Künstlerin Rezka Arnuš mit dem Titelbild zum Weltgebetstag der Frauen. Foto: WGT, Heine

Mehr als ein Gottesdienst

Weltgebetstag 2019 - Hintergrund

Jeden November treffen sich in Bern rund 150 Frauen und einige Männer zur Vorbereitung des Weltgebetstags. Es wird gesungen, gebetet, ausgetauscht, gelernt und gelacht. Beeindruckend, wie sich diese vielen Freiwilligen jährlich mit den Anliegen von Frauen sowie der Kultur und Gesellschaft eines Landes vertraut machen. Das ist Frauenpower!

Von Gabriella Aebersold-Joss


Der Weltgebetstag (WGT) wurde erstmals im März 1927 gefeiert. Treibende Kraft war die weltweite Frauensolidarität, die für christliche Werte einsteht. Bis heute sind alle jeweils am ersten Freitag im März zum Weltgebetstag eingeladen. In einer liturgischen Feier werden die Lebensumstände von Frauen und ihren Familien des ausgewählten Landes aufgezeigt. Ist diese Solidarität unter Frauen ein alter Zopf? Bei der Vorbereitung des WGT 2019 stellten sich die Frauen die Frage «Was bringt’s»? Die Voten zeigen deutlich auf: Diese Solidarität – speziell mit Frauen – ist auch heute noch notwendig.

Wer weiss, wo Surinam liegt? Wie das Leben einer slowenischen Frau und deren Familie aussieht? Welche Religionen, Traditionen und Bräuche es auf den Philippinen gibt? Wie man in Ägypten betet und in Paraguay isst? Am WGT können wir Kultur, Natur, Religion, Land und Leute aus aller Welt kennenlernen und uns davon berühren lassen.

In christlichem Miteinander feiern wir gemeinsam, weltweit und zeitgleich dieselbe Liturgie: Wir klagen Gott über die Ungerechtigkeiten und Zustände im Land, wir danken Gott für sein Mittragen, Aushalten und Dasein, wir bitten Gott für die besonderen Anliegen der Bewohnerinnen des jeweiligen Landes, wir loben Gott für den Reichtum der Natur, der sich immer wieder anders zeigt.

Die Geschichten der Frauen und ihrer Lebensumstände sind interessant und vielfach auch erschreckend. Wir nehmen Anteil an ihren Geschichten, hinterfragen diese und unser persönliches Handeln. Wie sieht es im eigenen Land aus, welche Bezüge und welchen Handlungsbedarf gibt es? Was kann ich tun?

Dem WGT geht eine unkomplizierte, konfessionsübergreifende Zusammenarbeit voraus. Die liturgischen Feiern werden von Frauen aller christlichen Denominationen erarbeitet. Auch in der Schweiz wird der WGT meist ökumenisch gefeiert, die Couleur des eigenen Christseins steht im Hintergrund. Die intensiven Vorbereitungen enden mit einer gemeinsamen liturgischen Feier und anschliessend einem gemütlichen Beisammensein mit Köstlichkeiten aus dem jeweiligen Land.

Nebst der Liturgie für Erwachsene entsteht jedes Jahr auch eine für Kinder. Mit Hingabe werden der jeweilige Bibeltext, Land und Leute den Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht. Vielerorts gibt es eigene Kinderfeiern mit einfachen Liedern, Gebeten und anderen liturgischen Elementen. Jugendliche (Firmand* innen, Konfirmand*innen) bringen sich ein oder engagieren sich beim anschliessenden Beisammensein.
Der Einbezug von Kindern und Jugendlichen ist ein Gewinn für Gross und Klein. Der WGT weist sich mit der wertvollen weltweiten Vernetzung, mit dem Solidaritätsgedanken, der ideellen und finanziellen Unterstützung und mit dem Engagement für die Bewahrung der Schöpfung und für Gerechtigkeit und Frieden immer wieder aus.

Kinder und Jugendliche gehen weltweit auf die Strasse, um für den Klimawandel einzustehen, sie machen sich stark für eine gerechte Sache, für ihre Zukunft. Sie sind betroffen, sie brauchen Räume, die sich ihnen dafür auftun. Das ist auch am Weltgebetstag möglich. Dabei können sie auch die Kirche neu kennen und schätzen lernen.
Bei der Vorbereitung des WGT lernen die Teilnehmenden vormittags das ausgesuchte Land kennen, verkosten am Mittag landesspezifische Speisen und vertiefen am Nachmittag ihr liturgisches, biblisches, musikalisches und kulturelles Wissen. Zum Abschluss erklingt das Weltgebetstagslied «Der Tag geht um, die Nacht kehrt wieder». Hochmotiviert ziehen die Frauen dann aus und freuen sich auf diesen speziellen Tag. Lassen auch Sie sich dieses Jahr am Freitag, 1. März 2019, in der Kirche Ihrer Wahl von der Freude und Solidarität des Weltgebetstags anstecken!

 

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