» Dieser leuchte allen Schiffen, «egal woher sie kommen, wohin sie gehen, ohne eine Bezahlung zu erwarten». Genauso sei es bei der Kirche. Man brauche keinen Mitgliederausweis, es gebe keine Vorbedingungen.

Kirchen würden also für Gerechtigkeit sorgen. Sie würden uns davor bewahren, uns zu verabsolutieren. «Alle sind wir kleine Mosaiksteinchen. Wir sind alles Kinder Gottes.» In der Kirche würden die Einzelnen zur Gemeinschaft verbunden, die Lebenden und die Toten. Weltumspannend. Man werde die Synode, so Martin Koelbing, auch noch in 500 Jahren brauchen.

Neuwahl

Mit Robert Zemp wurde ein siebtes Mitglied in den Synodalrat gewählt. Bislang hatte der Rat bloss sechs Mitglieder. Robert Zemp ist seit 2016 in der Synode, noch bis nächstes Jahr ist er Kirchgemeindepräsident der Kirchgemeinde Langenthal. Er war Mitglied des Grossen Rates des Kantons Bern, Vizegemeindepräsident der Gemeinde Aarwangen. sich verabschieden werden. Robert Zemp ist frisch pensionierter Gymnasiallehrer und Schulleiter und wohnt in Langenthal. Er ist ausserdem Vorstandsmitglied der «pfarrblatt»-Gemeinschaft. Er wurde per Akklamation gewählt.

Zahlen und Fakten

Das Budget 2020 sieht ein Plus von 267'000 Fr. vor. Die Rechnung 2018 schliesst mit einem Plus von 246'000 Franken. Man rechnet mit knapp 19 Millionen Einnahmen. Alles fand einhellige Zustimmung. Die Landeskirche erfährt eine Neuorganisation, neue Strukturen werden etabliert. Eine neue Geschäftsordnung wurde verabschiedet. Es gibt neu ein Datenschutzreglement.

Bei Synoden ist es üblich, dass über viele Geschäfte und Bereiche bloss informiert wird. Am Ender einer Legislatur sind das Informationen über die erreichten Legislaturziele über geleistete Arbeit. Synodalratspräsident Heinrich Gisler und Generalsekretärin Regula Furrer konnten während des Tages unzählige Informationen und Hintergründe liefern, Antworten geben. Es passiert sehr viel in dieser Kirche, es gibt viele engagierte Menschen, von denen kaum je etwas zu erfahren ist. Ein Beispiel dafür ist Urs Casutt. Seine Geschichte lesen Sie anschliessend. Nach 20 Jahren tritt er aus der Synode zurück.

Andreas Krummenacher

 


Zeiten ändern sich

Urs Casutt tritt nach 20 Jahren aus der Synode zurück. Es könnten auch mehr sein, so genau weiss er es nicht mehr. Der 71jährige Interlakner hat sich zeitlebens für die Kirche und die demokratischen Strukturen in ihr eingesetzt. Er war Ministrant, Jungwachtleiter, er war während 40 Jahren im Kirchenchor Heiliggeist Interlaken und präsidierte diesen auch. Er war Kirchgemeinderat, Delegierter der Pfarrblattgemeinschaft und eben – Synodale. Ein Kirchenparlamentarier durch und durch.

Er wuchs in all diese Ämter hinein, wie er sagt. Er ist ein Mann der feinen Töne, einer, der zu differenzieren weiss. Urs Casutt spricht überlegt und mit Sachverstand. Der Vater stammte aus Andermatt, die Mutter aus Solothurn, Urs Casutt aber ist ein echter Berner. Er war Feinmechaniker und dann Elektronik-Spezialist für Militärflugzeuge. Es ist ein Leben im Dienst an der Sache, verankert im Milizgedanke. In den Anfängen, so sagt er, habe man den Arbeitgeber über sein kirchliches Engagement noch informieren müssen. Dies vor dem Hintergrund, dass Sitzungen – wie die Frühlingssynode noch heute – während der Arbeitszeit an einem Freitag stattfand.

Viele hätten keine Ahnung, was eine Synode sei, erzählt Urs Casutt. Mit den vielen Neuerungen ändere sich das jetzt. Auch bei den Seelsorgenden. Jetzt, da diese von der Landeskirche direkt angestellt werden. Die Zeiten ändern sich und das sei gut so. Nun müssten Jüngere seinen Platz übernehmen.

Er könne sich erinnern, so Urs Casutt, dass man früher kaum Kontakt zu den Synodalräten gehabt habe, also zur Exekutive. Das sei beinahe ein etwas abgehobenes Gremium gewesen. Und heute würde man auf Augenhöhe diskutieren, der zuständige Synodalrat komme in die Vorbereitungssitzung und erläuterte die Geschäfte. Zeiten ändern sich.

Urs Casutt kann gar nicht begründen, wieso er sich so lange für die Kirche engagiert habe. Es sei für ihn immer ganz selbstverständlich gewesen. Ein Pfarrer, die Seelsorgenden könnten alles gar nicht alleine bewältigen, man müsse gemeinsam anpacken. Nun tritt er etwas kürzer, es sei ihm gegönnt. Personen mit einem so vielfältigen und langjährigen Engagement sind heute kaum noch zu finden. Zeiten ändern sich.

Für Urs Casutt gibt es jetzt mehr Zeit – für seine Frau, die Familie und für sein grosses Hobby – er ist Mitglied in der Jazzband «Redpoint». Für einmal hat das nichts mit Kirche zu tun.



DOKUMENTE

Lesen Sie hier die offizielle Medienmitteilung (pdf)

 Die Beschlüsse der Synode vom 23. November 2019 finden Sie hier im Detail (pdf)

 

Insgesamt sind 27 Synodal*innen aus der Synode ausgetreten. Namentlich sind das:
Regionalkonferenz Bern: Gusti Blunschi, Andrea Brüllhardt, Ignaz Caminada, Mauro Centracchio, Anton Egger, Ursula Geiser-Küpfer, Herbert Lussmann, Valentine Jaccard, Antonio Perissinotto, Bernhard Reber, Manuel Simon, Heinz Reich, Niklaus Weingart
Regionalkonferenz Oberland: Urs Casutt, Pia E. Gadenz-Mathys, Doris, Gautschi, Margrit Gretener, Heinz Schmaus
Regionalkonferenz Jura bernois: Eloi Essindo Okoumama, André Farine, Edith Richard, Arlette Picard, Patrick Rakoto, Gerard Vögele
 Regionalkonferenz Mittelland: Roland Frutiger, Thomas Weber

 

 

 

 

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