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Ostern als Entdeckung

Aki-Kolumne von Benjamin Svacha

Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere, war Ostern immer eine fröhliche Sache:
Es war keine Schule, wir hatten oft Besuch und es wurden Ostereier bemalt oder mit Kräutermotiven gefärbt. Nicht zuletzt wurden nebst den bunten Eiern auch Süssigkeiten und Schoko-Osterhasen in jeder denkbaren Form und Grösse im ganzen Garten versteckt, um später wieder von uns Kindern gefunden zu werden. Alles war darauf ausgerichtet, eine gute Zeit zu haben - Gottesdienste gehörten aber nicht zum Programm.

Man merkt deutlich: Ich bin in einer kirchenfernen Familie aufgewachsen, und trotzdem wäre Ostern bei uns, wie in vielen anderen unreligiösen Familien auch, nicht wegzudenken gewesen. Für mich war es ein grosses Fest, auf das man sich freut, weil es nur ganz selten stattfindet und dadurch besonders aufregend ist. Lange Zeit hatte ich deshalb auch gar nicht gewusst, dass Ostern für zahlreiche Menschen noch eine ganz andere Bedeutung hat als Ostereier färben, Schokohasen suchen und gemeinsam Brunchen - und ich kann mich nicht daran erinnern, dass an Ostern je einmal von einem Gott, von Tod oder gar von Auferstehung die Rede gewesen wäre.

Möglicherweise haben meine Eltern es damals verpasst, meinen Geschwistern und mir eine Art «religiöser Grundbildung» beizubringen, um zu verstehen, was überhaupt gefeiert wird. Wenn ich ehrlich bin, bin ich aber in gewisser Weise dankbar dafür: Es hat mir ermöglicht, später, als ich um die 20 Jahre alt war, bei Null anzufangen und die ganze christliche Glaubenslandschaft neu zu entdecken - und zwar ohne, dass ich von jemandem dazu gedrängt wurde oder mir die Lust daran schon alleine deshalb vergangen wäre, weil man mir als Kind schon genau beigebracht hat, was ich zu glauben habe.

Wahrscheinlich wäre es nicht sehr klug, mein Beispiel als Universallösung dafür vorzuschlagen, wie man mehr Menschen für Sinn- und Glaubensfragen begeistern kann. Für mich hat dieser Weg aber gut funktioniert, und in gewissem Sinne auch die kindliche Ostererfahrung weitergeführt: Was mit dem Suchen nach Ostereiern und Süssigkeiten begonnen hat, hat sich im Verlauf der Jahre zu einer Suche nach tragenden Antworten auf die grossen Fragen des Lebens gewandelt. Dabei kreuzt man fast unausweichlich auch immer wieder die Themen, um welche sich Ostern «eigentlich» dreht: Auf das Geheimnis, welches alle Fragen nach Gott, Tod und Auferstehung umhüllt, aber auch auf die Zuversicht, dass dieses Geheimnis am Ende eines sein wird, welches uns gut gesinnt ist.

Benjamin Svacha

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