«Wir sollten den Schatz des Christentums bergen», sagt Verena Frei-Boesch, die Tocher des Künstlers. Foto: Sylvia Stam

Mystischer Metallkünstler

100 Jahre Josua Boesch - Wanderausstellung kommt nach Burgdorf

Die Ikonen von Josua Boesch inspirieren bis heute. Eine Ausstellung erinnert daran, dass der Eremit und Künstler im November 100 Jahre alt geworden wäre.

Text und Bilder: Sylvia Stam

«In diesem Stein steckt ein versteinertes Ahornblatt», sagt Verena Frei-Boesch (69) und zeigt auf eine der Metall-Ikonen ihres Vaters Josua Boesch. «Manchmal kamen Leute zu ihm, zum Beispiel mit einem Stein oder Holz, und fragten: ‘Kannst du mir daraus etwas machen?’» Eigenheiten wie Flechten, Risse, Farben und Strukturen faszinierten ihn.


Genau diese Verbindung von einfachem Material mit den edlen und unedlen Metallen, gefalle ihr an den Ikonen von Boesch, sagt Maja Peter, die zusammen mit ihrem Mann die Ausstellung in der Propstei Wislikofen besucht. «Das ist wie im Leben, wo auch nicht immer alles glänzend ist.» Die pensionierte Katechetin kennt die Postkarten, die es von Boeschs Ikonen gibt, hat sie früher auch im Unterricht verwendet. «In natura wirken die Kunstwerke jedoch viel stärker», sagt sie.

Die eigene Aufgabe finden

«Meinem Vater war es wichtig, seine eigene Aufgabe im Leben zu finden», erzählt Frei-Boesch. Sie ist Gründungsmitglied des Fördervereins, der die Ausstellung konzipiert hat. Verena Frei-Boesch war 21 Jahre alt, als ihre Eltern sich im Einvernehmen trennten, weil Josua Boesch sowohl dem Künstler wie auch dem Eremiten in sich Raum geben wollte. «Meine Eltern haben nie mit meinen Bruder und mir über ihre Scheidung gesprochen, es war ihre Entscheidung». Sie habe das keinen Moment hinterfragt, sondern gewusst: «Er macht das, was er wirklich wollte.» Für ihre Mutter sei es allerdings nicht leicht gewesen, mit 53 nochmals von vorne anzufangen.


«Meinem Vater ist diese Entscheidung nicht leicht gefallen. Er hat sich immer wieder gefragt, ob das richtig sei oder vielleicht nur so eine Idee.» Als feinfühlig und verspielt charakterisiert sie ihren Vater, «man konnte sogar mit ihm herumjoggeln». Er habe aber auch vieles durchlitten, «das hat ihn stark gemacht.» Gleichzeitig sei er immer sehr präsent gewesen. «Wenn wir gemeinsam am Esstisch sassen, wussten wir: Jetzt ist er ganz für uns da.» Genauso sei er auch als Pfarrer und als Künstler jeweils ganz bei dem gewesen, was er gerade tat.

Brücken bauen zu Kirchenfernen

Zu seinen Ikonen und Texten fand Verena Frei erst nach seiner Rückkehr in die Schweiz (1997) einen Zugang, als sie ihn an seine Ausstellungen begleitete. Sie konnte dazu aus ihrem Wissen über spirituelle Baumheilkunde schöpfen, sagt die gelernte Kinderkrankenschwester. «Bäume sind ein uraltes Symbol, sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist, verwurzelt zu sein und uns dem Licht zuzuwenden, um ‘auferstehungsleicht’ zu werden, würde mein Vater sagen.»

«Bäume helfen uns, die Herausforderungen des Lebens, besser zu verstehen und die sichtbare und unsichtbare Welt miteinander zu verbinden, damit wir ganz werden». Auch ihr Vater sei bestrebt gewesen, Gott und die Menschen miteinander zu verbinden. Nicht zufällig lautete sein Pfadiname «Brüggli».


Verena Frei sieht sich auch als Brückenbauerin, etwa zu eher kirchenfernen Menschen, die genauso zu Boesch Ikonen Zugang finden können. Sie, die von sich selber sagt, sie sei vor allem «Mensch, nicht Christin», fügt an: «Wir sollten diesen Schatz des Christentums bergen. Es wäre schade, in der Ablehnung alles über Bord zu werfen.» Auch dazu möchte der Förderverein mit dieser Ausstellung beitragen.

100 Jahre Josua Boesch
Josua Boesch (1922-2012) war Goldschmid und reformierter Pfarrer. Mit 57 Jahren verliess er Pfarramt und Familie und lebte 18 Jahre als Eremit in der Toskana. Bekannt wurde er für seine Metallikonen und seine Psalmübersetzungen ins Zürichdeutsche. Die Wanderausstellung zeigt eine kleine, repräsentative Auswahl von Ikonen, dazu kurze Texte aus Gebeten, Psalmen und dem Tagebuch des Künstlers, der im November 100 Jahre alt geworden wäre.

Die Wanderausstellung «100 Jahre Josua Boesch» gastiert vom 4. – 18.9. in der reformierten Stadtkirche Burgdorf, (Kirchbühl 26). Vernissage ist am 4.9. im Rahmen des Gottesdienstes um 9.30 Uhr. Weitere Ausstellungsorte auf der Website des Fördervereins.

Dämmert der Morgen einer neuen Welt?  - Symposium zur Mystik von Josua Boesch (1922-2012), 15. November, Kloster Kappel

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