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Pause

Kolumne aus der Inselspitalseelsorge

Seit Anfangs März bin ich Teil des Seelsorgeteams am Inselspital. Seither hat sich mein Leben verändert.

Plötzlich bin ich vier Tage in der Woche Seelsorgerin, nicht mehr wie vorher einen Tag in der Woche und daneben gibt es die Vielfalt des Pfarramts. Nein, jetzt ist alles viel dichter. Ich begegne so vielen Menschen mit ihren unterschiedlichsten Lebensgeschichten, oft auch Menschen, deren Leben durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall abrupt anders ist. Vier Tag in der Woche begegne ich Hoffnung, Trauer, Angst, Verzweiflung, Fragen ans Leben, einordnen und verstehen können, Pläne schmieden für die Zukunft oder zurückschauen, auf all das, was im Leben möglich war. Und ich, ich begleite, ich halte mit aus und manchmal fühle ich mich auch hilflos.

Wenn ich frei habe, brauche ich Pause, Pause von Eindrücken, Pause von News, Pause von Informationen über Unfälle etc.

Ich merke, dass die freien Tage als Spitalseelsorgerin gerade so wichtig sind wie die Arbeitstage. Mein Kopf und meine Seele brauchen andere Bilder und Eindrücke. Auch mein Frei gestalte ich plötzlich viel bewusster.

In einer Weiterbildung übers Thema Trauern meinte der Psychologe und Trauerforscher Hansjörg Znoj einmal, es sei für Betroffene wichtig, sich auch ab und zu von der Trauer abzulenken. «Trauer ist anstrengend, deshalb muss man sich auch zwischendurch erholen.»

Jetzt verstehe ich diese Aussage nochmals viel besser. Auch da braucht es Pausen.

Es sind Kleinigkeiten, die mir gut tun, ein Spaziergang, eine kleine Velotour, ein Gespräch mit einer Freundin über ganz Alltägliches.

Am allerliebsten sitze ich aber einfach unter der Birke in unserer Nachbarschaft, lehne mich zurück, schaue durch das Blätterdach hindurch in den Himmel und lausche dem Gezwitscher der Vögel. Einfach Dasein im Moment, den Atem spüren und Teil des Lebens sein.

Wovon brauchen Sie Pause und wie gestalten Sie diese?

Martina Wiederkehr-Steffen, Seelsorgerin im Inselspital

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