Reform-Allianz will Brücken bauen

Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch»

Sie wollen gleiche Rechte für alle Getauften in der katholischen Kirche. Sie wollen vernetzen und sichtbar machen - gleichzeitig wollen sie Brückenbauer*innen sein: Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch».

Von Sylvia Stam

«Wir werden die Kirche nicht innert Jahresfrist auf den Kopf stellen», sagt Mentari Baumann, «aber ich glaube, dass wir einen Schritt weiterkommen.» Baumann ist ab Dezember Geschäftsleiterin der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK).

Mit dieser neu besetzten Stelle wird die Arbeit der im Januar gegründeten AGK konkreter: Die Allianz setzt sich für «Gleiche Würde und gleiche Rechte» ein, dies in Bezug auf Geschlecht, Lebensform und Weihestand. Sie versteht sich als Dachorganisation all jener, die für diese Reformanliegen in der katholischen Kirche eintreten. Die AGK ist die Nachfolgeorganisation der Allianz «Es reicht», die aus dem Protest gegen den konservativen Churer Bischof Vitus Huonder entstanden war.

Im Unterschied zu dieser möchte die AGK jedoch nicht nur protestieren, sondern auch «vorhandene Ansätze in den Mittelpunkt rücken», sagt Valentin Beck, der als Jubla-Präses Mitglied der Steuergruppe der AGK ist. Als Beispiele nennt er die Regenbogenpastoral im Bistum Basel, aber auch Pfarreien, die ihre Leitung teilen. Solche Ansätze sollen mit einem Label belohnt werden. «Die Allianz fungiert als Vernetzerin, sodass man rascher voneinander und von Anlässen erfährt», sagt Katharina Jost, die als Vize-Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds ebenfalls Mitglied der Steuergruppe ist. Durch diesen Wissens-Transfer sollen Reformanliegen «mehr Drive bekommen», hofft Jost. Wichtig sind der AGK zudem Digitalisierung und Professionalisierung, damit die Energie nicht verpuffe.

Reformbischöfen den Rücken stärken

Trotz ihrer Reformanliegen versteht sich die AGK als Brückenbauerin: Reformwilligen Bischöfen möchte sie «den Rücken stärken», so Beck. Kirchenfernen und jüngeren Menschen möchte sie zeigen, «dass Kirche auch anders gelebt werden kann», so LGTB-Aktivistin Baumann.

Wie dies geschehen soll, ist noch weitgehend offen. Geplant sind eine Website und weitere digitale Kanäle, zudem hat die Steuergruppe Kontakt mit der Bischofskonferenz aufgenommen und sich als Gesprächspartnerin im Synodalen Prozess angeboten. Zur Umsetzung ihrer Vision gibt sich die AGK bis 2025 Zeit. Bis dahin sollen «viele Orte sichtbar werden, in denen Kirche anders gelebt wird, als der Vatikan vorschreibt», so Jost. Im Idealfall kann die AGK dazu beitragen, dass es zu «Dammbrüchen in der globalen Kirche kommt», so Beck.

Für Einzelpersonen offen

Der Aufbau der AGK ist komplex: Massgebliches Organ ist die Projektgemeinschaft. Dieser können sich Einzelpersonen, Organisationen, Vereine, Pfarreien, Bewegungen, Ordensgemeinschaften u.a. anschliessen. Die Zugehörigkeit kann sichtbar oder unsichtbar, mit oder ohne Stimmrecht sein. Zurzeit haben 25 Organisationen bzw. rund 100 Personen ihre Zugehörigkeit erklärt.

Die Basis der AGK bildet ein Trägerverein, der für Kontinuität sorgen und die Finanzen absichern soll. Bislang sind die Jubla Schweiz, die Katholische Sozialbewegung KAB Schweiz, der Schweizerische Katholische Frauenbund und die Fachstelle Bildung und Propstei der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau Mitglied im Trägerverein. Diese entsenden je eine Vertretung in die Steuergruppe, welcher die strategische Führung obliegt. Die Steuergruppe verantwortet das Profil sowie die Führung der Geschäftsstelle. Die Geschäftsleiterin koordiniert den Informationsfluss der Projektgemeinschaft, initiiert Projekte und Kampagnen und ist Ansprechpartnerin für Medien und kirchliche Gremien. Die Geschäftsstelle ist in Luzern. Finanziert wird die AGK durch Beiträge der RKZ, der Herbert-Haag-Stiftung, des Fastenopfers und des Schweizerischen Katholischen Volksvereins sowie durch Spenden.

Interview mit Mentari Baumann

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