Patrik Böhler von der Berner Fachstelle für Religionspädagogik hat einen Schweizer «Heiligenjass» kreiert. Die Spielkarten zieren Bruder Klaus, die Heilige Regula oder der Heilige Gallus.
Interview: Vera Rüttimann
«pfarrblatt»: Der «Heiligenjass» besteht aus einem Deutschschweizer und einem französischen Kartenset. Die Karten werden von einer Heiligen oder einem Heiligen geschmückt. Wie kam es zu dieser Idee?
Patrik Böhler: Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mein Sabbatical im Kloster Rapperswil verbracht. Schon dort hatte ich die Idee zum Heiligenjass. Ich habe mich gefragt: Was ist Jassen überhaupt und wie kann man dieses Spiel mit den Geschichten von Heiligen verbinden?
Welche Heiligen haben es in die Endauswahl Ihres Kartenspiels geschafft?
Ich dachte erst, Bruder Klaus sei der einzige Schweizer Heilige. In einem Buch fand ich aber noch weitere. So erfuhr ich, dass es auch aus dem Ausland zugereiste Heilige gab, die hier gewirkt, geheilt und manchmal auch den Kopf verloren haben. So wie Felix und Regula und Verena, Urs und Viktor, die Stadtheiligen von Solothurn, die mit der Thebäischen Legion in die Schweiz gekommen sind.
Ich habe eine Person ins Kartenspiel genommen, welche nicht heiliggesprochen wurde: Dorothea von Flüe, die Frau vom Bruder Klaus. Sie ist als «Underin» mit einer Rose in der Hand abgebildet.
Under, Ober, König: Wie kommen die Heiligen auf die Jasskarte?
Die Rose steht für die Geistlichkeit, Schellen für die Bürgerlichen und Schilten stehen für das Rittertum oder die Soldaten. Ich habe versucht, die Heiligen dem Stand zuzuweisen, wo ich sie passend finde. Mit den König:innenKarten habe ich bewusst ein Statement gesetzt. Sie gehören Heiligen wie Felix und Regula und der adligen Wiborada, die im 10. Jahrhundert in St. Gallen gelebt hat. Damit will ich sagen: Diese Frauen haben damals wie heute eine wichtige Bedeutung.
Und wie steht es mit den Männern?
Bruder Klaus ist der Eichel-Bauer. Eicheln sind das Symbol des Bauernstandes. Der Kelte Gallus, der um die Jahre 550 bis 650 in der Bodenseeregion wirkte und Stadtheiliger von St. Gallen ist, ziert die Schellen-Ober-Karte und ist mit einem Bären abgebildet, welcher in der Legende eine wichtige Rolle spielt.
Welche Heiligen zieren die französischen Jasskarten?
Franz von Sales mit Schreibfeder ziert die Karte des Schaufel-Königs. Colette de Corbie ist die Kreuz-Dame, Beatus der Kreuz-Bube. Der Heilige Bernhard von Menthon, der mit Bernhardinerhunden im 11. Jahrhundert Verirrten in den Alpen half, wird zum Herz-König.
Wer hat diese schönen Karten gezeichnet?
Der «Heiligenjass» ist der neueste Wurf des Zeichners, Maschinenbauers und Musikers Heinz Fässler. Er hat sich beim Zeichnen nahe an den Originaljasskarten orientiert. Jede Person, die jasst, kann damit sofort losspielen. Zudem: Alle Vorlagen dieser Bilder gibt es als echte Bilder und Statuen. Wie beispielsweise der dunkelhäutige Mauritius …
… zu dem man hinreisen kann?
Ja. Bald folgen auf der Webseite zu den Legenden noch die Ausflugstipps zu den Heiligen. Beim heiligen Beatus etwa der Hinweis zur Beatushöhle. Bei Felix und Regula der Tipp zum gleichnamigen Weg in Zürich. In einem weiteren Schritt folgt das Unterrichtsmaterial für Schulen und die Katechese.
Was wollen Sie mit diesem Kartenspiel erreichen?
Hinter diesem Projekt steht erst einmal eine kindliche Lust, ein solches Kartenspiel zu gestalten. Dann auch die Lust am freien Umgang mit Legenden und den Geschichten dahinter. Natürlich wäre es schön, wenn die Leute beim Spielen nachfragen würden: Wer ist denn das da auf der Karte?Ich wünsche mir auch, dass die Leute erkennen, dass in einer Erzählung eine grosse Kraft stecken kann. Erzählungen entstehen, wenn Menschen zusammenkommen – und wo sie jassen.
«Heiligenjass», Kartonschachtel mit je einem Deutschschweizer und französischen Jasskartenset sowie einer 80-seitigen Broschüre mit den Heiligenlegenden, www.heiligenjass.ch.
Im Buchhandel erhältlich, etwa in der ökumenischen Buchhandlung voirol: Preis: Fr. 19.–.
Jassturnier zum Heiligenjass: Donnerstag, 25. Januar, 18.00– 21.00 in der «Heiteren Fahne» Wabern: www.dieheiterefahne.ch
