Niederschwellige, unabhängige Beratungsstellen sind für Betroffene von Missbrauch wichtig. Foto: iStock

Missbrauch: Betroffene fordern unabhängige Anlaufstelle

Ergänzendes Angebot nötig

Am 12. September wird eine unabhängige Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche Schweiz publiziert. Betroffene fordern eine niederschwellige Anlaufstelle, insbesondere auf dieses Datum hin.

Der Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche werden weitere Studien folgen. Deren Finanzierung sei gesichert, teilten die Schweizer Bischofskonferenz, die Vereinigung der Ordensoberen und der Dachverband der Landeskirchen, RKZ, letzte Woche mit.

In einer Stellungnahme begrüsst die «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» (IG MikU) diesen Entscheid: «Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein Zeichen dafür, dass die Verantwortungsträger die Notwendigkeit erkannt haben, aufzudecken, wieviel Leid kirchliche Mitarbeitende verursacht haben. Unserer mehrmals geäusserten Forderung «Den Worten müssen Taten folgen» wird mit dem Folgeprojekt entsprochen», schreibt die IG in einer Stellungnahme.

Die in der Deutschschweiz aktive Betroffenenorganisation erwartet jedoch, dass weitere Forderungen erfüllt werden. Konkret: die Schaffung einer unabhängigen Anlaufstelle für Betroffene. «Insbesondere rund um die Veröffentlichung der Pilotstudie am 12. September dieses Jahres ist es wichtig, dass Betroffene von sexuellem Missbrauch sich an kompetente Ansprechpersonen wenden können.»

Niederschwelligkeit ist zentral

Bislang können sich Betroffene im Bistum Basel an eine unabhängige Koordinationsperson und an Beratungspersonen wenden. Auf Nachfrage des «pfarrblatt», ob dies genüge, antwortet Vreni Peterer, Präsidentin der IG MikU: «Die unabhängige Koordinationsperson und die Beratungspersonen im Bistum Basel leisten sicher gute Arbeit. Diese Anlaufstellen sind Schritte in die richtige Richtung. Aber: Wenn Betroffene nach diesen Ansprechpersonen suchen,  landen sie direkt auf der Webseite des Bistums Basel.» Dies sei auch in anderen Schweizer Bistümern der Fall. «Unter einer unabhängigen Anlaufstelle verstehen wir eine sicht- und spürbare Unabhängigkeit.»

Für die Betroffenenorganisation geht es um eine Ergänzung: Wer von einem Missbrauch im kirchlichen Umfeld betroffen ist, soll die Wahl haben, ob er oder sie sich «bei einer kirchlichen Stelle, einer unabhängigen Anlaufstelle, bei der Opferhilfe oder bei einer Betroffenenorganisation wie der Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» melden wolle. Wichtig sei die Niederschwelligkeit.

Die IG hat ihr Anliegen den kirchlichen Gremien bereits unterbreitet: «Wir sind auf offene Ohren gestossen, und sind auch diesbezüglich sehr gespannt auf den 12. September 2023», schreibt Vreni Peterer auf Anfrage. (sys)

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