Seit über 30 Jahren gehört es zu Bern: das «Bücherbergwerk» Monbijou. Foto: Roberta Winterberg

Rettung für das Bergwerk der Bücher

Dem Bücherbrocki am Montbijou droht das Aus.

Das Berner «Bücherbergwerk» steht vor dem Aus. Im Bücherbrocki im Monbijou-Quartier betreibt das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (SAH) auch ein Arbeitsintergrationsprojekt. Eine Spendenaktion soll das Überleben sichern.

Von Silvan Beer

Das «Bücherbergwerk» Monbijou gehört zur kulturellen und sozialen Landschaft Berns. Seit über 30 Jahren gibt es dieses Bücherbrocki in wechselnder Form, das sich zum grössten Antiquariat in der Schweiz entwickelt hat. Nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt warten rund 150`000 antiquarische Bücher darauf, erneut gelesen zu werden. Nun soll das Projekt unter dem finanziellen Druck, der in der Berner Sozial- und Bildungslandschaft herrscht, gestrichen werden. Mit der Spendenaktion «Rettet das Bücherbergwerk» soll das verhindert werden.

Second Hand Bücher und Arbeitsintegration

«Das Bücherbergwerk stellt bewusst einen Gegenpol zur Wegwerf-Gesellschaft dar und fördert eine der wohl wichtigsten Grundkompetenzen: Das Lesen!», erklärt das Team im Rundbrief. Auf 800 m2 kann hier in dem vielfältigen und preiswerten Angebot gestöbert werden. Das Bücherbergwerk ist stadtbekannt und wird von Berner Literaturbegeisterten rege besucht. Seit einigen Jahren werden zusätzlich eine Vielzahl von Kulturevents wie Lesungen, Performances, Theater und Film durchgeführt.

Zudem wird im «Bücherbergwerk» durch das SAH (Schweizerisches Arbeiterhilfswerk) ein Arbeitsintegrationsprojekt betrieben. Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien kommen an diesem Ort zusammen, um neue berufliche Perspektiven zu entdecken. Hier können sie in einer geordneten Struktur soziale Kontakte aufbauen und eigene Ressourcen entwickeln, um im Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen.

Unter der professionellen Begleitung des Leitungsteams können sie sich einer sinnvollen Tätigkeit nahe am Arbeitsmarkt widmen. Es werden spezifische Arbeitsinstrumente erlernt und die berufliche Qualifizierung der Teilnehmenden gefördert. Gerade als Einstieg in den Buchhandel ist dieses Projekt erfolgreich. So ergatterte gerade eine Teilnehmerin eine Lehrstelle in der Buchhandlung Stauffacher. Es gibt jedoch die verschiedensten Tätigkeiten im «Bücherbergwerk» und alle Teilnehmenden finden einen Bereich, der ihnen liegt und in dem sie sich weiterentwickeln können.

Steigender Spardruck auf die Sozialdienste

Heute jedoch droht dem «Bücherbergwerk» das Ende. Das SAH ist unter dem Spardruck, der in der gegenwärtigen Bildungslandschaft im Kanton Bern herrscht, gezwungen, grundlegende strukturelle Änderungen vorzunehmen. Daher muss das SAH zwei von vier internen Betrieben schliessen – darunter das Bücherbergwerk. Das bedeutet, dass das Personal und die Teilnehmenden auf Ende Jahr in ein anderes Projekt versetzt werden. Die Bücher können weiterhin online bestellt werden. Doch der Ladenbetrieb und das dort betriebene Integrationsprojekt werden eingestellt.

Das SAH kämpft um den Fortbestand

Das Team des «Bücherbergwerks» und das SAH will dieses abrupte Ende nicht kampflos hinnehmen. Sie suchen nach einer Lösung, um weiterhin in physischer Form vor Ort bestehen zu können. Dazu brauchen sie Zeit und Geld. Um das nächste Halbjahr finanzieren zu können, wird nun zu einer Spendenaktion aufgerufen. 70`000 Franken müssen bis Mitte Dezember aufgebracht werden. Mit diesem Geld kann in einer ersten Phase der Betrieb vor Ort weitergeführt werden. In dieser Zeit soll eine professionelle und nachhaltige Form mit neuem Finanzierungskonzept entwickelt werden, in der das «Bücherbergwerk» weiterbestehen wird. Mit vollem Einsatz arbeiten das Team vom «Bücherbergwerk», das SAH und literaturbegeisterte Bernerinnen und Berner an einem kleinen Wunder. Denn das drohende Ende des «Bücherbergwerks» bewegt. Ob jung oder alt, in der Kundschaft löst diese Nachricht Betroffenheit aus, die sich in ganz unterschiedlichem Engagement ausdrückt, um diesen einmaligen Ort zu erhalten.

 

Spendenkonto:
Verein SAH Bern, 3011 Bern, Postfinance IBAN CH13 0900 0000 3076 1339 3

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