Foto: zVg

Pilgernd unterwegs

Aki-Kolumne von Benjamin Svacha

Während der Fastenzeit gab es einen Pilgertag für Studierende, der von den katholischen Hochschulseelsorgen in Basel und Bern gemeinsam organisiert wurde. Wie es der Zufall wollte, waren wir in einer Gruppe mit 13  Personen unterwegs – wie Jesus und seine 12 Jünger, hatte ein Mitpilger lächelnd bemerkt.

Die gewählte Route ist kein typischen Wander- oder Pilgerweg: Los geht es am Bahnhof in Olten, nach einem kurzen Stück durch den Wald gibt uns fortan die Aare die Richtung vor: Vorbei an verschiedenen Dörfern, mit allem, was dazugehört: Hier ein Bauernhof, da ein Wohnquartier, vorbei an einem Recyclinghof, einmal unter den Bahngleisen durch, am riesigen Kühlturm des Kernkraftwerks vorbei. Zwischendurch Felder, Bäume, Fluss und Natur – auf manchen Streckenabschnitten im munteren Gespräch, auf anderen gemeinsam schweigend. Hin und wieder ein Zwischenhalt in einer Kirche, ein Lied, ein stiller Moment, ein kleiner Impuls mit einem Gedanken, der die kommenden Kilometer begleitet. Auch das Wetter kann sich nicht so richtig entscheiden: Strahlender Sonnenschein und kurze Regenschauer wechseln sich den ganzen Tag hindurch ab.

Bei einer kleinen Wiese zwischen Waldrand und Aare, irgendwo in der Nähe von Erlinsbach, halten wir für einen Moment inne und hören einem Evangeliumstext zu: Jesus ist ­unterwegs nach Jerusalem. Es beginnt wieder zu regnen, alle machen ihre Schirme auf oder ziehen die Kapuzen hoch. Für mich ein spezieller Moment: Über der Wiese die langgezogenen Regenfäden in der Luft, das Flussrauschen begleitet uns, während wir «Laudate omnes gentes» singen …

Dann hört der Regen auf und wir gehen den nächsten Abschnitt in Stille. Wir sind unterwegs nach Aarau und stellen uns vor, die Kleinstadt sei unser Jerusalem, auf das wir gerade zugehen – und manchmal passt alles zusammen: Gerade, als wir in ­Aarau ankommen, zeigt sich ein kräftig leuchtender Regenbogen. Die ganze Gruppe bleibt stehen und geniesst den besonderen Augenblick. Ich komme nicht umhin, an die berühmte ­Bibelstelle aus Genesis 9 zu ­denken, wo Gott zu Noah spricht: «Wenn der Regenbogen in den Wolken steht, werde ich ihn ansehen, um mich an den ewigen Bund zu erinnern, den ich mit allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe.»

Benjamin Svacha

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