Der 19-jährige Landschaftsgärtner Severin Fux und der Projektleiter Vincent Geiser-Käppeli, 60, gehör(t)en beide zur Pfadigruppe St. Josef, Köniz. Beide engagieren sich weiterhin, «Thor» als Stufenleiter für 11- bis 16-Jährige und «Flegu» als Präsident des Altpfadivereins für Ehemalige aus der Stadt und Umgebung von Bern.
Interview: Anouk Hiedl
«pfarrblatt»: Was unterscheidet eure Pfadi von anderen?
Severin: Der deutlichste Unterschied ist, dass wir im Sommer unser Lager im Wald errichten und nicht wie die meisten anderen auf einer Wiese am Waldrand.
Vincent: Jede Pfadi ist anders, übernimmt Traditionen, verändert diese und schafft neue. Im Gegensatz zu vielen anderen Pfadigruppen pflegten wir zu meiner Zeit noch die «Fähnli»-Küche, das gemeinsame Essen und Kochen innerhalb der kleinsten Pfadigruppe.
Was gefällt oder gefiel dir besonders?
Vincent: Das Austoben, die verschiedensten Spiele und die Lagerfeuer. Später schätzte ich es, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein und das weiterzugeben, was ich als Kind in der Pfadi erlebt hatte.
Severin: Mir gefällt es im Lager immer sehr, zu sehen, wie alle zu einer Gruppe zusammenwachsen.
Passt dein Pfadiname heute noch zu dir?
Severin: Ich wurde 2015, in meinem ersten Lager auf Pfadistufe, auf «Thor» getauft – ein sehr imposanter Name. Warum und ob er zu mir passt, weiss ich nicht. Doch ich mag ihn sehr und konnte ihn zu «meinem» Namen machen.
Vincent: 1974 habe ich in meinem ersten Pfingstlager am Wohlensee den Namen «Flegu» bekommen. So sagt man auf Berndeutsch, nicht böse gemeint, einem wilden, vorwitzigen Bengel … Heute bin ich nicht mehr so quirlig und unruhig. Doch mein damaliger Pfadileiter McTram hat Weitsicht gezeigt: Ich bin auch als Erwachsener ein Kind geblieben.
Wie oft bist bzw. warst du in der Pfadi?
Severin: Das ist saisonabhängig. Während der Schulferien gibt’s wenig zu tun. Zu Stosszeiten, etwa vor dem Sommerlager, bin ich hingegen drei bis fünf Mal pro Woche in der Pfadi anzutreffen.
Vincent: Alles steht und fällt mit den Leitenden – fühlen sich die Kinder wohl, bleiben sie keiner Aktivität fern. Für mich gehörte die Übung am Samstagnachmittag dazu, ebenso die abendlichen Höcks und die verschiedenen Wochenenden und Lager. Ich war von 1971 bis 1993 aktiv, erst als Wolf in St. Josef, später dann in der Pfadistufenleitung des Berner «Windrösli», dem einzigen katholischen Pfadicorps im Grossraum Bern. Aktuell präsidiere ich den Altpfadiverein, einen lockeren Zusammenschluss von Ehemaligen.
Spiel(t)en Glaube, Kirche und Religion in deiner Pfadi eine Rolle?
Vincent: Ja, sehr! Wir gingen zusammen zur Kirche, gestalteten und erlebten mitreissende Jugendgottesdienste, übten zusammen Taizé-Lieder, nahmen an Pfarreifesten teil und waren an verschiedenen Aktivitäten des Verbands Katholischer Pfadi (VKP) dabei.
Severin: Heute binden wir Glauben und Religion nicht mehr direkt in der Pfadi ein. Dennoch sind die Werte, die wir vertreten, jenen ähnlich, die in vielen Religionen gelebt werden.
Wer war bzw. ist mit dir in der Pfadi?
Vincent: Zu meiner Zeit waren wir Buben von der 2. bis zur 9. Klasse dort. Die Mädchen unserer Pfarrei waren im Blauring organisiert. Gemischte Pfadigruppen kamen erst in den 1990ern auf.
Severin: Heute sind alle ab fünf Jahren und bis über ihre Leitungskarriere hinaus willkommen. Die meisten kommen aus Köniz und der grossräumigen Umgebung.
Pfadi ist …
Severin: … mehr als ein Hobby – eine Leidenschaft!
Vincent: «Es fägt!»