Beim Frutiger Mauritius spielt die Hautfarbe indes keine Rolle. Foto: Pia Neuenschwander

Mauritius – Gewissen vor militärischem Gehorsam in Frutigen

Mauritius bleibt standhaft. Die Jahresserie #heiligbern

Auch als Soldat ist Mauritius seinem Gewissen treu geblieben und hat dafür mit seinem Leben bezahlt. Die Darstellungen von Mauritius als «Mohr» sind heute umstritten. In Frutigen ist er aus Lindenholz geschnitzt.

von Nicole Arz

Lässt sich militärischer Dienst und Christentum miteinander vereinbaren? Dieser Gewissenskonflikt besteht, seit das Christentum Ende des 4. Jahrhunderts zur Staatsreligion wurde. Als Legitimation dafür, dass dies sehr wohl möglich ist, diente die Geschichte des heiligen Mauritius und seiner Thebäischen Legion.

Das Brisante ist, dass diese Geschichte zwar zeigt, dass sich Soldat- und Christsein nicht ausschliessen müssen, wohl aber Christsein und blinder militärischer Gehorsam. Denn es ist letztlich die Geschichte einer Befehlsverweigerung aus Gewissensgründen.

Frutigen

Die Kirche St. Mauritius in Frutigen, erbaut im sogenannten Berner Heimatstil, wurde 1944 eingeweiht. Zuvor feierte man die Gottesdienste dreissig Jahre lang in einem Gartenhäuschen oder in verschiedenen Hotels. Frutigen war zu diesem Zeitpunkt immer noch Teil der Pfarrei Bruder Klaus in Spiez. Erst 15 Jahre später gelang der Schritt – zusammen mit Adelboden und Kandersteg – zur eigenständigen Pfarrei.

Der Namenspatron der Frutiger Kirche, Mauritius, war der Legende nach Kommandeur einer Legion, die um das Jahr 300 n. Chr. zur Zeit der brutalen Christenverfolgung durch die römischen Kaiser Diokletian und Maximian ausgehoben worden war. Die vorwiegend christlichen Legionäre stammten aus Theben in Ägypten und sollten als Teil des römischen Heeres von Kaiser Maximian gegen die Christ:innen eingesetzt werden.

Massaker in den Alpen

Bei der Überquerung der Alpen, auf dem Gebiet des heutigen St. Maurice, meuterten die 6600 Soldaten der Thebäischen Legion gegen dieses Vorhaben. Kaiser Maximian selbst weilte ganz in der Nähe, im heutigen Martigny, und gab den Befehl, jeden zehnten Mann der Legion hinzurichten. Als auch eine weitere Dezimierung nicht zum Erfolg führte, ordnete der Kaiser schliesslich die komplette Vernichtung der Legion an. Ohne Gegenwehr liessen sich die Offiziere und ihre Soldaten hinrichten. Nur rund 70 Menschen entkamen dem Massaker – darunter die beiden Heiligen Ursus und Victor, die ins Kastell Salodurum, ins heutige Solothurn, flüchten konnten, wo sie schliesslich alle ermordet wurden.

Zunächst vereinzelt, aber ab dem späten 14. Jahrhundert immer häufiger, wird Mauritius als Schwarzer, als «Mohr», abgebildet. Diese Darstellungen sind heute im Zuge der aktuellen Rassismusdebatte stark umstritten.

Beim Frutiger Mauritius spielt die Hautfarbe indes keine Rolle – er und seine soldatische Gewandung sind aus Lindenholz geschnitzt. Und auch seine Mahnung ist zeitlos und ausserhalb jeder Diskussion: Die letzte Instanz nämlich möge das eigene Gewissen sein.



Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

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