Nachwuchs im Kirchturm von Interlaken

Turmfalken als langjährige Untermieter

Im Turm der katholischen Heiliggeistkirche Interlaken nisten jedes Jahr Turmfalken. Dieses Jahr posierte ein Jungtier vor der Kamera des Sakristans.

Von Sylvia Stam

Im Glockenturm der Heiliggeistkirche Interlaken nisten schon seit Jahren <link https: www.vogelwarte.ch de voegel voegel-der-schweiz turmfalke external link in new>Turmfalken. Durch das Loch, welches ursprünglich für die Kirchenuhr vorgesehen gewesen sei, gelangten sie in den Turm, erklärt Sakristan Klaus Lausegger gegenüber dem «pfarrblatt». Seit er vor einigen Jahren mit Hilfe eines Bretts den Durchzug im Turm verringert habe, kämen sie jedes Jahr. «Sie haben ein schlichtes, einfaches Nest, die Eier liegen sozusagen auf Sand» erläutert der Sakristan.

Er vermutet, dass der Kirchturm sich gut eigne, weil im angrenzenden Schlosspark viele Bäume stünden. Diese hätten eine gute Höhe, um von dort ungestört in den Turm zu gelangen.

Flugversuche von Jungvögeln

In früheren Jahren, wenn im kleinen Hohlraum im Turm zu viele Küken geschlüpft waren, seien die Jungvögel aus dem Nest gefallen, bevor sie fliegen konnten, schreibt die Pfarrei auf den Pfarreiseiten des aktuellen «pfarrblatts» (16/21). Diese hätten sie eingesammelt und <link https: sites.google.com site vogelpflegestationoberwilis verena-stauffer external link in new>Verena Stauffer von der Wildvogel-Pflegestation Pfaffenried (links im Bild, Foto: Daniela Schneider) zur Aufzucht und späteren Auswilderung übergeben. «Als sie aufgezogen waren, hat sie sie zurückgebracht und wir haben sie in Matten auf dem Flugplatz ausgewildert», erzählt Pfarrei-Sekretärin Daniela Schneider gegenüber dem «pfarrblatt».

Dieses Jahr hatte der Sakristan Glück: Ihm gelang es, einen Jungvogel zu fotografieren, der «wohl etwas müde von den ersten Ausflügen» am Boden sass, schreibt die Pfarrei.

Auch im Turm der Notre-Dame de Paris

Tatsächlich kommt es öfters vor, dass Turmfalken sich Kirchtürme aussuchen, ist auf Anfrage bei der Vogelwarte Sempach zu erfahren. «Turmfalken sind Nischenbrüter. Sie brüten in Felsnischen, in alten Krähen- und Elsternnestern sowie in Nischen hoher Gebäude wie beispielsweise Scheunen, Hochhäuser, Kirchtürme oder Brücken», schreibt Martina Schybli, Fachmitarbeiterin Öffentlichkeitsarbeit bei der Vogelwarte Sempach auf Anfrage. So nisteten etwa auch in den evangelisch-reformierten Kirchen Oberrieden ZH und Romanshorn TG Turmfalken. Auch in der Kathedrale «Notre-Dame de Paris» hätten vor dem Brand welche genistet, weiss Schybli.

Damit sie sich ansiedelten, brauche es nebst einem geeigneten Neststandort auch ein ausreichendes Nahrungsangebot in der Nähe.

Förderprogramme auch für Turmfalken

Der <link https: www.nabu.de tiere-und-pflanzen aktionen-und-projekte lebensraum-kirchturm index.html external link in new>deutsche Naturschutzbund NABU hat für bedrohte Tierarten wie für Turmfalken, Fledermäuse, Schleiereulen oder Dohlen ein eigenes Förderprogramm mit Namen «Lebensraum Kirchturm» entwickelt: Kirchen, die sich besonders für den Artenschutz einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können.

Auf Kirchtürme limitierte Förderprogramme gebe es in der Schweiz nicht, sagt Schybli, für die 50 Vogelarten, die es am nötigsten hätten, gebe es jedoch nationale Artenförderungsprogramme mit artspezifischen Massnahmen. Auch der Turmfalke gehöre zu diesen 50 Arten. Unter anderem dank der Bereitstellung von Nistkästen gehe es dem Turmfalken inzwischen wieder besser als noch zwischen den Sechziger und Neunziger Jahren.

Kirchtürme für Mauer- und Alpensegler geeignet

Laut Schybli sind Kirchtürme auch besonders gut geeignet für die Förderung von Mauer- und Alpenseglern. Diese brüteten in Nischen und Hohlräumen meist älterer Gebäude. «Segler mögen Gesellschaft, mit geeigneten Nistkästen können an Kirchen langjährige Brutplätze für viele Vögel angeboten werden.»

In Interlaken ist dies bisher noch nicht der Fall: Ausser Turmfalken sind dort keine weiteren Nistvögel gesichtet worden, berichtet Sakristan Lausegger.

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