Ozioma Nwachukwu ist Pfarrer in Thun und pflegt dabei auch die Beziehungen zu seiner Heimat Nigeria, etwa mit einem besonderen Advents-Gottesdienst. Foto: Christina Burghagen

«Niemand kann allein zur Krippe gehen»

Pfarrer Ozioma feiert einen nigerianischen Adventsgottesdienst in Thun

Am dritten Advent feiert die Pfarrei St. Martin in Thun mit ihrem Pfarrer Ozioma Nwachukwu jeweils mehr als eine Sonntagsmesse. Der Nigeria-Igbo-Schweizer Gottesdienst wird zu einem besonderen Fest: besinnlich und musikalisch, farbenfroh und fröhlich.

von Karl Johannes Rechsteiner

Ungewöhnliche Harmonien ertönen zum dritten Advent in der Martinskirche in Thun. Orgel und Kirchengesangbuch kommen zwar auch zum Zuge. Doch vor allem nigerianische und afrikanische Klänge erfüllen den offenen Kirchenraum und die vielen Menschen, die gekommen sind.

Schon lange vor 11 Uhr werden Melodien eingeübt. Rund ums Klavier versammelt sich der nigerianisch-afrikanische Chor, dem sich auch manche von weither angereiste Frauen, Männer und Kinder anschliessen. Da ist eine Klosterfrau aus Rom, und der Pianist entpuppt sich als Priester, der in Innsbruck studiert und nun die richtigen Tonarten findet zu den spontanen Gesängen.


Unter den Winterkleidern an diesem eisigkalten Tag zeigen sich bunte festliche Gewänder: Sonntagskleidung afrikanischer Art. Als besuchten wir eine westafrikanische Kirche, beginnt wie zufällig der Einzug von Pfarrer Ozioma Nwachukwu und seinem Team – der Gottesdienst beginnt. Ein Ministrant entzündet die dritte Kerze am Adventskranz. Bibeltexte von Jesaia sprechen für sich. Und die Geschichte von Johannes dem Täufer passt zum adventlichen Warten auf Weihnacht: «Bereite den Weg», erklärt Pfarrer Nwachukwu.

Wieder hebt das Singen und Klatschen an, der Körper bewegt sich natürlich zu den afrikanischen Rhythmen und den gesungenen Gebeten. «Niemand kann allein zur Krippe gehen» – der Leitsatz des Tages beschreibt auch die verbindende Stimmung der Gottesdienst-Gemeinschaft, die sich hier zusammenfindet. Auf eine Predigt verzichtet Ozioma und erzählt stattdessen vom Partnerschaftsprojekt mit seiner Heimatgemeinde in Nigeria, projiziert dazu Bilder vom Ausbau der Bildungsstätte und zitiert aus Dankesbriefen. Denn die hiesige Pfarrei unterstützt die dortige Arbeit vielfältig.


«Katholisch» heisst «weltweit» – geteilt werden gute Gedanken, Werke, Musik und das Essen. Mit dem Schlusssegen dankt der Pfarrer allen Mitwirkenden – auch die Ministranten werden besonders gewürdigt. Und er lädt zur Fortsetzung des Tages bei «Nigerian Dishes», für weit über 100 Gäste von fleissigen Köchinnen und Köchen zubereitet. Im Pfarrsaal wird Fufu serviert und Papp aus aromatischem Bohnenmehl, frittierte Yam, Pepe-Soup mit Ziegenfleisch, gebratenes Huhn, Plantain (Kochbananen), scharfe Saucen und Salate. Zum Dessert gibt’s süssliche Gebäcke, schwimmend im Fett zubereitete «Baignants».


An den langen Tischen der Martinpfarrei und der afrikanischen Community geht eigentlich der Gottesdienst weiter in den Nachmittag. Während die Hiesigen schon auf dem Heimweg sind, ertönen erneut afrikanische Harmonien. Wovon die Lieder singen? «Wir loben und preisen Gott!», heisst die erstaunte Antwort. Was für ein Fest an diesem Adventssonntag.
 

Mbara Ozioma: Eine Partnerschaft blüht
Ökologische Ideen befruchten den Boden der Region von Umonumo im Süden Nigerias mit ihren 50000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Seit 2004 engagiert sich «Mbara Ozioma» hier für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen. Das partnerschaftliche Projekt für Entwicklungszusammenarbeit hat zahlreiche wirtschaftliche, soziale und Bildungsprojekte realisiert.
«Mbara» heisst in der Sprache der Igbo «ein Ort, wo etwas Wichtiges geschieht». «Ozioma» bedeutet «eine gute Nachricht, eine frohe Botschaft». Der Thuner Pfarrer Ozioma Nwachukwu hat den Anstoss für diese Initiative gegeben. Nicht nur seine Pfarrei fördert das wegweisende Projekt bis heute. Auch die Kollekte am Adventsgottesdienst in St. Martin kommt Mbara Ozioma zugute.
Infos: www.mbaraozioma.ch

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