Sie hat das Benefizkonzert in Lyss organisiert: die Pianistin Marianna Grynchuk. Foto: Giona Mottura

Mit Musik Hoffnung säen

Benefizkonzert für die Menschen in der Ukraine - am 26. März in Lyss.

Statt sich quälenden Gedanken auszuliefern: Das Schicksal in die Hand nehmen – um Hoffnung zu säen. Die ukrainische Pianistin Marianna Grynchuk organisiert für die Menschen in der Ukraine ein Benefizkonzert. Am Samstag, den 26. März, in Lyss.

Von Marcel Friedli

Es ist kurz nach Mittag, als ich mit der ukrainischen Pianistin Marianna Grynchuk telefoniere. Jetzt kann sie zurückrufen; am Morgen hat sie einen Auftritt absolviert. Näher geht sie nicht darauf ein, sagt: «Ja, es lief gut.»

Zwar lenkt ihr Beruf sie von den Sorgen um Verwandte und Freunde in der Ukraine ab. Doch all zu wichtig mag sie ihren eigenen Alltag nicht nehmen – im Wissen, dass Menschen in der Ukraine um ihr Leben bangen. Während sie hier in der sicheren Schweiz ihr Leben weiterlebt.

Buntes Ensemble

Um sich nicht in den wirbelnden und sich jagenden Gedanken zu verlieren, hat Marianna Grynchuk beschlossen, das zu tun, was ihr möglich ist: mit ihrem Metier, der Musik, zu helfen. Sie hat zum Handy gegriffen und Berufskolleg:innen kontaktiert, mit denen sie bereits aufgetreten ist – und ein Benefizkonzert zugunsten der Menschen in der Ukraine organisiert. «Wir hoffen, mit diesem Konzert viele Spenden zu sammeln – für Menschen, die alles verloren haben.»

Am Konzert treten neben der Ukrainerin Künstler:innen aus Russland auf, aus Weissrussland, aus Polen. «Das ging recht schnell, alle haben gleich zugesagt», erzählt Marianna Grynchuk. «Selber einen Beitrag leisten zu können, kommt uns entgegen und lenkt unsere Energie in eine positive Richtung. Mit der Musik wollen wir unsere Solidarität und Hoffnung ausdrücken und sie mit den Zuhörer:innen teilen.»

Zwischen den Fronten

Im Westen der Ukraine, wo Verwandte und Freunde von ihr leben, ist es noch weniger gefährlich als in anderen Landesteilen, wie Marianna Grynchuk sagt. «Sie leben in Angst vor Angriffen. Es ist schwierig, dort zu leben. Aber es ist genauso schwierig, das Land zu verlassen, alles hinter sich zu lassen. Aus Solidarität haben sie sich zum Bleiben entschieden.»

Die 30-jährige ukrainische Pianistin ist zwischen den Fronten: Sie hat zwei ukrainisch-russischen Halbgeschwister, ihr Vater ist in zweiter Ehe mit einer russischen Frau verheiratet. Zwar habe man um die Spannungen zwischen den beiden Ländern gewusst, aber nicht damit gerechnet, dass das eintrifft: Krieg. «Wir sind fassungslos. Wir dachten, das sei nicht möglich.»

Stärke in der Musik

Marianna Grynchuk ist in der Ukraine geboren und mit ihren Eltern nach Australien ausgewandert, als sie neun Jahre alt war. Von dort verfolgt ihre Kernfamilie – soweit dies möglich ist – die Geschehnisse im Heimatland ebenfalls mit schwerem Herzen.

Vor sechs Jahren ist die 30-jährige Pianistin in die Schweiz gekommen. Als Organistin ist sie seit drei Jahren im Pastoralraum Seeland im Einsatz. Ihr Beruf gibt ihr zurzeit besonders Halt: «Meine Stärke finde ich in der Musik.»

Farben der Folklore

Auf viele Zuhörer:innen hofft die ukrainische Pianistin Marianna Grynchuk für das Benefizkonzert vom Samstag, den 26. März. Es findet ab 19.30 Uhr in der Kirche Maria Geburt in Lyss statt.

Der Eintritt ist frei, man kann zur Kollekte beitragen. Marianna Grynchuk rechnet mit 4000 bis 5000 Franken, die via Unicef für Kinder eingesetzt werden, die vom Krieg betroffen sind.

Die Musiker:innen singen und spielen klassische Stücke aus der Ukraine, die von den Farben und Rhythmen der Folklore der Komponisten Myroslav Skoryk (1938-2020) und Igor Loboda (*1956) durchdrungen sind.

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