Jacques Gaillot in einem Camp für Obdachlose in Paris 2006. / Foto: Alamy

Menschenfreunde

Zum Tod von Huub Oosterhuis und Jacques Gaillot

In Erinnerung bleiben nicht die innerkirchlichen Querelen, sondern die Bekentnisse zum Glauben, zur Gerechtigkeit und zum friedlichen Miteinander: Gedanken zum Tod zweier «streitbarer» Theologen.

von Andreas Krummenacher

In diesen Tagen starben zwei sogenannt «streitbare» Theologen. Am Ostersonntag verstarb Huub Oosterhuis 89-jährig in Amsterdam. Er gilt als einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder der Gegenwart. Als Theologe machte sich Oosterhuis unter anderem durch seine modernen Bibelauslegungen einen Namen. Er war Jesuit, wurde aber wegen seiner Ablehnung des Zölibats 1969 aus dem Orden ausgeschlossen und als Priester suspendiert. Der Dichter bezeichnete sich als ökumenisch. Eines seiner bekanntesten Lieder ist «Licht, das uns in der Morgendämmerung anspricht». Oosterhuis’ Credo lautete: Sei gut zum anderen.

Drei Tage später starb der Theologe Jacques Gaillot. Er wurde 87 Jahre alt und war 13 Jahre lang Bischof von Évreux westlich von Paris. Gaillot setzte sich ein Leben lang für Migrant:innen, Obdachlose und Häftlinge ein. Er war Atomwaffengegner und Pazifist. Daneben äusserte er sich offen zu Fragen wie Zölibat, Priesterweihe von Frauen oder Seelsorge für homosexuelle Menschen. Papst Johannes Paul II. entzog ihm deshalb 1995 sein Amt und ernannte ihn zum Titularbischof von Partenia, einer bloss historischen Diözese in Algerien. Kurzerhand gründete Gaillot darum ein «virtuelles Bistum» im Internet.

Was bleibt

Von beiden Theologen werden viele Facetten bleiben. Die Lieder von Oosterhuis, seine Bereitschaft zum Dialog und der künstlerischen Begegnung. Jacques Gaillot seinerseits wird als Theologe der Nächstenliebe in Erinnerung bleiben. Die damaligen und heutigen innerkirchlichen Streitigkeiten wirken auf mich unbedeutend und aus der Zeit gefallen. Oosterhuis und Gaillot stehen für so viel mehr – für Gerechtigkeit und Gegenwärtigkeit, beiden ist ein zutiefst positives Menschenbild eigen. Beide eckten an, waren unbequem, werden mir aber wegen ihrer grenzenlosen Menschenfreundlichkeit im Gedächtnis bleiben.

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