Wenn römische Palastwachen durch die Strassen ziehen und Engel über einem Stall singen, ist in Münchenbuchsee wieder «Ächtwiehnacht». Gaby v.Schroeder-Biner vom ökumenischen Organisationskomitee blickt vor und hinter die Kulissen dieser lebendigen Weihnachtsgeschichte in ihrem Dorf.
Interview: Anouk Hiedl
«pfarrblatt»: Wie ist «Ächtwiehnacht» in Münchenbuchsee entstanden?
Gaby v.Schroeder-Biner: Die ursprüngliche Idee dazu stammt von Franz von Assisi. Mit einer lebendigen Krippe wollte er den Menschen das Weihnachtsgeschehen näherbringen. Martin Stüdeli, der reformierte Jugendpfarrer in Münchenbuchsee, war seinerzeit mit dabei, als die «Solothurner Wiehnachtsreis» auf die Beine gestellt wurde. Später setzte er dies auch hier um, was sehr gut klappte.
Was ist das Besondere an «Ächtwiehnacht»?
Die Weihnachtsgeschichte wird sehr präsent, wenn sie vor Ort eingebettet wird. Bekannte Plätze bekommen eine neue, magische Bedeutung, und die Stimmung der Vorbereitungen, der Adventszeit, wird greifbar. Diese Atmosphäre und das Lebendig-Werden einer altbekannten Erzählung packen mich jedes Jahr. Die Figuren der Weihnachtsgeschichte sind zwischen den verschiedenen Stationen unterwegs, und viele haben Sprechrollen, was sie noch lebendiger macht. Die Römer und Volkszähler interagieren mit den Leuten auf der Strasse und beziehen sie ins Geschehen mit ein.
Wie organisieren Sie «Ächtwiehnacht»?
Wir sind ein ökumenisches Organisationskomitee, das die anstehenden Aufgaben verteilt, Informationen weitergibt, Plakate macht und aufhängt, Rollen besetzt und für die nötigen Requisiten sorgt, zum Beispiel die Kettenhemden der Palastwache.
Mit den Tieren hatten wir sehr viel Glück. Die Schafe machen den Marsch zur Krippe ohne Weiteres und können von den Kindern auch gestreichelt und gefüttert werden. Zwei Kamele können wir jeweils von Spycher Handwerk ausleihen. Für die Kostüme, die wir möglichst «ächt» haben wollen, passt eine Arbeitsgruppe die Gewänder an oder näht sie für neue Mitspielende nach Mass neu – mehrheitlich von Hand.
Wie verteilen Sie die Rollen?
Einerseits fragen Menschen aus dem Dorf für eine Rolle an, anderseits geht das Organisationskomitee auch auf Leute zu, um sie zum Mitmachen zu animieren. Drei Viertel der Rollen werden jedes Jahr mit denselben Schauspielenden besetzt.
Wie haben Sie die Route und die Standorte festgelegt?
Wichtig war, die einzelnen Stationen an verkehrsgeschützten Orten anzusiedeln, wo sich das Publikum gut versammeln kann. Dazu boten sich der Pfarrgarten, die Umgebung der Kirche und der Postplatz beim Lindehus, dem Zentrum der katholischen Pfarrei, an. Die Oberdorfstrasse verbindet diese drei Plätze.
Gibt es manchmal Anpassungen im Konzept?
Eines unserer Ziele ist, jedes Jahr etwas Neues hinzuzufügen. Am Anfang ging es darum, die besten Spielorte und Routen auszutüfteln. Dann kamen neue Rollen – Römer, Pharisäer, Hanna – eine Taverne und ein Wettbewerb für Kinder dazu. Es ist auch die Idee im Raum, dass Handwerker ihre Tätigkeit zeigen und zum Mitmachen animieren.
Was vergessen Sie nicht so schnell?
Die ökumenische Zusammenarbeit, der Spass bei den Vorbereitungen und das gemeinsame Lachen, ebenso die Freude, wenn schliesslich alles klappt. Und einmal, ja, da wollte eines der Kamele den Weisen auf seinem Rücken unbedingt loswerden – es folgte ein wahres Rodeo!
«Ächtwiehnacht» miterleben
Samstag, 16. Dezember, 15.00– 17.00, in Münchenbuchsee: Schauspielende und Statist:innen spielen an drei Standorten im Dorf die Geschichte der Geburt Jesu nach. Zwei Gruppen sind unterwegs. Der Anlass findet bei jedem Wetter statt. Er wird vom Jugendpfarramt der evang.-ref. Kirchgemeinde Münchenbuchsee-Moosseedorf, der Pfarrei St. Franziskus Zollikofen und dem Evangelischen Gemeinschaftswerk Münchenbuchsee organisiert.
Weitere Infos: www.aechtwiehnacht.ch