Steigt gerne für ein erfrischendes Fussbad in die Langete: Claudia Graf, Spitalseelsorgerin in Langenthal. Foto: Pia Neuenschwander

Mit allen Sinnen im Fluss sein

Mit Claudia Graf in den Wässermatten unterwegs

Die reformierte Pfarrerin Claudia Graf arbeitet als Seelsorgerin am Spital Langenthal. Gleich um die Ecke fliesst die Langete vom Städtchen her in die lieblichen Wässermatten hinaus. Auf Spaziergängen durch diese Landschaft wird ihr Geist ruhiger und ihre Seele wird offener.

Aufgezeichnet von Anouk Hiedl, Fotos: Pia Neuenschwander

«Ich schätze es, die Oberaargauer Wässermatten praktisch vor der Spitaltür zu haben. Für ein längeres Telefonat oder nach einem schwierigen Gespräch kann ich hier hinauskommen. Und manchmal schlage ich Patient:innen, die gut zu Fuss sind, fürs Seelsorgegespräch einen Spaziergang an der Langete vor.


Allein unterwegs nehme ich die Natur mit allen Sinnen wahr: die unterschiedlichen Bäume und Vogelrufe, den Ausblick, der sich auf die Jurakette hin weitet, den Duft der verschiedenen Felder.


Darüber hinaus bin ich draussen auch gern aktiv. So habe ich diesen Frühling in meiner zweiten Heimat im Berner Oberland ein kleines Kartoffelfeld angelegt – dort treffen ‹ora et labora›, mein Seele-baumeln-Lassen und das Erdverbunden-Sein aufeinander.


Ab und zu steige ich gern für ein erfrischendes Fussbad in die Langete. Ich hab's eher mit der Kälte als mit der Hitze. Im Winter 2021/22 konnte ich während eines Forschungsurlaubs im Lütschisand am Brienzersee wöchentlich Eisbaden – ein existenzielles Erlebnis! Danach fühle ich mich immer hellwach, glücklich und wie neugeboren.


Seelsorge ist die Muttersprache der Kirche. Als Spitalseelsorgerin bin ich am Rand der Kirche und des Gesundheitswesens tätig. Eine gute Beziehung zu den Mitarbeitenden – von den Pflegenden und Ärzt:innen über den Technischen Dienst bis hin zur Verwaltung und der Küche – ist das A und O. Wenn mir die Belegschaft vertraut, weist sie mich auch auf wichtige Situationen hin. So komme ich eher dorthin, wo ich gebraucht werde.


Das Rauschen der Blätter und das Plätschern des Flüsschens beruhigen mich. Im Wald und am Wasser fühle ich mich geborgen. Weiter oben fliesst die Langete am Wuhrplatz vorbei, wo auch das Chrämerhuus steht (siehe Kasten). Über dem Bachbett hängt ein Schild mit der Aufschrift ‹Zum Meer›. Diese Verbindung mit dem Grossen gefällt mir.»

Das Chrämerhuus

«Als ich in Langenthal noch auf Wohnungssuche war, duftete es eines Mittags so gut, dass ich meiner Nase folgte und das Chrämerhuus am Wuhrplatz entdeckte. Jetzt kehre ich oft hier ein. Das Essen schmeckt, ich fühle mich wohl, und die ganze sympathische Belegschaft wird sogar auf der Webseite des Restaurants vorgestellt – wer macht das sonst schon? Das passt zu dem, was Kirche für mich ist», sagt Claudia Graf. «Der Kulturverein des Chrämerhuus organisiert zudem jährlich rund 100 Veranstaltungen, etwa das Wuhrplatzfest, das im August wieder stattfindet.»
Weitere Infos: www.chraemerhuus.ch
 

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