«Christ:innen haben eine Mission, den Frieden zu fördern», sagt Sibylle Hardegger, Radio und Fernseh-Beauftragte beim Katholischen Medienzentrum. Foto: Christian Merz

«Mission ist ein zentrales Thema unseres Glaubens»

Sibylle Hardegger im Gespräch

Das Katholische Medienzentrum gestaltet zusammen mit der Berner Pfarrei Bern Bümpliz einen Gottesdienst zum Thema Friedensmission.

Interview: Sylvia Stam

«pfarrblatt»: Das katholische Medienzentrum ist bekannt für News. Nun will es mit digitaler Glaubenskommunikation neue Wege gehen. Was ist digitale Glaubenskommunikation?

Sibylle Hardegger: Es geht um Verkündigung über digitale Medien. Zu Corona-Zeiten hat die Kirche mit herkömmlichen Gefässen wie Gottesdiensten die Leute nicht mehr erreicht, es schlug die Stunde der digitalen Medien. Diese wollen wir verstärkt für die Glaubensverkündigung nutzen. 

Soll die Kanzel also ins Internet verlängert werden?

Verlängern ist ein guter Ausdruck. Die herkömmlichen Gefässe beiben weiterhin wichtig. Wir sehen jedoch, wie viel Zeit Menschen durchschnittlich an ihrem Handy in den sozialen Medien verbringen. Darum sollten wir diese Medien nutzen, um unsere Botschaft zu transportieren.

Ist Verkündigung Aufgabe kirchlicher Medien?

Das katholische Medienzentrum hat tatsächlich den Auftrag der Information, Kommunikation und Verkündigung. Letzteren erfüllen wir bereits mit unserer Beteiligung am Wort zum Sonntag, den Radiopredigten und den Gottesdienstübertragungen auf SRF. In anderen Ländern ist Verkündigung auf digitalem Weg bereits weiter verbreitet. Deshalb möchten wir einen Fuss in diese Tür halten.  

Wenn ich mich mit meinen Glaubenserfahrungen einbringen möchte, wie und wo kann ich das tun?

Auf Twitter und Instagram gibt es tolle Möglichkeiten, miteinander in Austausch zu kommen. Wir können uns auch vorstellen, Zoom-Meetings zu bestimmten Themen zu veranstalten, wo man sich einloggen und teilnehmen kann, oder aber einfach nur zuhören und einen Input für sich rausholen kann. Wir bieten eine Plattform und sehen uns als Moderator:innen.

Kath.ch will in den kommenden Wochen «Mission» vermehrt zum Thema machen. Warum gerade dieses zwiespältige Thema?

Mission ist ein zweischneidiges Thema, es ist von der Kirchengeschichte her nicht nur positiv geprägt. Dennoch taucht das Thema heute ständig auf. Menschen sprechen von «ihrer» Mission. Es ist ein zentrales Thema unseres Glaubens:  Jede:r Christ:in ist berufen, die frohe Botschaft weiterzutragen, das bedeutet Mission. Deshalb wollen wir dieses Thema ausgestalten. Spätere Schwerpunktthemen können Pilgern und Wallfahrt oder Mystik sein.

Wie wird diese schwierige Seite des kolonialistischen Machtmissbrauchs thematisiert?

Wir gehen das Thema in Videos mit fünf Gesprächspartner:innen an. Einer davon ist Bischofsvikar Valentine Koledoye, der aus Nigeria stammt. Als Betroffener ist er näher an der Frage dran, wie Christentum und Kolonialismus zusammengehen. Diese Perspektive wollen wir zeigen. Es wird sich zeigen, ob es auf Youtube Kommentare zu diesen Videos gibt oder ob es flach bleibt, weil es die Leute nicht interessiert.

Am 11. September sendet kath.ch live einen Gottesdienst aus Bern Bümpliz. Ist das Datum bewusst gewählt?

Ja, der 11. September, das Datum der Terroranschläge auf das Word-Trade-Center 2001, hat sich in unser aller Gedächtnis eingeprägt. Der Gottesdienst wird zusammen mit den Hilfswerken «Missio» und «Inländische Mission» (IM) gestaltet. Die Beteiligten wollten das Thema zuspitzen zu «Friedensmission». Wir sind überzeugt, dass Christ:innen eine Mission haben, den Frieden zu fördern. 

Warum in Bern Bümpliz?

Die Kirche in Bern Bümpliz ist eine von vielen Kirchen in Bern und Zürich, die einst von der IM unterstützt wurden. St. Antonius eignet sich zudem vom Raum her für eine Übertragung, und in Ruedi Heim fanden wir eine Pfarrperson, die spontan zugesagt hat, hier mitzuwirken.

Wird auch Thema sein, ob man als Christ:in Waffenlieferungen vertreten kann?

Nein, es geht eher um die persönliche Ebene: Was kann ich, was können wir in unserem Alltag zum Frieden beitragen? Frieden ist immer Stückwerk, das fängt im Kleinen an. Ich finde es ausserdem wichtig, gemeinsam zu beten und Fürbitte zu halten, damit der Konflikt in der Ukraine möglichst schnell gelöst wird. Es gab bislang keinen nationalen Gottesdienst für den Frieden in der Ukraine. 

Inwiefern ist der Gottesdienst digital interaktiv?

Wir haben keine vorformulierten Fürbitten. Die Zuschauer:innen zuhause können ihre eigenen Fürbitten direkt eintippen. Diese erscheinen dann in der Kirche auf einer Leinwand. So holen wir die Menschen, die nicht vor Ort sind, durch die digitalen Medien herein. Die Leute vor Ort können sich natürlich über ihr Handy ebenfalls einbringen.

 

Sonntag, 11. September, 18:00 Uhr, Kirche St. Antonius, Bern Bümpliz.
Gestaltung: Ruedi Heim, Nazar Zatorskyy, Missio, Inländische Mission und Katholisches Medienzentrum.
Mit Chören aus Indien, Afrika und der Ukraine.
Live-Übertragung unter: www.kath.ch/live 

Mit der Übertragung des Gottesdienstes aus Bern Bümpliz steigt das Katholische Medienzentrum kath.ch einerseits in die digitale Glaubenskommunikation ein, zum anderen möchte es künftig ein bis zwei Gottesdienste pro Jahr in Eigenproduktion übertragen, jeweils zusammen mit Partnerorganisationen. Hintergrund sind Sparmassnahmen bei SRF, welche auch bei den Gottesdienstübertragungen spürbar sind. Zudem geben Eigenproduktionen dem Medienzentrum mehr Spielraum in der Gestaltung der Gottesdienste, so Hardegger.

 

 

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